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Ausgabe 54 PANORAMA VOR ORT

Jetzt klappt Inklusion

Mit seiner Bahnhofsbrücke hat die Stadt Varel es in den letzten Jahren schon einige Male in Satiremagazine geschafft. Mit diesem altbekannten Problem hätte jedoch nach vielen Versprechungen Ende 2021 endlich Schluss sein sollen.

Durch den Ausbau der Bahnstrecke Oldenburg – Wilhelmshaven musste der unter Denkmalschutz stehende, 1913 erbaute Bahnübergang umgebaut und zum Teil abgerissen werden. Der Plan der deutschen Bahn sieht eine vollständige Elektrifizierung dieses Bahnabschnittes vor, nachdem sie diese Strecke zweigleisig ausbaute. Die alte Brücke wurde jedoch in einer Zeit konzipiert, in der Oberleitungen noch nicht oft verwendet wurden, sodass für den Fahrdraht nicht genug Platz vorhanden war. Der Bahn ließ das zwei Möglichkeiten, zum einen ein Anheben der alten Brücke, dadurch wäre das Gebäude zwar stehen geblieben, jedoch wäre dies sehr teuer geworden. Die zweite Option wäre ein kompletter Abriss gewesen, das war jedoch mit dem Denkmalrecht nicht vereinbar. Aus diesen Gründen wurde eine Kompromissform entwickelt, bei der die beiden Aufgänge des alten Bauwerkes stehen gelassen und direkt dahinter ein neuer Übergang gebaut wurde.

Mit dem Umbau wird zudem ein altbekanntes Problem gelöst, welches der Bahn seit etwa 14 Jahren sehr viel Kritik bereitet: die fehlende Barrierefreiheit.

Nachdem 2008 der ebenerdige Übergang zu den Gleisen zwei und drei aus Sicherheitsgründen entfernt wurde, hatten gehbehinderte Personen keine Chance mehr, mit dem aus Oldenburg kommenden Zug nach Varel zu reisen, ohne einen Umweg über Sande zu machen, damit sie auf dem richtigen Gleis ankommen. Das gleiche Problem galt auch für Radfahrer*innen und vor allem E-Bike Fahrer*innen, welche mit ihren Rädern zum Teil kaum eine Chance hatten, die Treppen hoch und auf die andere Seite zu kommen. Aber auch in der Umbauphase gab es noch weitere Probleme. So wurde ein Baugerüst als Ersatz für die gesperrte Brücke aufgestellt. Dieses brachte, wie Baugerüste es nun mal an sich haben, jedoch das Gefühl auf, nicht sehr stabil zu sein, da sich unter anderem die einzelnen Bohlen bei jedem Schritt etwas durchbogen. Dies führte dazu, dass einige Reisende nun aus Höhenangst einen Umweg fahren mussten und das alles trotz des Versprechens der Bahn, schnell eine Lösung zu finden.

So sollte bereits 2012/13 mit dem Umbau zur Barrierefreiheit begonnen werden. Dieses Versprechen sowie das darauffolgende, eine Fertigstellung bis Ende 2018, wurden nicht eingehalten. Dies führte zu viel Frust unter den Bahnfahrenden und sorgt für einige Unterschriftenaktionen so wie national ausgestrahlte satirische Fernsehbeiträge. Auch wenn sich jetzt etwas tut, den eigentlichen Zeitplan konnte die Bahn nicht einhalten. Der eigentliche Plan war eine Elektrifizierung bis 2016 und eine Zweispurigkeit bis 2012, jedoch gelang nur das Erreichen der Zweispurigkeit in diesem Streckenabschnitt. Die Elektrifizierung der gesamten Strecke bleibt bis jetzt aus.

Dies liegt unter anderem daran, dass der Boden auf der Strecke Varel-Wilhelmshaven zum Teil sehr weich ist, wodurch die Schienen nicht in einer konventionellen Weise gelegt worden konnten, sondern eine Art Brücke errichtet werden musste.

Es wird anscheinend die Zeit zeigen müssen, wann der Streckenausbau vollkommen vollendet sein wird. Die seit 14 Jahren fehlende Barrierefreiheit scheint sich in Varel jedoch zum Glück erledigt zu haben.

Von Florian Witte

Chefredakteur ab dem Schuljahr 21/22

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