Kategorien
Ausgabe 53 TITELTHEMA

Einsteigen bitte

MIT DER BAHN DURCH EUROPA

Durch die Klimadebatte hinterfragen wir immer mehr, ob und wie wir Reisen wollen, was häufig zu den immer gleichen Debatten führt. Häufig wird die Bahn in diesen Diskursen als Alternative zum Fliegen schnell abgetan. Doch ist das angemessen, oder geben wir diesem Verkehrsmittel nicht die Wertschätzung, die es verdient?

Das absolute Totschlagargument in einer Diskussion ist immer, Bahnfahren sei zu teuer. Doch was betrachten wir denn, wenn wir Flugpreise bewerten? Sicherlich nur den Preis für den Flug selbst. Das Problem dabei ist, das dieser Flug langfristig uns alle sehr viel mehr kostet, da die Schäden, die an der Umwelt angerichtet werden, langfristig für die Gesellschaft noch sehr viele Probleme darstellen werden. Zu dieser Preisargumentation kommt auch noch hinzu, dass auf den ersten Blick günstige Angebote sich sehr schnell mehr als verdoppeln, wenn Reisende mehr als nur Handgepäck mitführen. So soll ein Flug eines großen Billigfluganbieters von Hamburg nach London 28€ kosten, was auf den ersten Blick aber nicht eindeutig ist, dieser Preis ist nur mit Handgepäck gilt. Für ein weiteres, größeres Gepäckstück müssten Reisende noch einmal 28€ dazuzahlen. Die vergleichbare Strecke würde über das Online Portal Interrail zwar ca. 185€ kosten, jedoch handelt es sich hier um ein Ticket, das nicht nur für diese eine Strecke nutzbar ist. Mit diesem Pass kann man vier Tage in einem Monat den Gesamten Zugverkehr in Europa nutzen, das entspricht allein für eine Tour etwa 46,25€. Aber auch hier gibt es etwas zu beachten: Preise für Reservierungen sind nicht mit inbegriffen. Ein weiteres Argument, welches man intuitiv als positiv für das Fliegen auslegen würde, ist die Reisezeit. Ganz falsch ist dies auch nicht, die Zeit,die in dem Verkehrsmittel verbracht wird, ist beim Fliegen eindeutig geringer als beim Zugfahren, jedoch ist dies nicht die gesamte Reisezeit. Wenn man fliegt, muss man oft schon Stunden vor Beginn des Fluges am Flughafen sein, um durch die Sicherheitskontrolle zu kommen, das Gepäck aufzugeben usw. Das bleibt beim Zugfahren alles erspart, weshalb Kurzstreckenflüge innerhalb Europas teilweise mehr Zeit am Boden beanspruchen als in der Luft.
 Viele der Zugverbindungen, die sich für Reisende auch für weite Strecken anbieten, sind ebenfalls schon vorhanden, erfreuen sich aber keiner sonderlich großen Bekanntheit. Ein gutes Beispiel dafür ist der „Transeuropean Express (EN 453/24J)“ oder „Paris – Moskau – Express“: Dies ist ein Nachtzug, der, außerhalb der Pandemiezeiten, einmal pro Woche zwischen Paris und Moskau fährt. Dies ist vielleicht kein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass Zugverbindungen in Sachen Schnelligkeit oder Kosten mit dem Fliegen konkurrieren können, aber es zeigt meiner Ansicht nach auf, dass es schon eine Infrastruktur gibt, welche nicht nur durch Deutschland führt, sondern auch über Europa hinaus geht. Es wäre schade, diese schon vorhandene Infrastruktur noch weiter verkommen zu lassen und in immer mehr Orten den Anschluss an dieses Verkehrsmittel zu verlieren.

Von Florian Witte

Chefredakteur ab dem Schuljahr 21/22

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.