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Ausgabe 52 SCHULE

Das Desaster wurde abgewendet

Lange waren die Schulen in unserem Land geschlossen. Während der Schließung konnten wir alle auch am LMG ein paar bemerkenswerte Erfahrungen sammeln.

Als am 13. März dieses Jahres die Schulen geschlossen wurden, blickten wir alle in eine ungewissen Zukunft. Niemand wusste, wie lange der “Shutdown”, also das Herunterfahren des gesamten Landes andauern würde. Genaue Anweisungen an die Schulen, wie zu verfahren sei, blieben aus. Ob Lehrer weiterhin in den Schulen zur Arbeit erscheinen sollten, war unklar.

Wie genau es weitergehen solle, wusste niemand. Im Freistaat Bayern etwa gibt es einen Bildungsserver (“mebis”), von dem sich Schüler Aufgaben herunterladen und bearbeiten können. Das Land Niedersachsen kündigte an, das Erscheinen ihrer “Bildungscloud”, die sich seit 2018 im Probebetrieb befindet, um ein ganzes Jahr nach vorzuverschieben. Die Katastrophe war vorprogrammiert: Vor einigen Wochen wurde das Ausrollen der Cloud gestoppt, im Saarland wurden Namen und Daten von über 100 Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnnen und Lehrern veröffentlicht, in Brandenburg wurden ebenfalls Daten entwendet. Alle Länder benutzten den gleichen Anbieter.

Als dann die Phase des Lernens zu Hause begann, mussten alle mehr oder weniger verwundert feststellen, dass IServ unbenutzbar war. Der Server von IServ steht direkt im LMG, die Internetleitung der Schule war verglichen mit der Anzahl an Nutzern einfach ein Witz, die Geschwindigkeit des Anschlusses quälte Schülerinnen und Lehrer schon lange, spätestens nun wurde es dem Unterricht zum Verhängnis.

Doch immerhin: Schnell gestand man sich seine Fehler ein und vorübergehende Abhilfe wurde geschaffen. Bereits zwei Tage, nachdem der langsame Anschluss bemerkt wurde, rissen Bauarbeiter die Gehwege der Moltkestraße auf, um ein neues Glasfaserkabel zu verlegen. Im Gebäudeinneren wurde, um Zeit zu sparen, das Kabel eigenhändig vom stellvertretenden Schulleiter, Herrn Frels, und dem Hausmeister, Herrn Müller, verlegt. Entwicklungen, mit denen auch wir nicht gerechnet hätten. Bis zur Freischaltung des Anschlusses zog der IServ-Server zur BBS um, die bereits mit schnellem Internet versorgt war.

In den Tagen und Wochen danach lief IServ äußerst stabil, das müssen wir auch betonen. Getan hat sich danach Gewaltiges: Viele Lehrer hielten Videokonferenzen mit ihren Schülern ab und besonders engagierte Lehrer produzierten eigene Erklärvideos. Herr Frels z.B. erklärte seinem Mathe-Grundkurs in mehreren Videos Grundlagen fürs heimische Lernen.

„Getan hat sich danach Gewaltiges: Viele Lehrer hielten Videokonferenzen mit ihren Schülern und besonders engagierte Lehrer produzierten eigene Erklärvideos.“

Und auch nach der Wiederaufnahme des so genannten  Präsenzunterrichts, also des Unterrichts in der Schule, blieben die Innovationen nicht aus: Im Geschichts-Leistungskurs von Herrn Lütje wird der Inhalt der Tafel samt Lehrer und Ton der Schüler per Videokonferenz an die Mitschüler zu Hause übertragen.

Abschließend sollte auch nicht die Bereitschaft der Schulleitung unerwähnt bleiben, die Handynutzung im Unterricht und in den Pausen zu erlauben. Nachrichten an Lehrer sowie die Planung von Hausaufgaben oder der ein oder andere Chat mit den Mitschülern kann nun direkt vom Schulhof aus erfolgen. Eine Regelung, die mehr als überfällig war, auch wenn sie gerade noch getestet wird. Bis jetzt haben wir aber noch keine Beobachtung von Schülerinnen und Schülern gemacht, die nur noch auf ihr Handy schauen, auch die Lehrer scheinen positiv überrascht zu sein. Übrigens: Sogar das WLan der Schule wurde für die Schülerinnen und Schülern mit ihrem IServ Account freigegeben. Es ist zwar sehr langsam, aber immerhin ein Anfang, auf dem wir weiter aufbauen können, für die längst fällige Digitalisierung des LMGs.

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Ausgabe 52 SCHULE

Schulleiter im Gespräch

Seit fast einem Jahr haben wir einen Neuen im Verwaltungstrakt. Es wird also Zeit, um sich einmal bei den Schülern vorzustellen.

Das Interview führten Lennart und Tomko.

Kaktus: Vielen Dank für die Möglichkeit eines Interviews. Könnten Sie sich zu Beginn einmal selbst den Schülern vorstellen?

Müller: Mein Name ist Christian Müller, ich bin 46 Jahre alt. Ich wohne in Rastede und bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Gymnasiallehrerin und selbst komme ich hier auch aus der Gegend: Geboren bin ich in Sande, also schon mal im Landkreis Friesland! Aufgewachsen aber bin ich in Wiesmoor im Landkreis Aurich. In Aurich habe ich mein Abitur am Gymnasium Ulricianum gemacht, übrigens das größte Gymnasium in Niedersachsen. Nach dem Abitur, 1992, habe ich für das gymnasiale Lehramt in den Fächern Deutsch und Biologie studiert, die ersten zwei Jahre in Osnabrück und nach der Zwischenprüfung, die man ablegen musste, in Oldenburg. In Oldenburg habe ich mein erstes Staatsexamen in Deutsch und Biologie gemacht.

Danach habe ich eine Zeit „herumgedoktert.“ Ich habe dafür ein ordentliches Stipendium bekommen und es war eine Arbeit zu dem Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann, den ich verglichen habe mit Dichtern der Romantik, also um 1800 herum, und mit Autoren der sogenannten Postmoderne, also Gegenwärtiges. Die Doktorarbeit ist nur leider bis heute nicht fertig geworden. Mein Stipendium dafür lief drei Jahre und die Doktorarbeit war leider noch nicht fertig, als es auslief. Meine damalige Freundin sagte mir, ich solle was „Bodenständiges“ machen und Lehrer werden. Vielleicht schreibe ich an dem Projekt später einmal weiter…

Danach bin ich sozusagen in die zweite Phase eingetreten und habe mein Referendariat in Stadthagen gemacht. Meine Schule, an der ich unterrichtet habe, war dabei an der Weser in der Stadt Stolzenau, in der Nähe von Minden.

Nach dem Refendariat, das ich 2004 abgeschlossen habe, konnte ich gleich anfangen zu  arbeiten, an einem Sekundarstufe 1 – Gymnasium (Anm. d. Red.: Gymnasium bis zur 10. Klasse), dem Gymnasium Langen im Kreis Cuxhaven. An dieser Schule wurde ich dann sehr schnell Fachobmann für Deutsch und habe auch die Koordination für die Jahrgänge 5 und 6 gemacht.

2009 habe ich mich mit einer gewissen Stundenanzahl versetzten lassen an das Niedersächsische Internatsgymnasium in Bad Bederkesa. Dort habe ich nur in der Oberstufe unterrichtet, war aber zugleich auch an dem Gymnasium in Langen und habe da weiter meine bisherige Tätigkeit ausgeübt. Ich wollte aber gerne auf die andere Weserseite zurück und Oberstufe unterrichten, um für andere Schulen attraktiv zu bleiben. 2012 habe ich mich am Gymnasium Brake als Koordinator der Mittelstufe und des Vertretungsplanes beworben und wurde dort angenommen. Diese Stelle habe ich sehr gerne ausgeübt, doch dann wurde die Stelle des Schulleiters am Jade-Gymnasium in Jaderberg ausgeschrieben und ich konnte mich dort durchsetzen. Für das Amt dort bin ich vom Land Niedersachsen für drei Jahre beurlaubt worden. Nach den drei Jahren musste ich mich entscheiden, ob ich mich weiter beurlauben lassen möchte, habe dies aber nicht getan, weil ich gerne nochmal eine andere Herausforderung in Angriff nehmen wollte und ich wusste, dass hier in Varel, aber auch in Jever die Schulleiterstellen frei wurden. Deshalb habe ich mich auf beide Stellen beworben, weil man sich auch nicht sicher sein kann, dass man tatsächlich auch die Stelle bekommt, weil die Konkurrenz in der Regel recht groß ist. Am Ende lief es auf Varel hinaus, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Kaktus: Was sind denn ihre persönlichen Interessen?

Müller: Ich interessiere mich fürs Boßeln und Klootschießen, muss aber hier ein bisschen vorsichtig sein, Herr Frels ist ja im Schleuderball sogar deutscher Meister, so gut bin ich da längst nicht, aber ich boßle seit meiner Kindheit, das aber eben in Ostfriesland.

Dann interessiere ich mich sehr stark für die Region, auch weil ich Biologie-Lehrer bin. Also für alles, was hier an Pflanzen und Tieren beheimatet ist und ich bin deshalb auch häufiger mal auf dem Deich anzutreffen, einsamerweise mit meinem Fernglas und einem Spektiv. Das ist alles was, ich erst einmal zu meinen Hobbys sagen kann. Wenn ich Zeit habe, lese ich gerne, im Moment aber weniger. Hoffentlich ändert sich das wieder.

Kaktus: Kommen wir mal wieder zurück auf Ihre Schulzeit. Wie würden Sie die beschreiben? Waren Sie der Musterschüler oder mehr der Klassenclown?

Müller: Klassenclown war ich wahrlich nicht, ich gehörte wahrscheinlich schon zu den guten Schülern. Ich muss dazu auch sagen, dass ich mich von Schuljahr zu Schuljahr gesteigert habe, wenn man sich mal den Notendurchschnitt anschaut. Am Ende habe ich dann mein Abitur mit einem Schnitt von 1,7 gemacht. Mir hat meine Schulzeit aber sehr viel Spaß gemacht, also insbesondere die Schulzeit in Aurich in der Oberstufe. Ich hätte damals als Schüler sogar ans Lothar-Meyer-Gymnasium wechseln können, da die Schule in Wiesmoor keine gymnasiale Oberstufe führte, habe mich aber für Aurich entschieden. Die Zeit dort war für mich auch einer der Gründe, Lehrer zu werden. Wenn man also keinen Spaß an seiner Schulzeit hatte, sollte man vielleicht nicht Lehrer werden, es sei denn, es liegt an uninspirierenden Lehren und man selbst will es besser machen.

Kaktus: Sie sagten ja bereits, dass sie Deutsch und Biologie unterrichten, warum haben sie sich für diese Fächer entschieden?

Müller: Deutsch und Biologie sind auch meine Leistungskurse gewesen, als ich Abi gemacht habe. Für mich ist das eine schöne Mischung gewesen, weil auf der einen Seite eine Naturwissenschaft steht und auf der anderen Seite eben Deutsch als Sprach- und Geisteswissenschaft. Ich wusste über meinen Oberstufenunterricht in Deutsch, worauf das hinauslaufen wird, da dort mit einem gewissen Unicharakter unterrichtet wurde. Durch die Größe der Schule konnte man nicht nur Lehrer, sondern auch Leistungskurse mit unterschiedlichen Schwerpunkten wählen. Der eine Kurs zum Beispiel hat zu Thomas Mann gearbeitet, der andere zu Goethe, da war also früher mehr Freiheit drin. Das hatte mich so gepackt, in Bio als auch in Deutsch, dass ich mir vorstellen konnte, diese Fächer auch zu studieren.

Ich hatte mich aber auch damals für etwas ganz anderes beworben, für ein Forstwirtschaftsstudium und da hatte ich aus Göttingen auch schon eine Zusage. Ich entschied mich aber dagegen, da zu diesem Zeitpunkt viele Förster gar nicht mehr im Wald arbeiten sollten, sondern in Amtsstuben.

„Von Stärken und Schwächen redet man ja nicht so gerne.“

Kaktus: Sie selbst stellen ja auch neue Lehrer ein. Gibt es denn Stärken oder Schwächen, mit denen Ihre Schüler rechnen können?

Müller: Darüber muss ich erst einmal genauer nachdenken, was ich da sage, von Stärken und Schwächen redet man ja nicht so gerne. Das habe ich jetzt auch gemerkt, als wir hier gerade Bewerbungsgespräche geführt haben und ich derjenige bin, der solche Fragen stellt. Was früher noch nicht so ausgeprägt war, aber was ich jetzt als Stärke ans LMG mitbringe, ist ein größeres Maß an Gelassenheit. Wenn sich Probleme auftun, ist es meine Stärke, dass ich letztendlich doch gelassen bleibe, weil ich denke, es gehört irgendwie zu meiner Aufgabe als Schulleiter dazu, bestimmte Probleme zu lösen und dabei auch dafür zu sorgen, dass dies möglichst in Ruhe geschieht, damit alle am Ende mit erhobenem Haupte wieder aus der Problemlage heraustreten können.

Eine Schwäche, da muss ich mal genauer nachdenken. Manchmal ist es so, dass ich diese Gelassenheit brauche, wenn mir selbst Ideen kommen, weil ich manchmal vergesse, die Leute auch dann mitzunehmen. Also, das ist sicher eine Schwäche, dass ich weiß, dass ich in dem, was ich für die Schule plane, auch alle irgendwie mitnehmen muss, aber in bestimmten Situationen vergesse ich das auch mal und da muss ich deshalb noch an mir arbeiten. Ich versuche immer Lehrer, Schüler und Eltern mitzunehmen.

Kaktus: Haben Sie schon konkrete Ideen, in welche Richtung sich unsere Schule in den nächsten Jahren bewegen kann, hinsichtlich Schülern und Lernkonzepten?

Müller: Im Grunde gehört da alles zusammen, was ihr da gerade angesprochen habt. Es geht im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen auch darum, die Schule technisch so aufzustellen, dass moderner Unterricht möglich ist. Wir haben jetzt größtenteils Smartboards schon aufgestellt, Dokumentenkameras, alle neuen oder sanierten Räume sind schon mit PC’s eingerichtet. Das ist ein Weg, den die Schule weitergehen muss. Das ist technisch gesehen erstmal eine ganz wichtige Voraussetzung für modernen Unterricht. Das gilt aber nicht nur für allgemeine Unterrichtsräume, sondern eben auch für Fachunterrichtsräume und wir sind ja jetzt gerade dabei, die Absprachen mit dem Schulträger, dem LK Friesland zu treffen, wie zukünftig der N-Trakt aussehen wird und da haben wir uns auch ein paar „Bonbons“ überlegt, die experimentellen naturwissenschaftlichen Unterricht noch attraktiver für Schüler machen werden. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, über den ich an dieser Stelle noch nicht mehr sagen kann, aber da wird sich das LMG auch von Nachbarschulen unterscheiden können, da werden wir gut aufgestellt sein.

Kaktus: Sie sprachen ja schon von neuen Lernkonzepten, gibt es da vielleicht auch andere Dinge, die dem Schulunterricht fehlen, z.B. wird häufig darüber gespottet, man lerne in Mathe alles Mögliche, nur, wie man eine Steuererklärung macht, wisse man nicht?

Müller: Ich würde nicht sagen, im Schulsystem fehlt das, also im Bereich des Pflichtunterrichts. Natürlich könnte man sich darüber Gedanken machen, ob man nicht im freiwilligen Bereich, also im Ganztag, bzw. hier dann wohl eher im AG-Bereich, Angebote macht, die einen auf diese Alltagspflichten vorbereiten. Ich würde auf der anderen Seite immer entgegenhalten, dass Schule Grundlagen schafft. Mit den Grundlagen sollte es einem leicht möglich sein, eine Steuererklärung abzugeben. Ich glaube, dass man sich so etwas ein Stück weit selbst erarbeiten muss, und das kann man, wenn man hier die Schule verlassen hat mit einem Abitur in der Tasche.

„Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Schüler tatsächlich auch bei der Digitalisierung mitgenommen werden.“

Kaktus: Gibt es Ideen, die sie persönlich unbedingt einbringen oder realisieren möchten an unser Schule?

Müller: Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Schüler tatsächlich auch mit der Digitalisierung mitgenommen werden. Meistens können die Schüler ja viel mehr mit digitalen Geräten anfangen als die Lehrer. Was wir, vor allem aber in den unteren Klassen, immer wieder sehen, ist, dass die Schüler nicht verantwortungsvoll genug damit umgehen und es immer wieder, Stichwort Cybermobbing, zu Problemen kommt und darin würde ich auch eine wesentliche Aufgabe sehen. Mit unterschiedlichen Instrumenten, sei es Fachunterricht oder Sozialpädagogik, sei es das Krisenteam oder Präventionskonzepte, mit diesen Instrumenten sollten wir alle versuchen, überzeugend auf die Schüler einzuwirken. Sie nehmen dann hoffentlich diese fürsorgliche Hilfe an. Die Schüler sollen wissen, dass wir von Problemen wissen, die sich durch die Nutzung digitaler Endgeräte ergeben, also von sozialen Problemen, die sie in dem Moment vielleicht so nicht sehen, aber spätestens in zwei Jahren sehr bedauern würden. In diesem Bereich sehen Schüler häufig, dass sie technisch in der Handhabung weiter sind als die Lehrer. Nicht immer, es gibt auch viele besondere Ausnahmen,  aber mir wird das ja  als Schulleiter auch ab und zu mal zurückgemeldet. Auf der anderen Seite ist es so, dass den Schülern das Reflektieren über das, was sie da gerade im Internet tun, fehlt. Das ist ein heikler Punkt, mit Schülern da zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen, das dann auch nachhaltig ist und so viel Wirkung zeigt, dass alle einigermaßen vernünftig mit dem Internet umgehen.

Kaktus: Was macht Ihnen am meisten Spaß an ihrer Arbeit als Schulleiter?

Müller: Was mir sehr viel Spaß macht, ist tatsächlich Unterricht. Ich gebe ja nicht mehr so viel Unterricht und für mich ist das eigentlich immer ganz entspannend, wenn ich eine Doppelstunde am Tag geben kann. Das erlebe ich immer als ganz angenehm, weil ich dann sozusagen mit meiner „Kundschaft“ zu tun habe, mit den Schülern. Ich kann nur ein paar Stunden unterrichten, das hilft nichts, weil ich sonst zu wenig Zeit zum Arbeiten in meinem Büro bekomme, aber prinzipiell macht mir das immer noch am meisten Spaß. Genauso macht mir auch die Arbeit mit den Kollegen Spaß, zum Beispiel das Personalmanagement , also z.B. neue Lehrkräfte einzustellen. Das ist momentan auch ein großes Thema und ist sicherlich auch ein Grund, warum ich Schulleiter werden wollte.

Kaktus: Vielen Dank für das Interview!

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Ausgabe 52 SCHULE

Und was macht Unsere Schule für die Umwelt?

 In der letzten Zeit werden wir immer häufiger vom Thema Klimawandel, und wie wir diesem entgegen wirken können, konfrontiert. Da denkt man wahrscheinlich über sein privates Umfeld nach, aber denken wir auch an den Ort, an dem wir Schüler einen Großteil unserer Zeit verbringen? Unsere Schule und wie sie beim Thema Klimawandel aufgestellt ist ? Beim Nachdenken darüber fallen einem sicherlich recht schnell nicht zugedrehte Wasserhähne oder der ständige Informations-Zettelkrieg ein. Aber auch schlecht anpassbare Heizungen und Flugreisen bei Klassenfahrten oder Austauschfahrten fallen in diesen Bereich.

Für einige dieser Probleme gibt es schon Lösungen: Gegen die vielen Infozettel wurde das I-serv Netzwerk ausgeweitet, sodass nun auch die Eltern einen Zugang dafür haben. Bei Flugreisen, die unvermeidlich sind, wie zum Beispiel bei dem Austausch mit der Partnerschule in den USA wird der CO2 Beitrag kompensiert, d.h., dass man einen Geldbeitrag leistet und mit diesem Beitrag dann Projekte unterstützt werden, die CO2 einsparen. Wer gute Ideen zur Verbesserung des Umweltschutzes an der Schule hat oder Probleme aufzeigen möchte, kann sich beim Umweltausschuss melden. Der Ausschuss wurde als Ideenbecken zum Thema Umwelt und Naturschutz gegründet und trifft sich regelmäßig, um über Möglichkeiten, den Schülern diese Themen nahe zu bringen, zu diskutieren.

Zum Schluss lässt sich sagen , das, sich unsere Schule auf einem (recht ) guten Weg befindet, hierbei helfen sicherlich auch der Umbau und die Sanierung der Schulgebäude, was dazu beiträgt, dass die Gebäude besser gedämmt und ausgestattet sind .

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Ausgabe 52 SCHULE

„Man wundert sich halt, wo die ganzen Schmetterlinge hin sind“

Die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind äußerst wichtig für die Zukunft unseres Planeten. Auch unsere Schule setzt sich für diese Ziele ein. Eine der treibenden Kräfte dahinter ist Herr Sluiter. Wir haben mit ihm über Umweltschutz, das Fliegen und den Umweltauschuss der Schule gesprochen.

Herr Sluiter im Interview mit Florian.

Kaktus: Aus welchem Grund ist ihnen das Thema Umwelt so wichtig?

Sluiter: Ich bin da gar nicht so direkt daran gekommen, ich bin da eher so rein gestolpert, könnte man sagen. Als Mathe und Chemie Lehrer muss man sich ja für vieles interessieren und dadurch läuft man dann ja, sage ich immer, mit offeneren Augen durch die Welt und beobachtet und hinterfragt viel. Und so bin ich dann vor ein paar Jahren an das Thema Biodiversität geraten, was ja eigentlich die Krise der Artenvielfalt bezeichnet, wo man 2016 bei einer Krefelder Entomologie Studie festgestellt hat, das die Masse an Insekten stark zurück gegangen ist. Und da habe ich damals gedacht, dass das ja ein Skandal ist und habe das auch selber ein bisschen so beobachten können. Man wundert sich halt zum Beispiel Wo sind die ganzen Schmetterlinge hin, da gab es ja früher viel mehr von, als du noch ein Kind warst. Und ich hab halt selber zwei Kinder und, zumindest der Ältere, ist auch in einem Alter, wo der auch gerne durch den Garten geht und selber Beobachtungen machen kann und ist dann regelmäßig enttäuscht, wenn es kaum was zu beobachten gibt. Und das hat mich dann etwas nachdenklich gemacht und ich bin dann dem Nabu beigetreten und so kommt man halt mit Leuten ins Gespräch. Derjenige, der den Nabu hier in Varel leitet, das ist Martin Heinze, war früher auch Lehrer hier. Herr Heinze hat sich damals schon sehr stark für Klimaschutzthemen eingesetzt, das ist nur damals nie so richtig angekommen, weil es damals nicht so en vogue war. Er war auch der erste der die Sache mit der Fliegerei hier an der Schule kritisiert hat. Was ich auch nicht wusste ist, dass Herrn Heinze damals schon einen Antrag gestellt hat, dass bei Schul-Fliegerei kompensiert werden soll. Das ist, so zu sagen, damals total gebombt, das hat nicht funktioniert. Die haben dass dann eingeschränkt. Die haben gesagt kompensieren ja, aber freiwillig. Und heute stellen wir fest, es hat keiner gemacht, dass ist einfach so untergegangen und verschwunden im Schul-Nirwana irgendwie und das ist natürlich eine traurige Geschichte. Na jedenfalls komme ich jetzt zum Punkt zurück, also Stichwort Umweltschutz. Mir liegt natürlich sehr viel daran, dass es die Welt in fünfzig oder hundert Jahren noch gibt. Viele Leute die Umweltschutz betreiben sprechen von der Enkel-kompabilität, also dass man nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch an die, die nach einem noch kommen und das kann ich ja jetzt als Kinder-kompabilität bezeichnen. Also ich möchte gerne, dass in fünfzig Jahren, wenn meine Kinder dann erwachsen sind, also richtig erwachsen, dann möchte ich, dass Varel nicht irgendwie Atlantis gleicht, oder so, sondern dann möchte ich, dass die noch ganz normal leben können, glücklich sein können, dass einfach noch normales Leben möglich ist. Und deswegen meine ich, jeder einzelne ist aufgefordert zu handeln, um zu denken und deswegen will ich auch mein Beitrag leisten.

Kaktus: Wie ist es zu der Entscheidung bezüglich der Flugreisen gekommen?

Sluiter: Da hab ich mir natürlich Gedanken gemacht, was kannst du machen? Was kannst du hier in der Schule machen? Und dann kam halt die Sache mit der Fliegerei wieder auf den Tisch. Ich habe da, glaube ich einen Artikel drüber gelesen, das muss irgendwann im Dezember oder November letzten Jahres gewesen sein. Ein großer Zeitungsartikel auch zur Fliegerei und dann hab ich mir gedacht, dass ist ja eine Schweinerei, ein so ein Flug verballert ohne ende Kohlenstoffdioxid und ich fahre das ganze Jahr mit dem Fahrrad um irgendwie was zu sparen und dann muss da nur so ein Hansel ins Flugzeug steigen und dann kann ich mich da Jahrelang abstrampeln, dass bringt gar nichts, weil das Fliegen so Klimaschädlich ist. Und das war dann der Punkt an dem ich dachte, jetzt musst du irgendwas machen. Ich bin dann Anfang Februar, da war das hier an der Schule auch noch gar kein so großes Thema, bin ich zu Herrn Pauer gegangen, hab ihm gesagt hier,ich hab da eine Idee, können wir nicht so was machen, irgendwie als Beschluss weniger zu Fliegen und wenn man Fliegen muss, dass man dann Kompensiert. Die Idee ist ja kurz gesagt, dass man einen Geldbetrag leistet und mit diesem Geldbetrag werden eben Projekte unterstützt, die überall auf der Welt CO2 einsparen. Idealerweise noch mehr, als durch den Flug verursacht wird. […] Herr Pauer war ganz begeistert davon, meinte schreiben sie doch einen Antrag und das habe ich dann auch gemacht. Das habe ich dann bei der Dienstbesprechung dem Kollegium vorgestellt und war selber ganz überrascht, weil das Feedback war ganz gut. Die Lehrer durften abstimmen und es war eine überwältigende Mehrheit, die gesagt haben eigentlich ist es an der Zeit, wir müssen da was machen und so ging das dann ganz glatt mit den Kollegen durch.Ein paar wochen später war dann eine Schulvorstandssitzung, da hat der Schulvorstand dann beschlossen, dass jetzt wirklich alles was mit Fliegerei zu tun hat kompensiert werden muss.

Kaktus: Was läuft ihrer Meinung nach schon gut?

Sluiter: Die Seminar fahrt China ist so weit ich weiß schon abgeschafft, weil es unter den Schülern keine nachfrage mehr gab und s auch Probleme gab Leute zu finden, die mitfahren wollen. So weit ich weiß ist das vom Tischs und die andere problematische Geschichte war ja der Austausch mit Frankreich, La Réunion, der ist ja, so traurig das auch ist für die Französisch-Fachgruppe, beendet. Aber das ist ja auch gut, denn die Fliegerei ist so vom Tisch. Es war ja auch so, die Flugstrecke auf diese Insel war ja sogar noch weiter als nach China, dass hat sich damals ja auch in meinem Antrag herausgestellt.

Kaktus: Was sehen sie als die besten Alternativen zum Fliegen?

Sluiter: Beim Fliegen, im Zusammenhang mit Schule, da wäre ich dafür, dass man das völlig untersagt. Da ist die Politik eigentlich gefordert, meiner Meinung nach, das deutlich einzuschränken. Jetzt ist es ja so, es gibt bestimmte Austausche, wie zum Beispiel in die USA, da geht es gar nicht anders. Da müsste man Ausnahmen festlegen, dass man sagt so Ziele wie die USA sind noch in Ordnung, vielleicht auch verpflichtet mit Kompensation, das wäre so mein Wunsch. Für alles andere, vor allem natürlich Ziele in Deutschland, aber auch für die Ziele in Europa, wäre der Bus eigentlich das Beste und das ist so weit ich weiß auch der Wissenschaftliche Standpunkt. Das der Bus eigentlich das CO2 sparsamste Verkehrsmittel für viele Personen ist. Das muss eigentlich auch mehr passieren, eigentlich ist es ja traurig, dass wir in Deutschland so einen miesen ÖPNV haben. Ich kann auch alle Leute, die in Bockhorn oder Steinhausen wohnen verstehen, das die angenervt sind, dass die Busverbindungen nicht da sind. Warum wird da nicht mehr gemacht? Wenn man sich da mal umguckt Tagsüber, einzelne Personen, die mit sehr großen Autos irgendwo hinfahren. Als Alternative, kurz gesagt: Bus. Das wäre so mein Wunsch.

„Eigentlich ist es ja traurig, dass wir in Deutschland so einen miesen ÖPNV haben.“

Kaktus: Wie entstand der Umweltausschuss und womit beschäftigt er sich?

Sluiter: Das ist eine Sache, die kam eigentlich Zeitgleich mit meinem Vortrag zustande. Frau Ehrich-Bulow hatte ganz Spontan nach der Dienstbesprechung vorgeschlagen, dass wir so einen Ausschuss gründen und da verstand sich ja von selbst, dass ich da mitmache. Ja, was macht der Ausschuss? Im Prinzip ist das so einer Art Ideenbecken für alles was irgendwie in diesen Bereich Umwelt und Naturschutz mit rein geht. Das ist nicht nur die CO2 Problematik, da sind jetzt auch noch andere Dinge mit reingelandet, zum Beispiel die Sache mit dem Plastikmüll. Plastik ist ja jetzt nicht so der Auslöser für die Klimakrise, trotzdem nehmen wir das alles so mit. Wir treffen uns ja regelmäßig mit Schülern und ein paar Eltern und Sammeln im Prinzip Möglichkeiten, wie wir hier an der Schule so ein bisschen fahrt aufnehmen können, wie wir da den Schülern solche Inhalte nahe Bringen können, wie können wir das in den Unterricht einbringen, wie können wir hier Baulich was verändern, wie können wir Gewohnheiten anpassen. All diese Dinge haben wir Gesammelt und sind natürlich offen für neue Vorschläge. Ganz aktuell arbeiten wir an der Projektwoche, die ja nächstes Jahr wieder Stattfindet. Das Thema soll ja so in Richtung Nachhaltigkeit gehen und da haben wir uns schon Projektvorschläge überlegt, also was in den verschiedenen Fachbereichen so laufen kann.

Kaktus: Hat sich der Umweltausschuss auch bei der neuen Mensa beteiligt?

Sluiter: Ja genau, das wurde mal erwähnt, da ging es aber eher so um Feinheiten. Wir haben zum Beispiel gesagt, was gut wäre, wären Wasserspender im Bereich der Mensa. Aber so in die Richtung Ernährung sind wir noch nicht gegangen, obwohl das für mich auch ein ganz heißes Thema ist. Ich ärgere mich eigentlich Tagtäglich, wenn ich Schüler mit diesen Plastik Eiskaffebechern sehe oder PET Flaschen, so einfach könnte man da Dinge ändern, aber ja gut. Bis vor ein paar Jahren hab ich auch immer PET Flaschen mitgeschleppt, bis ich auf die Idee gekommen bin, dass man auch mal eine Glasflasche nehmen könnte. Das sind aber auch Dinge die angesprochen werden. Aber jetzt so die Mensaplanung an sich nicht so sehr, dass sind eher Dinge die werden auf Schuleiterebene gemacht, also da ging es um diese Ausschreibung, wer geht da als Betreiber rein, da haben wir jetzt nicht so viel mit zu tun. Ist ja auch eher eine Betriebswirtschaftliche Fragestellung.

Kaktus: Wo kann man sich eigentlich Melden, wenn man Ideen bezüglich des Ausschusses hat?

Sluiter: Das wäre bei Frau Ehrich-Bulow am besten, sie ist ja die Leiterin dieser Arbeitsgruppe und sie kann man ja per I-Serv erreichen. Sie wird gerne auch ein Termin bekanntgeben und da kann man sich vielleicht mal dazusetzten zu so einer Sitzung oder Leute die gute Ideen haben, die sich engagieren wollen sind immer herzlich willkommen, das gilt auch für Eltern. Da haben wir auch schon ein paar sehr kompetente Eltern dabei, da bin ich auch froh drum und ja, das wäre eine schöne Sache.

Kaktus: Was würden sie persönlich als erstes in der Schule ändern wollen?

Sluiter: Da muss man natürlich gucken was geht, was kann man machen, was nicht. Also was schon echt gut ist und wo wir viel machen, dass sind die baulichen Veränderungen. Alle wissen zum Beispiel wie undicht der N-Trakt ist, dieses Treppenhaus, da kann man eigentlich die Fensterscheiben raus nehmen, das wäre genauso effizient. Da bin ich froh, dass Baulich momentan so viel gemacht wird und wir sehen es ja auch am neuen M-Trakt und am T-Trakt. Der nächst Posten wäre ja Mobilität, da würde ich mir wünschen, dass die Schüler vielleicht so ein bisschen in die Richtung gehen würden, so den Schulweg, dass zur Schule kommen zu hinterfragen, ob das eigentlich immer mit dem Auto sein muss, ob man sich da bei jedem Wetter bringen lassen muss, kann man nicht einfach mal Regenklamotten anziehen und sich aufs Fahrrad schwingen, ist das nicht möglich? Sicherlich spart das nicht so schrecklich viel CO2 , aber das würde ich mir einfach so von der Überzeugung her, würde ich mir das einfach wünschen. Das fände ich gut, wenn das mehr Schüler tun würden, ein bisschen weg von der Bequemlichkeit In dem Zusammenhang auch mehr Fahrradplätze, vielleicht k ann man ja auch die Lehrer dazu kriegen häufiger aufs Fahrrad zurück zu greifen, das wäre auch eine schöne Geschichte. Das finde ich eigentlich auch traurig, dass PKW Parkplätze immer noch vor rang haben, vor Fahrradplätzen. Wenn es nach mir gehen würde, wenn ich hier Chef wäre, würde ich erst mal außen fünf PKW Parkplätze entwerten und da Fahrradplätze für die Schüler und Lehrer hinmachen, das kann auch gerne da drin stehen, da steh ich voll zu. Ist ja eben meine Persönliche Meinung. Ein letztes hätte ich noch, weil das Thema Naturschutz mir auch wichtig ist, ich würde mir wünschen, dass man die Schule vielleicht ein bisschen begrünt. Ich finde mit so einem Mauerseglerkasten und drei Nistkästen für Kohlmeisen ist das Thema nicht getan, da geht mehr und ich glaube da sind auch Schüler die gute Ideen haben und sich da einbringen würden, das wäre auch noch ein Wunsch.

Kaktus: Vielen Dank für das Interview!

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Syriens schlimmste humanitäre Krise

Derzeit ist in Syrien Krieg. Die Opposition kämpft gegen Bashar al-Assad, schon seit neun Jahren und ist dabei, den Krieg zu verlieren. Sie hat sich in ihre letzte Region zurückgezogen und kämpft erbittert. Die Situation ist denkbar schlecht, denn nicht nur Kämpfer leiden, sondern auch die Zivilbevölkerung. Die Zivilisten verhungern, erfrieren und sterben durch Bomben. Wie kam es dazu?

Derzeit ist in Syrien Krieg. Die Opposition kämpft gegen Bashar al-Assad, schon seit neun Jahren und ist dabei, den Krieg zu verlieren. Sie hat sich in ihre letzte Region zurückgezogen und kämpft erbittert. Die Situation ist denkbar schlecht, denn nicht nur Kämpfer leiden, sondern auch die Zivilbevölkerung. Die Zivilisten verhungern, erfrieren und sterben durch Bomben. Wie kam es dazu?

Alles begann vor neun Jahren. Im Nahen Osten gibt es viele undemokratische Staaten und das war vor neun Jahren nicht anders. Die Menschen wurden an vielen Orten unzufrieden und es kam zum arabischen Frühling. Dies war ein massiver Protest, bei dem viele Menschen auf die Straße gingen, auch in Syrien. Assad gefiel dies nicht und er ließ die Proteste mit der Armee niederschlagen. Die Proteste gingen weiter, doch Assad ließ sie immer wieder blutig niederschlagen. Die Protestierenden bildeten die „Freie syrische Armee“, bewaffneten sich und lieferten sich in Folge darauf Schlachten mit Assad. Der Krieg ging weiter und die UN griff nicht ein, weil China und Russland ein Eingreifen verhindern. 2013 wurden von Assad zum ersten Mal Chemiewaffen eingesetzt und der IS trat auch auf den Plan. Dieser eroberte die Stadt Rakka, weshalb die USA 2014 in den syrischen Bürgerkrieg eingriffen und den IS bombardierten. Im September 2015 begann Assads Verbündeter Russland Luftangriffe in Syrien. Sie richten sich auch gegen IS-Stellungen, vor allem aber gegen gemäßigtere Gegner des Regimes. Die beteiligten Parteien im Syrienkrieg handelten 2016 eine Waffenruhe aus, für einen Krieg, der nun schon seit fünf Jahren anhielt. Diese wurde jedoch immer wieder gebrochen und letztendlich nahmen die syrische Armee und ihre Verbündeten nach heftigen Kämpfen und Luftangriffen den kompletten Norden der Rebellengebiete Aleppos ein. Viele Rebellen flohen nach Idlib. Im Jahr 2017 wurden dann die Kerngebiete des IS eingenommen. Die Situation ist kompliziert, vor allem waren viele Fraktionen Stellvertreter für große Nationen. Es war und ist also ein Kampf zwischen Türkei, Russland, USA, Assad und auch dem Iran, dementsprechend ist die Lage schwierig. 2019 wurden dann die restlichen Gebiete des IS eingenommen. Die USA zog sich dementsprechend zurück und es blieben nur Truppen der USA um syrische Ölfelder herum zurück. Die verbleibenden ehemaligen Oppositionellen zum Assad Regime haben sich im Idlib Gouvernante gesammelt und Assad greift auch hier weiter an, mit der Ausrede, dass noch Terrororganisationen dort zu finden seien.

Bei Luftangriffen seien Aktivisten zufolge besonders zivile Infrastruktur, wie Krankenhäuser, systematisch zerstört worden. Laut UN waren 2018 über sechs Millionen Leute aufgrund des Syrischen Bürgerkrieges geflüchtet. Es gab im Jahr 2018 laut Aktivisten 350000 Tote, darunter 105000 Zivilisten, wobei die echte Opferzahl wohl bei 500000 lag. UNICEF zufolge schickten die Konfliktparteien 2017 mindestens rund 900 Minderjährige in den Kampf. Bei den einzelnen Schlachten wurde immer wieder gegen die ausgehandelte Waffenruhe verstoßen und Zivilisten konnten nicht abziehen.

Man kann also erahnen welch unglaubliches Leid die syrische Bevölkerung durchmachen musste und noch immer muss. Schuld zuweisen kann man eigentlich fast allen der Parteien. Assad ist ein Diktator und setzte Giftgas ein, Russland unterstützte das, die USA waren wieder mal größtenteils auf das Öl aus, wobei sie auch ein Interesse hatten, den IS zu stoppen und die Türkei greift nur ein, um ihre eigene Position international zu stärken ein. Solche Zuweisungen sind leicht, doch es gibt schwierigere Fälle. Was ist mit den Rebellen? Viele sollen Angeblich auch  Menschenrechtsverletzungen begangen haben, dabei kämpfen sie für “Demokratie und Freiheit”. Es ist also schwer zu sagen, wer der Schlimmste ist. Die deutsche Regierung  versucht zwar auch, wie viele in Europa, eine Waffenruhe durchzusetzten, doch hier im eigenen Land werden Flüchtlinge teilweise angefeindet und unsere Regierung hatte noch der griechischen Regierung gratuliert, als sie die Grenzen schloss. Fest steht nur, dass die Situation für die Menschen in Syrien extrem schlimm ist und wir eigentlich alle unser Bestes tun müssten um zu helfen.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Regenwald in Gefahr

Die Bedrohung des Regenwalds ist uns schon lange bewusst. Die gigantischen Flächen werden aber nicht nur wegen des Holzes zerstört, sondern auch um Fläche für den Anbau verschiedener Nutzpflanzen zu schaffen. Es wird Zeit zu handeln.

Vielen ist die Bedeutung der Regenwälder für Mensch, Tier und Klima nicht klar. Doch für das Überleben sind die Wälder der Welt unverzichtbar. In den letzten Jahren schrumpfen die Waldgebiete immer mehr und immer schneller. Jährlich werden fast acht Millionen Hektar weltweit vernichtet, das entspricht um die 31 Fußballfelder pro Minute. Leider ist dieser Trend positiv und die Tendenz steigend. Doch wofür werden die Regenwälder überhaupt abgeholzt und gerodet und welche Folgen wird das für die Zukunft haben?

Durch die stetig wachsende Weltbevölkerung wird auch zunehmend der Bedarf an Lebensmitteln, Futtermitteln, Palmöl und Holz immer größer. Nach der Abholzung werden bis zu 70% der gewonnenen Fläche für Viehfarmen genutzt, um den Fleischkonsum der Bevölkerung auf der ganzen Welt decken zu können. Außerdem wird von vielen marktorientierten Großbetrieben eine Abholzung gefordert, damit sie diese Flächen zum Erwirtschaften nutzen können. Genau aus diesem Grund stellen sich viele Indigene gegen die Großkonzerne. Ihre Heimat mit den Naturschätzen wird ausgebeutet und zerstört, danach ist diese kaum noch wiederzuerkennen. Es können keine Besitzansprüche zugesprochen oder nachgewiesen werden, wodurch die Anzahl der Konflikte immer mehr zunimmt. Auch leidet die Artenvielfalt unter den Abholzungen und Rodungen. Die natürliche Biodiversität wird zerstört, obwohl der Artenreichtum im tropischen Regenwald ein wichtiges und besonderes Merkmal ist. So sind beispielsweise im Amazonasbecken auf wenigen Hektar mehr Pflanzen- und Insektenarten gefunden worden, als bisher in der gesamten europäischen Flora und Fauna. Außerdem laufen die Rodungen nicht immer legal ab. Beispielsweise werden Flächen in der Größe von tausenden Fußballfeldern zerstört und illegal weiterverkauft.

Jährlich steigt auch die Sojaproduktion gewaltig. So hat sich der Anbau von Soja im Laufe von 1999 bis 2016 mehr als verdoppelt. Während es 1999 noch um die 14 Millionen Hektar waren, liegt die Menge im Jahr 2016 bei circa 34 Millionen Hektar. Auch für diesen Zweck werden Teile der Wälder gerodet oder abgeholzt. Doch wofür wird eine so große Menge der Nutzpflanze angebaut? Diese große Anbaufläche kommt durch die Nutzung als Futtermittel oder für andere Lebensmittel zustande. So wird die Sojabohne entweder zu Sojaöl oder Sojaschrot weiterverarbeitet oder als Bohne exportiert.

Die Folgen der Abholzungen und Rodungen sind fatal, nicht nur für Menschen und Tiere, sondern generell für das Weltklima. Die Bäume besitzen die Fähigkeit, viel Kohlenstoffdioxid zu speichern. Doch durch den Raubbau wird das gespeicherte CO2 frei und trägt somit drastisch zur Klimaveränderung bei. Dabei ist allein der Regenwald im Amazonasgebiet in der Lage, etwa zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid aufzunehmen. Im Gegensatz dazu macht die Abholzung der Wälder ungefähr 15% der weltweit freigesetzten Menge an CO2 aus. Dadurch trägt diese große Menge an Treibhausgas zur globalen Erderwärmung bei. Zusätzlich kann man mit einem hohen Ausstoß an Methan rechnen, da auf der neu gewonnenen Fläche viele Viehfarmen betrieben werden. Dazu kommt, dass das Treibhausgas Methan etwa 25mal so wirksam ist wie Kohlenstoffdioxid und somit erheblich zum menschengemachten Klimawandel und schließlich auch zur Erderwärmung beiträgt. Dieses Gas entsteht beispielsweise im Verdauungssystem des Rindes. Täglich stößt ein Hausrind zwischen 150 und 250 Liter Methan aus.

 Zudem wird der nahezu perfekte Wasserkreislauf der Regenwälder gestört. Durch die Abholzung kann das Wasser nicht wiederverwertet werden. Somit könnten sich keine neuen Wolken bilden, es würde nicht mehr regnen und weniger Feuchtigkeit verdunstet. Mögliche Folgen könnten sowohl Dürren als auch ausgetrocknete Flüsse sein. Leider sind auch die Menschen vor Ort akut betroffen. Durch die Zerstörung des Waldes werden Menschen vertrieben, deren Vorfahren schon dort lebten, wie beispielsweise die Awá-Indianer in Brasilien.

Doch was hat die Zerstörung des Regenwaldes mit Egoismus zu tun? Generell kann man sagen, dass das Erstreben der eigenen Vorteile für viele Menschen im Vordergrund steht und nicht an Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder die Folgen ihres Handelns gedacht wird. So denken die Großkonzerne eher an die Gewinnmaximierung und den internationalen Ausbau und bedenken nicht die Langzeitfolgen für die Umwelt oder die zukünftigen Generationen. Außerdem denken viele Menschen beim Kauf und Verzehr von Fleisch nicht an dessen Herkunft und den Prozess mit dessen Auswirkungen, bei welchen Soja als Futtermittel, dessen Anbau und Export eine große Rolle spielen, sondern nur an sich und den Konsum. Um dagegen zu wirken, könnte man probieren, bewusster Fleisch zu essen und auch einen Tag in der Woche auf Fleisch zu verzichten, denn täglicher Fleischkonsum ist auch nicht empfehlenswert. Schließlich sollte man auch darauf achten, möglichst den Konsum von Fast Food einzuschränken und größere Fast Food-Ketten nicht unbedingt zu unterstützen, so dass nicht noch mehr Fläche für marktorientierte Großkonzerne geschaffen werden muss. Stattdessen könnte man mehr auf regionale Lebensmittel zurückgreifen, so dass sowohl weniger CO2 für Import anfällt als auch die kleineren Betriebe vor Ort unterstützt werden. Zusammengefasst könnte jeder nochmal seine Haltung gegenüber dem eigenen Konsum überdenken und vielleicht auch etwas ändern, um so den zukünftigen Generationen noch ein schönes Leben ermöglichen zu können.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Der letzte Keks für mich

In dieser Ausgabe des Kaktus dreht sich alles um Egoismus. Dazu gehört auch das Thema Altruismus. Der Vergleich beider Haltungen zeigt, warum egoistisch zu sein manchmal nicht so schlecht ist, wie es klingt.

„Was für eine Handelsweise bevorzugst du eigentlich – eine altruistische oder eine egoistische?“ Würde man sich die Mühe machen, seinen Mitmenschen diese Frage zu stellen, aus welchem Grund auch immer, erhielte man zunächst nur ein verwirrtes Stirnrunzeln und ein halbherziges „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ als Antwort.

Dann, nach ein paar verstrichenen Sekunden der Bedenkzeit, sind die Reaktionen der Befragten nicht mehr ganz so einheitlich.

Egoismus.

Altruismus.

Die Worte purzeln aus den Mündern der Befragten, weitschweifende Erklärungen folgen ihnen.

 Doch wissen wir überhaupt, wie die beiden Begriffe korrekt definiert sind? – Das Wörterbuch jedenfalls bezeichnet Altruismus als eine „durch Rücksicht auf andere genommene Denk- und Handelsweise“, weitere Synonyme sind „Selbstlosigkeit“, „Uneigennützigkeit“, etc.

Es ist offenbar, wie die meisten von uns es wahrscheinlich schon vermutet haben, das „Gegenstück zum Egoismus“. Unter dem Begriff „Egoismus“ finden sich in meinem Wörterbuch weitere Schlagbegriffe wie etwa „Selbstsucht“ oder „Ichsucht“.

Um die rhetorische Frage zu beantworten, die ich ein paar Zeilen zuvor gestellt habe:

Ja. Ja, wir wussten bereits, was die korrekte Definition von „Egoismus“ ist, weil wir nämlich insgeheim alle Egoisten sind, so sehr wir uns auch wünschten, wir wären es nicht.

 Es macht auch keinen Sinn, groß um diese Tatsache herumzudiskutieren; ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich nicht die Einzige sein kann, die sich regelmäßig den letzten Schokoladenkeks aus der Keksdose nimmt und dabei eventuelle Nervenzusammenbrüche anderer Keksliebhaber ignoriert. (Wer sich nicht mit diesem Beispiel identifizieren kann, mag anscheinend, aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, keine Schokolade oder keine Kekse. Aber keine Sorge, das ist in Ordnung, da sich mein kleines Beispiel auch auf andere Objekte übertragen lässt, sei es auf Chips, Pizzastücke oder Kuchen.)

Einige der Befragten befürworten jedenfalls nicht nur eine egoistische Handelsweise, sondern sind außerdem der Meinung, Egoismus sei gar nicht mal so schlecht für das Allgemeinwohl, wie es sonst immer angenommen wird. Begründet wird ihre Aussage mit dem Sprichwort: „Wenn jeder an sich selbst denkt, ist auch an jeden gedacht.“

Hier ist es besonders geeignet, auf ein sozialwissenschaftliches Modell, auch als „Tragik der Allmende“ oder auch „Tragik des Allgemeinguts“ bekannt, hinzuweisen. Mir ist durchaus bewusst, dass dies keiner der Begriffe ist, die oft im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden, aber dennoch kann man dieses Phänomen sehr oft in verschiedenen Alltagssituationen wiedererkennen.

Stellen wir uns doch mal zur Veranschaulichung vor, wir befänden uns in einem Imbiss. Die Luft ist stickig und Gespräche übertönen das geschäftige Treiben des Personals. Wir schlendern zur Theke hinüber und greifen gedankenverloren in die Besteckablage, nur um dann erschrocken feststellen zu müssen, dass seltsamerweise sämtliche Gabeln verschwunden sind. Wir schütteln also überrascht den Kopf und fragen den Imbiss-Besitzer, ob er uns vielleicht sagen könnte, wo die Gabeln denn hin seien, normalerweise seien hier nämlich noch mehr Kunden und selbst dann gäbe es immer noch Gabeln. Der Imbiss-Besitzer schaut jedoch nur etwas ratlos in die leere Besteckablage und zuckt dann bedauernd mit den Schultern. Er weiß auch nicht, wo die Gabeln sind. Eigentlich ist der Verbleib der Gabeln aber kein allzu großes Geheimnis. „Es sind ja noch so viele Gabeln da. Schadet ja niemandem, wenn ich mir eine nehme.“ Anscheinend haben viele unserer Mitmenschen diesen Gedanken. Sie nehmen sich eine Gabel, um sie für den persönlichen Nutzen zu verwenden. Ich meine, es ist ja nur eine, oder nicht? An mögliche Konsequenzen denken nur wenige, wenn überhaupt. Wieso auch? Es sind ja nur Gabeln, oder?

 Ja, gut, dieses Beispiel ist ja noch vergleichsweise harmlos im Gegensatz zu den vielen weitaus schlimmeren Themen, auf die sich das Modell der Tragik der Allmende beziehen könnte. („Ist ja nur noch eine luftverschmutzende Fabrik, die wir bauen.“) Wir halten also fest, dass Egoismus sehr wohl negative Auswirkungen auf das Allgemeinwohl haben kann, womit ich aber nicht zum Ausdruck bringen möchte, dass Egoismus eine durch und durch verwerfliche Charaktereigenschaft ist, die ausschließlich negative Konsequenzen mit sich bringt, denn das stimmt so nicht.

 Das kann man auch gut an den Ansagen in Flugzeugen erkennen, die vor jedem Flug von der Stewardess verlesen wird: „Sollte der Druck in der Kabine sinken, werden automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke fallen. In diesem Fall sollten Sie eine der Masken ganz zu sich heranziehen und die Öffnung fest auf Mund und Nase drücken. Helfen Sie danach bitte mitreisenden Kindern.“

Man soll also zuerst sich selbst helfen und dann erst weiteren Mitreisenden.

Das macht auch Sinn, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es, wenn man aufgrund des Sauerstoffmangels bewusstlos in seinem Flugzeugsitz sitzt, äußerst schwer ist, sich dann noch in irgendeiner Art und Weise nützlich zu machen. Wenn man zuerst der Person neben sich helfen würde; wenn man also zuerst altruistisch handeln würde, dann wäre das in diesem Fall eher kontraproduktiv.

Wie wir sehen, erfordern verschiedene Situationen also verschiedene Maßnahmen. Vielleicht ist es in der einen Situation besser, zunächst einmal ein Egoist zu sein, manchmal ist es aber doch besser, keiner zu sein. Wann eine bestimmte Handelsweise erforderlich ist, sollte man also durch das Verwenden des eigenen gesunden Menschenverstands herausfinden, und im Zweifelsfall gibt es immer noch andere Menschen, die man mal fragen kann, wenn man sich eine zweite Meinung einholen möchte.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Wer ist die Beste?

Das Thema dieser Ausgabe ist Egosimus. Egoismus, das klingt erst einmal sehr hochtrabend. Allerdings kann man egoistisches Verhalten auch in den eigenen vier Wänden finden, beispielsweise unter Geschwistern. Laura berichtet über die Erfahrungen mit ihren Schwestern.

Nicht nur in der Schule, wenn der Klassenkamerad die Aufzeichnungen des Mitschülers präsentiert, um seine Note aufzubessern, im Straßenverkehr, wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer einem die Vorfahrt nimmt, um trotz Verschlafens noch pünktlich auf  der Arbeit zu sein oder im Supermarkt, wenn andere Kunden sich vordrängeln, damit sie nicht so lange in der Schlange stehen müssen, gibt es Egoismus.  Daher ist das Hervorheben der eigenen Vorteile keineswegs nur auf der Straße gang und gäbe. Egoismus findet sich durchaus auch tagtäglich unter Bekannten, Freunden und sogar unter Verwandten wieder. Eine ganz besondere Art von Egoismus ist der unter Geschwistern.

So ist es bestimmt kein unbekanntes Phänomen, wenn die kleine Schwester ihre Schnulzenmusik bis auf das Maximum aufdreht, während man gerade damit beschäftigt ist, seine anspruchsvollen Hausaufgaben zu machen. Doch auch nach mehreren liebevollen Bitten, die Musik etwas leiser zu hören, grölt Ed Sheeran seinen neusten Song durch die Gegend und die Hausaufgaben müssen bis zum Abend warten, wenn das Schwesterchen bereits ihre eigenen Aufgaben erledigt hat, während man an seinen eigenen noch bis spät in der Nacht sitzt.

Doch auch in der Schule an sich herrscht immer wieder Egoismus unter Geschwistern. Besonders schlimm wird es dann, wenn alle Geschwister die gleichen Lehrer im Unterricht haben. So entsteht schnell ein Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Parteien und man strengt sich besonders hart an, um ja eine bessere Note als das Geschwisterkind zu erhalten. Des Weiteren wird auch das eine oder andere Mal ein fieser Spruch über die Schwester vor dem Lehrer abgelassen, um den anderen in den eigenen Schatten zu stellen und um sich selbst in das bessere Licht zu rücken.

Stellt euch vor, ihr geht neben der Schule noch arbeiten, um etwas Geld nebenbei zu verdienen. Nach einer fünfstündigen Schicht kommt ihr dann gegen 21 Uhr nach Hause und freut euch darauf nach einem anstrengenden Tag und schwierigen Kunden auf der Arbeit eine heiße und entspannte Dusche genießen zu können. Doch daraus wird so schnell nichts, denn eure Schwester hat sich dazu entschlossen, ihr Beauty- und Relax- Programm durchzuziehen und befindet sich bereits seit einer Stunde im Badezimmer. Um Ärger zu vermeiden,  räumt man erst seine Tasche aus und bereitet alles für den nächsten Tag vor. Nach einer weiteren Stunde ist das Badezimmer endlich frei, man stellt sich glücklich unter die Dusche und das Wasser ist eiskalt.

Es gibt nur wenige, die es nicht lieben: das Shoppen. Da freut man sich seit Wochen darauf,  mit der Familie zur Waterfront nach Bremen zu fahren und einfach die gemeinsame Zeit beim Bummeln durch die Geschäfte zu genießen  und die Schwestern machen einem einen Strich durch die Rechnung. Bereits im ersten Geschäft geht das Meckern los. In dem Geschäft gäbe es nicht die richtigen Klamotten oder Videospiele und Deko seien langweilig. Aus Gutmütigkeit und dem Willen nach einem friedlichen Tag beschließt man gemeinsam, erst die hippen Läden, beispielsweise Hollister, abzuklappern, um sich dann anschließend den Gaming- und Dekoläden zu widmen. Doch bereits im ersten Laden vergehen Stunden, bis die richtigen Klamotten gefunden werden und die Zeit drängt, immerhin dauert die Fahrt nach Hause auch eine gute Stunde. Endlich lassen einen die Schwestern los und man macht sich auf, um sich noch schnell den beliebten Merch zu kaufen. Doch schon wird man von seiner Tante angemeckert, weil man zu lange bräuchte. Während man auf der Rückfahrt nun traurig um das neuste Harry Potter-T-Shirt trauert, sitzen die Geschwister glücklich neben einem und trinken genüsslich ihr Starbucks-Getränk.

Das wohl beliebteste Streitthema unter Geschwistern oder generell in der Familie ist bekanntlich das Essen. So gibt es ständig Streit darüber, was es am Mittag zu Essen gibt, da immer jemand dabei ist, dem irgendein Gericht missfällt. Doch selten kommt es auch vor, dass alle Beteiligten mit der Auswahl zufrieden sind. So isst man genüsslich sein Schnitzel und freut sich auf ein zweites. Allerding ist nur noch ein einziges übrig und auch die Schwestern haben es darauf abgesehen. Die Schlacht beginnt aufs Neue, da jeder um sein eigenes Wohl bedacht ist.

Auch wenn Geschwister wahnsinnig anstrengend sein können und der ständige Konkurrenzkampf untereinander immer wieder kräftezehrend ist, kann ein gewisses Maß an Egoismus unter Geschwistern auch gesund sein, da man so versucht, seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Auch kleine Neckereien können dadurch unterhaltsam werden, dass man seine Geschwister liebevoll heruntermacht, um sich besser dastehen zu lassen. Außerdem wäre ein Leben ohne die lieben Geschwister und kleinen Konkurrenzkämpfe, um seine eigenen Vorteile in den Fokus zu stellen, langweilig.

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Egoismus ist alltäglich


Im Supermarkt

von Jana

Wir alle kennen ihn, den Supermarkt. Schließlich besuchen wir diesen Ort regelmäßig, um Lebensmittel einzukaufen. In dem Supermarkt, wo ich arbeite, weiß ich, wo die meisten Produkte normalerweise stehen, da alles seine feste Ordnung hat. Allerdings finde ich während meiner Schicht nicht selten Gemüse, das zwischen der Schokolade liegt oder sogar komplett aufgetaute Tiefkühlprodukte, wie Eis oder Pizza, die jemand zu den Chips gelegt hat. Das Schlimme dabei ist, dass diese Produkte,  sobald sie angetaut sind, nicht mehr verkauft werden können, sondern weggeworfen werden müssen. 

Außerdem hat wahrscheinlich jeder schon mal die folgende Situation erlebt: Man läuft mit Lebensmitteln in der Hand Richtung Kasse und kurz bevor man das Kassenband erreicht, kommt ein anderer Kunde von der Seite und drängelt sich vor einem, meistens gerade dann, wenn man es sowieso schon eilig hat.


Im Straßenverkehr

von Laura P

Stelle dir vor, du bist mit dem Fahrrad, dem Auto oder zu Fuß auf dem Weg zur Schule. Du überquerst eine Kreuzung, doch plötzlich rast ein anderer Verkehrsteilnehmer an dir vorbei, verpasst dich um Haaresbreite und nimmt dir so die Vorfahrt. Du fährst erschrocken und vorsichtig weiter. Nach einigen Metern ordnet sich ein Auto hinter dir ein und sofort fährt der Fahrer des Wagens so dicht auf, dass du dich bedrängt fühlst. Diese beiden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl an Vorfällen von Egoismus im Straßenverkehr, die so jeden Tag wieder aufs Neue passieren. Durch ein solches Verhalten kommt es immer wieder zu tragischen Verkehrsunfällen und das nur, weil die  andere Person einem nicht schnell genug gefahren und man spät dran ist, da man länger schlafen wollte oder einfach nur, weil man den anderen Verkehrsteilnehmern demonstrieren wollte, was für ein schnelles Auto man fährt. Was soll dieses Verhalten?


Im Bus

von Oke

Kennst du das? Du fährst Bus und alle wollen einen Sitzplatz, doch alles ist von anderen Personen besetzt? Die meisten werden das hier jetzt wohl verneinen und sagen, dass die Plätze nicht von Menschen, sondern von Taschen besetzt wären. Ist das nicht egoistisch, zwei Plätze für sich selbst zu beanspruchen? Natürlich kann man nett fragen, ob der Platz denn frei sei, doch ist das nicht auch etwas unangenehm? Ich plädiere dafür, dass wir diese egoistische Angewohnheit ablegen und den Alltag aller erleichtern.


Auf Staatsebene

von Florian

Die deutsche Regierung ist verpflichtet, im Sinne  der deutschen Bevölkerung zu handeln. Doch Deutschland ist auch Mitglied der Europäischen Union und sollte demnach auch die Bündnispartner berücksichtigen. Leider passiert es aber öfter, dass Deutschland die Richtlinien verletzt und damit egoistisch handelt. Zum Beispiel hält Deutschland, laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, die Nitratwerte im Grundwasser nicht ein.

Das Beispiel, das ich gesucht habe, ist Nord Stream 2. Deutschland will eine Pipeline bauen, mit der wir Flüssigerdgas aus Russland importieren können. Es gibt schon eine andere Pipeline und Nord Stream 2 soll parallel zu dieser verlaufen, damit die importierte Gasmenge erhöht werden kann. Das erste offensichtliche Problem ist, dass wir laut den Klimagesetzen weniger Erdgas verbrauchen sollten, weil dies ein fossiler Brennstoff ist. Man kann dies natürlich rechtfertigen, weil Norwegen und die Niederlande nicht mehr so viel Gas nach Deutschland exportieren wollen, jedoch macht das Nord Stream 2 nicht nachhaltiger. Viele osteuropäische Staaten sind gegen das Projekt, wie auch die USA. Die USA sind dagegen, weil sie einerseits selbst mehr Gas nach Deutschland exportieren möchten und zum anderen befürchten, dass wir zu abhängig von Russland werden. Die osteuropäischen Staaten sind wegen der deswegen möglichen Abhängigkeit von Russland dagegen und weil manche Staaten Abgaben dafür bekommen, dass über andere Pipelines Gas aus Russland durch ihre Länder transportiert wird. Sie haben Angst, dass Russland weniger Gas durch die anderen Pipelines exportiert und sie damit weniger Geld bekommen. Die Europäische Union hatte auch 2015 eine gemeinsame Energiepolitik beschlossen, weil sie eine Abhängigkeit von russischem Gas verhindern wollte. Man merkt, dass Deutschland die Interessen nicht mehr so viel wert sind, wenn es um die eigenen geht.

In diesem Thema waren aber viele andere Staaten unentschlossen, wie auch Frankreich. Im Februar 2019 stimmten Frankreich und andere Europäische Staaten dann zu und im Gegenzug stimmte die Bundesregierung den neuen europäischen Gasrichtlinien zu. Dieser Kompromiss macht Nord Stream 2 wahrscheinlich unwirtschaftlich und gibt der EU mehr Kontrolle, doch ohne diesen Kompromiss hätte es noch mehr Streit gegeben und Deutschland hätte vielleicht schlimmere Konsequenzen zu spüren bekommen.

Auch wenn es so noch zu einem Kompromiss kam, ist das Projekt sehr egoistisch. Viele osteuropäische Länder sind immer noch nicht sehr glücklich. Man fragt sich auch, wieso Deutschland so ein Projekt begonnen hatte, wenn es doch klar war, dass es so vielen Bündnispartnern nicht gefällt. Natürlich ist Politik immer ein Kompromiss, doch Deutschland hätte sich vorher absprechen und nicht einfach bauen sollen. Während diesen ganzen Diskussionen war Gazprom, der Konzern, der Nord Stream 2 bauen will, schon am Verlegen der Gaspipeline.

Natürlich sollte man bei aller berechtigten Kritik am Handeln von Deutschland nicht vergessen, dass die USA und die osteuropäischen Länder auch aus egoistischen Motiven handeln. Die Politik auf Staatsebene ist leider meistens egoistisch. Selbst die Europäische Union wurde auch nur gegründet, weil die Staaten dadurch besser Handeln konnten und es ein Mittel zu Völkerverständigung ist. Letztendlich war sie damit aber auch nur das Produkt egoistischen Handelns. Doch bedeutet dies nicht, dass aus egoistischem Handeln nichts Gutes kommen kann. Die Europäische Union ist das beste Beispiel, denn auch wenn sie nicht immer das Beste tut, kommen viele gute Dinge heraus.

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Arbeiten während einer Pandemie

Während der Hochphase der Pandemie standen die Supermarkt-Mitarbeiter mit an der vordersten Front. Sie waren im ständigen Kontakt mit ihren Kunden, und hielten dabei unser Land am Laufen. Jana berichtet:

Normaler Weise laufe ich vor meinem Schichtbeginn einmal durch den Laden, um vor allem einen Überblick über die Obst-und Gemüsesorten und über die Brötchen aus der Werbung zu bekommen. Dann drängle ich mich an ein paar Kunden vorbei, die völlig in Gedanken versunken, mitten im Gang stehen und darüber grübeln, welches Brot sie denn mitnehmen wollen.

Allerdings ist es zur Zeit nicht ganz so einfach, sich ,,einfach“ vorbei zu drängeln, weil  ich den Mindestabstand von 1,5 zu den Kunden einhalten muss, also versuche ich so gut es geht, einen weiten Bogen um andere Menschen zu machen und erreiche schließlich den Gemeinschaftsraum, wo ich  erst meine Tasche ablege und anschließend vom Marktleiter eine Kassenlade überreicht bekomme. Doch als ich vollgepackt aus den Raum komme, stehe ich fast unmittelbar vor einen Kunden, es haben zwei von den ursprünglich vier Kassen auf, an denen zwei meiner Kollegen sitzen, um die Menge an Leuten abzukassieren, die sonst ein einziger Kassierer schafft. Alles wegen des Mindestabstands.

Als ich meine erste Kundin abkassiere, muss ich mehrmals nachfragen, was sie gerade gesagt hat, weil ich aufgrund ihres Mundschutzes und des mit Kunststoff abgedeckten Holzgestell, in dem ich sitze. Egal, wie schnell ich kassiere, die Kundenschlange scheint immer länger zu werden. Schließlich dauert alles deutlich länger: ein Kunde bezahlt und ein anderer darf erst dann seine Ware aufs Band legen. Zudem ist das Tippen auf der Kasse auch deutlich zeitintensiver, weil ich mich mit den viel zu dicken Handschuhen ständig vertippe, sie regelmäßig wechseln und das Kartenlesegerät regelmäßig desinfizieren muss. Nebenbei schaue ich, ob auch alle Kunden einen Wagen mitgenommen haben und mit einer  Maske oder einem Tuch Nase und Mund bedeckt haben und möglichst freundlich hinter ihnen herrufen, wenn sie diese neuen Regelungen nicht einhalten.

Man muss also auf deutlich mehr achten, doch die Corona-Krise fordert nicht nur meine Multitaskingfähigkeit heraus, sie sorgt  auch dafür, dass ich unsicherer im Umgang mit den Kunden bin als sonst, weil ich nicht genau weiß, wie ich mich gegenüber ihnen verhalten soll. Oft muss ich mich zurückhalten, dem oder der Kundin nicht das Kleingeld direkt in die Hand zu geben. Zudem ist es nicht so einfach, der älteren Dame mit Gehwagen so zu helfen, dass ich ihr möglichst nicht zu nahe komme. Diese Einschränkung des Zwischenmenschlichen ist für mich wohl das Schlimmste an der gesamten Situation. Ich weiß, dass all diese Maßnahmen Vorsichtsmaßnahmen sind. Trotzdem möchte ich die Menschen nicht so behandeln als hätten sie ein ansteckende Krankheit, das kommt mir falsch vor. Doch das ist die momentane Realität, vor der wir nicht fliehen können.

Also versuche ich das Beste aus der Situation zu machen und den Kunden ein Lächeln zu schenken, um sie hoffentlich für einen kurzen Moment aufmuntern zu können.