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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Syriens schlimmste humanitäre Krise

Derzeit ist in Syrien Krieg. Die Opposition kämpft gegen Bashar al-Assad, schon seit neun Jahren und ist dabei, den Krieg zu verlieren. Sie hat sich in ihre letzte Region zurückgezogen und kämpft erbittert. Die Situation ist denkbar schlecht, denn nicht nur Kämpfer leiden, sondern auch die Zivilbevölkerung. Die Zivilisten verhungern, erfrieren und sterben durch Bomben. Wie kam es dazu?

Derzeit ist in Syrien Krieg. Die Opposition kämpft gegen Bashar al-Assad, schon seit neun Jahren und ist dabei, den Krieg zu verlieren. Sie hat sich in ihre letzte Region zurückgezogen und kämpft erbittert. Die Situation ist denkbar schlecht, denn nicht nur Kämpfer leiden, sondern auch die Zivilbevölkerung. Die Zivilisten verhungern, erfrieren und sterben durch Bomben. Wie kam es dazu?

Alles begann vor neun Jahren. Im Nahen Osten gibt es viele undemokratische Staaten und das war vor neun Jahren nicht anders. Die Menschen wurden an vielen Orten unzufrieden und es kam zum arabischen Frühling. Dies war ein massiver Protest, bei dem viele Menschen auf die Straße gingen, auch in Syrien. Assad gefiel dies nicht und er ließ die Proteste mit der Armee niederschlagen. Die Proteste gingen weiter, doch Assad ließ sie immer wieder blutig niederschlagen. Die Protestierenden bildeten die „Freie syrische Armee“, bewaffneten sich und lieferten sich in Folge darauf Schlachten mit Assad. Der Krieg ging weiter und die UN griff nicht ein, weil China und Russland ein Eingreifen verhindern. 2013 wurden von Assad zum ersten Mal Chemiewaffen eingesetzt und der IS trat auch auf den Plan. Dieser eroberte die Stadt Rakka, weshalb die USA 2014 in den syrischen Bürgerkrieg eingriffen und den IS bombardierten. Im September 2015 begann Assads Verbündeter Russland Luftangriffe in Syrien. Sie richten sich auch gegen IS-Stellungen, vor allem aber gegen gemäßigtere Gegner des Regimes. Die beteiligten Parteien im Syrienkrieg handelten 2016 eine Waffenruhe aus, für einen Krieg, der nun schon seit fünf Jahren anhielt. Diese wurde jedoch immer wieder gebrochen und letztendlich nahmen die syrische Armee und ihre Verbündeten nach heftigen Kämpfen und Luftangriffen den kompletten Norden der Rebellengebiete Aleppos ein. Viele Rebellen flohen nach Idlib. Im Jahr 2017 wurden dann die Kerngebiete des IS eingenommen. Die Situation ist kompliziert, vor allem waren viele Fraktionen Stellvertreter für große Nationen. Es war und ist also ein Kampf zwischen Türkei, Russland, USA, Assad und auch dem Iran, dementsprechend ist die Lage schwierig. 2019 wurden dann die restlichen Gebiete des IS eingenommen. Die USA zog sich dementsprechend zurück und es blieben nur Truppen der USA um syrische Ölfelder herum zurück. Die verbleibenden ehemaligen Oppositionellen zum Assad Regime haben sich im Idlib Gouvernante gesammelt und Assad greift auch hier weiter an, mit der Ausrede, dass noch Terrororganisationen dort zu finden seien.

Bei Luftangriffen seien Aktivisten zufolge besonders zivile Infrastruktur, wie Krankenhäuser, systematisch zerstört worden. Laut UN waren 2018 über sechs Millionen Leute aufgrund des Syrischen Bürgerkrieges geflüchtet. Es gab im Jahr 2018 laut Aktivisten 350000 Tote, darunter 105000 Zivilisten, wobei die echte Opferzahl wohl bei 500000 lag. UNICEF zufolge schickten die Konfliktparteien 2017 mindestens rund 900 Minderjährige in den Kampf. Bei den einzelnen Schlachten wurde immer wieder gegen die ausgehandelte Waffenruhe verstoßen und Zivilisten konnten nicht abziehen.

Man kann also erahnen welch unglaubliches Leid die syrische Bevölkerung durchmachen musste und noch immer muss. Schuld zuweisen kann man eigentlich fast allen der Parteien. Assad ist ein Diktator und setzte Giftgas ein, Russland unterstützte das, die USA waren wieder mal größtenteils auf das Öl aus, wobei sie auch ein Interesse hatten, den IS zu stoppen und die Türkei greift nur ein, um ihre eigene Position international zu stärken ein. Solche Zuweisungen sind leicht, doch es gibt schwierigere Fälle. Was ist mit den Rebellen? Viele sollen Angeblich auch  Menschenrechtsverletzungen begangen haben, dabei kämpfen sie für “Demokratie und Freiheit”. Es ist also schwer zu sagen, wer der Schlimmste ist. Die deutsche Regierung  versucht zwar auch, wie viele in Europa, eine Waffenruhe durchzusetzten, doch hier im eigenen Land werden Flüchtlinge teilweise angefeindet und unsere Regierung hatte noch der griechischen Regierung gratuliert, als sie die Grenzen schloss. Fest steht nur, dass die Situation für die Menschen in Syrien extrem schlimm ist und wir eigentlich alle unser Bestes tun müssten um zu helfen.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Regenwald in Gefahr

Die Bedrohung des Regenwalds ist uns schon lange bewusst. Die gigantischen Flächen werden aber nicht nur wegen des Holzes zerstört, sondern auch um Fläche für den Anbau verschiedener Nutzpflanzen zu schaffen. Es wird Zeit zu handeln.

Vielen ist die Bedeutung der Regenwälder für Mensch, Tier und Klima nicht klar. Doch für das Überleben sind die Wälder der Welt unverzichtbar. In den letzten Jahren schrumpfen die Waldgebiete immer mehr und immer schneller. Jährlich werden fast acht Millionen Hektar weltweit vernichtet, das entspricht um die 31 Fußballfelder pro Minute. Leider ist dieser Trend positiv und die Tendenz steigend. Doch wofür werden die Regenwälder überhaupt abgeholzt und gerodet und welche Folgen wird das für die Zukunft haben?

Durch die stetig wachsende Weltbevölkerung wird auch zunehmend der Bedarf an Lebensmitteln, Futtermitteln, Palmöl und Holz immer größer. Nach der Abholzung werden bis zu 70% der gewonnenen Fläche für Viehfarmen genutzt, um den Fleischkonsum der Bevölkerung auf der ganzen Welt decken zu können. Außerdem wird von vielen marktorientierten Großbetrieben eine Abholzung gefordert, damit sie diese Flächen zum Erwirtschaften nutzen können. Genau aus diesem Grund stellen sich viele Indigene gegen die Großkonzerne. Ihre Heimat mit den Naturschätzen wird ausgebeutet und zerstört, danach ist diese kaum noch wiederzuerkennen. Es können keine Besitzansprüche zugesprochen oder nachgewiesen werden, wodurch die Anzahl der Konflikte immer mehr zunimmt. Auch leidet die Artenvielfalt unter den Abholzungen und Rodungen. Die natürliche Biodiversität wird zerstört, obwohl der Artenreichtum im tropischen Regenwald ein wichtiges und besonderes Merkmal ist. So sind beispielsweise im Amazonasbecken auf wenigen Hektar mehr Pflanzen- und Insektenarten gefunden worden, als bisher in der gesamten europäischen Flora und Fauna. Außerdem laufen die Rodungen nicht immer legal ab. Beispielsweise werden Flächen in der Größe von tausenden Fußballfeldern zerstört und illegal weiterverkauft.

Jährlich steigt auch die Sojaproduktion gewaltig. So hat sich der Anbau von Soja im Laufe von 1999 bis 2016 mehr als verdoppelt. Während es 1999 noch um die 14 Millionen Hektar waren, liegt die Menge im Jahr 2016 bei circa 34 Millionen Hektar. Auch für diesen Zweck werden Teile der Wälder gerodet oder abgeholzt. Doch wofür wird eine so große Menge der Nutzpflanze angebaut? Diese große Anbaufläche kommt durch die Nutzung als Futtermittel oder für andere Lebensmittel zustande. So wird die Sojabohne entweder zu Sojaöl oder Sojaschrot weiterverarbeitet oder als Bohne exportiert.

Die Folgen der Abholzungen und Rodungen sind fatal, nicht nur für Menschen und Tiere, sondern generell für das Weltklima. Die Bäume besitzen die Fähigkeit, viel Kohlenstoffdioxid zu speichern. Doch durch den Raubbau wird das gespeicherte CO2 frei und trägt somit drastisch zur Klimaveränderung bei. Dabei ist allein der Regenwald im Amazonasgebiet in der Lage, etwa zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid aufzunehmen. Im Gegensatz dazu macht die Abholzung der Wälder ungefähr 15% der weltweit freigesetzten Menge an CO2 aus. Dadurch trägt diese große Menge an Treibhausgas zur globalen Erderwärmung bei. Zusätzlich kann man mit einem hohen Ausstoß an Methan rechnen, da auf der neu gewonnenen Fläche viele Viehfarmen betrieben werden. Dazu kommt, dass das Treibhausgas Methan etwa 25mal so wirksam ist wie Kohlenstoffdioxid und somit erheblich zum menschengemachten Klimawandel und schließlich auch zur Erderwärmung beiträgt. Dieses Gas entsteht beispielsweise im Verdauungssystem des Rindes. Täglich stößt ein Hausrind zwischen 150 und 250 Liter Methan aus.

 Zudem wird der nahezu perfekte Wasserkreislauf der Regenwälder gestört. Durch die Abholzung kann das Wasser nicht wiederverwertet werden. Somit könnten sich keine neuen Wolken bilden, es würde nicht mehr regnen und weniger Feuchtigkeit verdunstet. Mögliche Folgen könnten sowohl Dürren als auch ausgetrocknete Flüsse sein. Leider sind auch die Menschen vor Ort akut betroffen. Durch die Zerstörung des Waldes werden Menschen vertrieben, deren Vorfahren schon dort lebten, wie beispielsweise die Awá-Indianer in Brasilien.

Doch was hat die Zerstörung des Regenwaldes mit Egoismus zu tun? Generell kann man sagen, dass das Erstreben der eigenen Vorteile für viele Menschen im Vordergrund steht und nicht an Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder die Folgen ihres Handelns gedacht wird. So denken die Großkonzerne eher an die Gewinnmaximierung und den internationalen Ausbau und bedenken nicht die Langzeitfolgen für die Umwelt oder die zukünftigen Generationen. Außerdem denken viele Menschen beim Kauf und Verzehr von Fleisch nicht an dessen Herkunft und den Prozess mit dessen Auswirkungen, bei welchen Soja als Futtermittel, dessen Anbau und Export eine große Rolle spielen, sondern nur an sich und den Konsum. Um dagegen zu wirken, könnte man probieren, bewusster Fleisch zu essen und auch einen Tag in der Woche auf Fleisch zu verzichten, denn täglicher Fleischkonsum ist auch nicht empfehlenswert. Schließlich sollte man auch darauf achten, möglichst den Konsum von Fast Food einzuschränken und größere Fast Food-Ketten nicht unbedingt zu unterstützen, so dass nicht noch mehr Fläche für marktorientierte Großkonzerne geschaffen werden muss. Stattdessen könnte man mehr auf regionale Lebensmittel zurückgreifen, so dass sowohl weniger CO2 für Import anfällt als auch die kleineren Betriebe vor Ort unterstützt werden. Zusammengefasst könnte jeder nochmal seine Haltung gegenüber dem eigenen Konsum überdenken und vielleicht auch etwas ändern, um so den zukünftigen Generationen noch ein schönes Leben ermöglichen zu können.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Der letzte Keks für mich

In dieser Ausgabe des Kaktus dreht sich alles um Egoismus. Dazu gehört auch das Thema Altruismus. Der Vergleich beider Haltungen zeigt, warum egoistisch zu sein manchmal nicht so schlecht ist, wie es klingt.

„Was für eine Handelsweise bevorzugst du eigentlich – eine altruistische oder eine egoistische?“ Würde man sich die Mühe machen, seinen Mitmenschen diese Frage zu stellen, aus welchem Grund auch immer, erhielte man zunächst nur ein verwirrtes Stirnrunzeln und ein halbherziges „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ als Antwort.

Dann, nach ein paar verstrichenen Sekunden der Bedenkzeit, sind die Reaktionen der Befragten nicht mehr ganz so einheitlich.

Egoismus.

Altruismus.

Die Worte purzeln aus den Mündern der Befragten, weitschweifende Erklärungen folgen ihnen.

 Doch wissen wir überhaupt, wie die beiden Begriffe korrekt definiert sind? – Das Wörterbuch jedenfalls bezeichnet Altruismus als eine „durch Rücksicht auf andere genommene Denk- und Handelsweise“, weitere Synonyme sind „Selbstlosigkeit“, „Uneigennützigkeit“, etc.

Es ist offenbar, wie die meisten von uns es wahrscheinlich schon vermutet haben, das „Gegenstück zum Egoismus“. Unter dem Begriff „Egoismus“ finden sich in meinem Wörterbuch weitere Schlagbegriffe wie etwa „Selbstsucht“ oder „Ichsucht“.

Um die rhetorische Frage zu beantworten, die ich ein paar Zeilen zuvor gestellt habe:

Ja. Ja, wir wussten bereits, was die korrekte Definition von „Egoismus“ ist, weil wir nämlich insgeheim alle Egoisten sind, so sehr wir uns auch wünschten, wir wären es nicht.

 Es macht auch keinen Sinn, groß um diese Tatsache herumzudiskutieren; ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich nicht die Einzige sein kann, die sich regelmäßig den letzten Schokoladenkeks aus der Keksdose nimmt und dabei eventuelle Nervenzusammenbrüche anderer Keksliebhaber ignoriert. (Wer sich nicht mit diesem Beispiel identifizieren kann, mag anscheinend, aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund, keine Schokolade oder keine Kekse. Aber keine Sorge, das ist in Ordnung, da sich mein kleines Beispiel auch auf andere Objekte übertragen lässt, sei es auf Chips, Pizzastücke oder Kuchen.)

Einige der Befragten befürworten jedenfalls nicht nur eine egoistische Handelsweise, sondern sind außerdem der Meinung, Egoismus sei gar nicht mal so schlecht für das Allgemeinwohl, wie es sonst immer angenommen wird. Begründet wird ihre Aussage mit dem Sprichwort: „Wenn jeder an sich selbst denkt, ist auch an jeden gedacht.“

Hier ist es besonders geeignet, auf ein sozialwissenschaftliches Modell, auch als „Tragik der Allmende“ oder auch „Tragik des Allgemeinguts“ bekannt, hinzuweisen. Mir ist durchaus bewusst, dass dies keiner der Begriffe ist, die oft im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden, aber dennoch kann man dieses Phänomen sehr oft in verschiedenen Alltagssituationen wiedererkennen.

Stellen wir uns doch mal zur Veranschaulichung vor, wir befänden uns in einem Imbiss. Die Luft ist stickig und Gespräche übertönen das geschäftige Treiben des Personals. Wir schlendern zur Theke hinüber und greifen gedankenverloren in die Besteckablage, nur um dann erschrocken feststellen zu müssen, dass seltsamerweise sämtliche Gabeln verschwunden sind. Wir schütteln also überrascht den Kopf und fragen den Imbiss-Besitzer, ob er uns vielleicht sagen könnte, wo die Gabeln denn hin seien, normalerweise seien hier nämlich noch mehr Kunden und selbst dann gäbe es immer noch Gabeln. Der Imbiss-Besitzer schaut jedoch nur etwas ratlos in die leere Besteckablage und zuckt dann bedauernd mit den Schultern. Er weiß auch nicht, wo die Gabeln sind. Eigentlich ist der Verbleib der Gabeln aber kein allzu großes Geheimnis. „Es sind ja noch so viele Gabeln da. Schadet ja niemandem, wenn ich mir eine nehme.“ Anscheinend haben viele unserer Mitmenschen diesen Gedanken. Sie nehmen sich eine Gabel, um sie für den persönlichen Nutzen zu verwenden. Ich meine, es ist ja nur eine, oder nicht? An mögliche Konsequenzen denken nur wenige, wenn überhaupt. Wieso auch? Es sind ja nur Gabeln, oder?

 Ja, gut, dieses Beispiel ist ja noch vergleichsweise harmlos im Gegensatz zu den vielen weitaus schlimmeren Themen, auf die sich das Modell der Tragik der Allmende beziehen könnte. („Ist ja nur noch eine luftverschmutzende Fabrik, die wir bauen.“) Wir halten also fest, dass Egoismus sehr wohl negative Auswirkungen auf das Allgemeinwohl haben kann, womit ich aber nicht zum Ausdruck bringen möchte, dass Egoismus eine durch und durch verwerfliche Charaktereigenschaft ist, die ausschließlich negative Konsequenzen mit sich bringt, denn das stimmt so nicht.

 Das kann man auch gut an den Ansagen in Flugzeugen erkennen, die vor jedem Flug von der Stewardess verlesen wird: „Sollte der Druck in der Kabine sinken, werden automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke fallen. In diesem Fall sollten Sie eine der Masken ganz zu sich heranziehen und die Öffnung fest auf Mund und Nase drücken. Helfen Sie danach bitte mitreisenden Kindern.“

Man soll also zuerst sich selbst helfen und dann erst weiteren Mitreisenden.

Das macht auch Sinn, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es, wenn man aufgrund des Sauerstoffmangels bewusstlos in seinem Flugzeugsitz sitzt, äußerst schwer ist, sich dann noch in irgendeiner Art und Weise nützlich zu machen. Wenn man zuerst der Person neben sich helfen würde; wenn man also zuerst altruistisch handeln würde, dann wäre das in diesem Fall eher kontraproduktiv.

Wie wir sehen, erfordern verschiedene Situationen also verschiedene Maßnahmen. Vielleicht ist es in der einen Situation besser, zunächst einmal ein Egoist zu sein, manchmal ist es aber doch besser, keiner zu sein. Wann eine bestimmte Handelsweise erforderlich ist, sollte man also durch das Verwenden des eigenen gesunden Menschenverstands herausfinden, und im Zweifelsfall gibt es immer noch andere Menschen, die man mal fragen kann, wenn man sich eine zweite Meinung einholen möchte.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Wer ist die Beste?

Das Thema dieser Ausgabe ist Egosimus. Egoismus, das klingt erst einmal sehr hochtrabend. Allerdings kann man egoistisches Verhalten auch in den eigenen vier Wänden finden, beispielsweise unter Geschwistern. Laura berichtet über die Erfahrungen mit ihren Schwestern.

Nicht nur in der Schule, wenn der Klassenkamerad die Aufzeichnungen des Mitschülers präsentiert, um seine Note aufzubessern, im Straßenverkehr, wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer einem die Vorfahrt nimmt, um trotz Verschlafens noch pünktlich auf  der Arbeit zu sein oder im Supermarkt, wenn andere Kunden sich vordrängeln, damit sie nicht so lange in der Schlange stehen müssen, gibt es Egoismus.  Daher ist das Hervorheben der eigenen Vorteile keineswegs nur auf der Straße gang und gäbe. Egoismus findet sich durchaus auch tagtäglich unter Bekannten, Freunden und sogar unter Verwandten wieder. Eine ganz besondere Art von Egoismus ist der unter Geschwistern.

So ist es bestimmt kein unbekanntes Phänomen, wenn die kleine Schwester ihre Schnulzenmusik bis auf das Maximum aufdreht, während man gerade damit beschäftigt ist, seine anspruchsvollen Hausaufgaben zu machen. Doch auch nach mehreren liebevollen Bitten, die Musik etwas leiser zu hören, grölt Ed Sheeran seinen neusten Song durch die Gegend und die Hausaufgaben müssen bis zum Abend warten, wenn das Schwesterchen bereits ihre eigenen Aufgaben erledigt hat, während man an seinen eigenen noch bis spät in der Nacht sitzt.

Doch auch in der Schule an sich herrscht immer wieder Egoismus unter Geschwistern. Besonders schlimm wird es dann, wenn alle Geschwister die gleichen Lehrer im Unterricht haben. So entsteht schnell ein Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Parteien und man strengt sich besonders hart an, um ja eine bessere Note als das Geschwisterkind zu erhalten. Des Weiteren wird auch das eine oder andere Mal ein fieser Spruch über die Schwester vor dem Lehrer abgelassen, um den anderen in den eigenen Schatten zu stellen und um sich selbst in das bessere Licht zu rücken.

Stellt euch vor, ihr geht neben der Schule noch arbeiten, um etwas Geld nebenbei zu verdienen. Nach einer fünfstündigen Schicht kommt ihr dann gegen 21 Uhr nach Hause und freut euch darauf nach einem anstrengenden Tag und schwierigen Kunden auf der Arbeit eine heiße und entspannte Dusche genießen zu können. Doch daraus wird so schnell nichts, denn eure Schwester hat sich dazu entschlossen, ihr Beauty- und Relax- Programm durchzuziehen und befindet sich bereits seit einer Stunde im Badezimmer. Um Ärger zu vermeiden,  räumt man erst seine Tasche aus und bereitet alles für den nächsten Tag vor. Nach einer weiteren Stunde ist das Badezimmer endlich frei, man stellt sich glücklich unter die Dusche und das Wasser ist eiskalt.

Es gibt nur wenige, die es nicht lieben: das Shoppen. Da freut man sich seit Wochen darauf,  mit der Familie zur Waterfront nach Bremen zu fahren und einfach die gemeinsame Zeit beim Bummeln durch die Geschäfte zu genießen  und die Schwestern machen einem einen Strich durch die Rechnung. Bereits im ersten Geschäft geht das Meckern los. In dem Geschäft gäbe es nicht die richtigen Klamotten oder Videospiele und Deko seien langweilig. Aus Gutmütigkeit und dem Willen nach einem friedlichen Tag beschließt man gemeinsam, erst die hippen Läden, beispielsweise Hollister, abzuklappern, um sich dann anschließend den Gaming- und Dekoläden zu widmen. Doch bereits im ersten Laden vergehen Stunden, bis die richtigen Klamotten gefunden werden und die Zeit drängt, immerhin dauert die Fahrt nach Hause auch eine gute Stunde. Endlich lassen einen die Schwestern los und man macht sich auf, um sich noch schnell den beliebten Merch zu kaufen. Doch schon wird man von seiner Tante angemeckert, weil man zu lange bräuchte. Während man auf der Rückfahrt nun traurig um das neuste Harry Potter-T-Shirt trauert, sitzen die Geschwister glücklich neben einem und trinken genüsslich ihr Starbucks-Getränk.

Das wohl beliebteste Streitthema unter Geschwistern oder generell in der Familie ist bekanntlich das Essen. So gibt es ständig Streit darüber, was es am Mittag zu Essen gibt, da immer jemand dabei ist, dem irgendein Gericht missfällt. Doch selten kommt es auch vor, dass alle Beteiligten mit der Auswahl zufrieden sind. So isst man genüsslich sein Schnitzel und freut sich auf ein zweites. Allerding ist nur noch ein einziges übrig und auch die Schwestern haben es darauf abgesehen. Die Schlacht beginnt aufs Neue, da jeder um sein eigenes Wohl bedacht ist.

Auch wenn Geschwister wahnsinnig anstrengend sein können und der ständige Konkurrenzkampf untereinander immer wieder kräftezehrend ist, kann ein gewisses Maß an Egoismus unter Geschwistern auch gesund sein, da man so versucht, seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Auch kleine Neckereien können dadurch unterhaltsam werden, dass man seine Geschwister liebevoll heruntermacht, um sich besser dastehen zu lassen. Außerdem wäre ein Leben ohne die lieben Geschwister und kleinen Konkurrenzkämpfe, um seine eigenen Vorteile in den Fokus zu stellen, langweilig.

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Egoismus ist alltäglich


Im Supermarkt

von Jana

Wir alle kennen ihn, den Supermarkt. Schließlich besuchen wir diesen Ort regelmäßig, um Lebensmittel einzukaufen. In dem Supermarkt, wo ich arbeite, weiß ich, wo die meisten Produkte normalerweise stehen, da alles seine feste Ordnung hat. Allerdings finde ich während meiner Schicht nicht selten Gemüse, das zwischen der Schokolade liegt oder sogar komplett aufgetaute Tiefkühlprodukte, wie Eis oder Pizza, die jemand zu den Chips gelegt hat. Das Schlimme dabei ist, dass diese Produkte,  sobald sie angetaut sind, nicht mehr verkauft werden können, sondern weggeworfen werden müssen. 

Außerdem hat wahrscheinlich jeder schon mal die folgende Situation erlebt: Man läuft mit Lebensmitteln in der Hand Richtung Kasse und kurz bevor man das Kassenband erreicht, kommt ein anderer Kunde von der Seite und drängelt sich vor einem, meistens gerade dann, wenn man es sowieso schon eilig hat.


Im Straßenverkehr

von Laura P

Stelle dir vor, du bist mit dem Fahrrad, dem Auto oder zu Fuß auf dem Weg zur Schule. Du überquerst eine Kreuzung, doch plötzlich rast ein anderer Verkehrsteilnehmer an dir vorbei, verpasst dich um Haaresbreite und nimmt dir so die Vorfahrt. Du fährst erschrocken und vorsichtig weiter. Nach einigen Metern ordnet sich ein Auto hinter dir ein und sofort fährt der Fahrer des Wagens so dicht auf, dass du dich bedrängt fühlst. Diese beiden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl an Vorfällen von Egoismus im Straßenverkehr, die so jeden Tag wieder aufs Neue passieren. Durch ein solches Verhalten kommt es immer wieder zu tragischen Verkehrsunfällen und das nur, weil die  andere Person einem nicht schnell genug gefahren und man spät dran ist, da man länger schlafen wollte oder einfach nur, weil man den anderen Verkehrsteilnehmern demonstrieren wollte, was für ein schnelles Auto man fährt. Was soll dieses Verhalten?


Im Bus

von Oke

Kennst du das? Du fährst Bus und alle wollen einen Sitzplatz, doch alles ist von anderen Personen besetzt? Die meisten werden das hier jetzt wohl verneinen und sagen, dass die Plätze nicht von Menschen, sondern von Taschen besetzt wären. Ist das nicht egoistisch, zwei Plätze für sich selbst zu beanspruchen? Natürlich kann man nett fragen, ob der Platz denn frei sei, doch ist das nicht auch etwas unangenehm? Ich plädiere dafür, dass wir diese egoistische Angewohnheit ablegen und den Alltag aller erleichtern.


Auf Staatsebene

von Florian

Die deutsche Regierung ist verpflichtet, im Sinne  der deutschen Bevölkerung zu handeln. Doch Deutschland ist auch Mitglied der Europäischen Union und sollte demnach auch die Bündnispartner berücksichtigen. Leider passiert es aber öfter, dass Deutschland die Richtlinien verletzt und damit egoistisch handelt. Zum Beispiel hält Deutschland, laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, die Nitratwerte im Grundwasser nicht ein.

Das Beispiel, das ich gesucht habe, ist Nord Stream 2. Deutschland will eine Pipeline bauen, mit der wir Flüssigerdgas aus Russland importieren können. Es gibt schon eine andere Pipeline und Nord Stream 2 soll parallel zu dieser verlaufen, damit die importierte Gasmenge erhöht werden kann. Das erste offensichtliche Problem ist, dass wir laut den Klimagesetzen weniger Erdgas verbrauchen sollten, weil dies ein fossiler Brennstoff ist. Man kann dies natürlich rechtfertigen, weil Norwegen und die Niederlande nicht mehr so viel Gas nach Deutschland exportieren wollen, jedoch macht das Nord Stream 2 nicht nachhaltiger. Viele osteuropäische Staaten sind gegen das Projekt, wie auch die USA. Die USA sind dagegen, weil sie einerseits selbst mehr Gas nach Deutschland exportieren möchten und zum anderen befürchten, dass wir zu abhängig von Russland werden. Die osteuropäischen Staaten sind wegen der deswegen möglichen Abhängigkeit von Russland dagegen und weil manche Staaten Abgaben dafür bekommen, dass über andere Pipelines Gas aus Russland durch ihre Länder transportiert wird. Sie haben Angst, dass Russland weniger Gas durch die anderen Pipelines exportiert und sie damit weniger Geld bekommen. Die Europäische Union hatte auch 2015 eine gemeinsame Energiepolitik beschlossen, weil sie eine Abhängigkeit von russischem Gas verhindern wollte. Man merkt, dass Deutschland die Interessen nicht mehr so viel wert sind, wenn es um die eigenen geht.

In diesem Thema waren aber viele andere Staaten unentschlossen, wie auch Frankreich. Im Februar 2019 stimmten Frankreich und andere Europäische Staaten dann zu und im Gegenzug stimmte die Bundesregierung den neuen europäischen Gasrichtlinien zu. Dieser Kompromiss macht Nord Stream 2 wahrscheinlich unwirtschaftlich und gibt der EU mehr Kontrolle, doch ohne diesen Kompromiss hätte es noch mehr Streit gegeben und Deutschland hätte vielleicht schlimmere Konsequenzen zu spüren bekommen.

Auch wenn es so noch zu einem Kompromiss kam, ist das Projekt sehr egoistisch. Viele osteuropäische Länder sind immer noch nicht sehr glücklich. Man fragt sich auch, wieso Deutschland so ein Projekt begonnen hatte, wenn es doch klar war, dass es so vielen Bündnispartnern nicht gefällt. Natürlich ist Politik immer ein Kompromiss, doch Deutschland hätte sich vorher absprechen und nicht einfach bauen sollen. Während diesen ganzen Diskussionen war Gazprom, der Konzern, der Nord Stream 2 bauen will, schon am Verlegen der Gaspipeline.

Natürlich sollte man bei aller berechtigten Kritik am Handeln von Deutschland nicht vergessen, dass die USA und die osteuropäischen Länder auch aus egoistischen Motiven handeln. Die Politik auf Staatsebene ist leider meistens egoistisch. Selbst die Europäische Union wurde auch nur gegründet, weil die Staaten dadurch besser Handeln konnten und es ein Mittel zu Völkerverständigung ist. Letztendlich war sie damit aber auch nur das Produkt egoistischen Handelns. Doch bedeutet dies nicht, dass aus egoistischem Handeln nichts Gutes kommen kann. Die Europäische Union ist das beste Beispiel, denn auch wenn sie nicht immer das Beste tut, kommen viele gute Dinge heraus.

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Arbeiten während einer Pandemie

Während der Hochphase der Pandemie standen die Supermarkt-Mitarbeiter mit an der vordersten Front. Sie waren im ständigen Kontakt mit ihren Kunden, und hielten dabei unser Land am Laufen. Jana berichtet:

Normaler Weise laufe ich vor meinem Schichtbeginn einmal durch den Laden, um vor allem einen Überblick über die Obst-und Gemüsesorten und über die Brötchen aus der Werbung zu bekommen. Dann drängle ich mich an ein paar Kunden vorbei, die völlig in Gedanken versunken, mitten im Gang stehen und darüber grübeln, welches Brot sie denn mitnehmen wollen.

Allerdings ist es zur Zeit nicht ganz so einfach, sich ,,einfach“ vorbei zu drängeln, weil  ich den Mindestabstand von 1,5 zu den Kunden einhalten muss, also versuche ich so gut es geht, einen weiten Bogen um andere Menschen zu machen und erreiche schließlich den Gemeinschaftsraum, wo ich  erst meine Tasche ablege und anschließend vom Marktleiter eine Kassenlade überreicht bekomme. Doch als ich vollgepackt aus den Raum komme, stehe ich fast unmittelbar vor einen Kunden, es haben zwei von den ursprünglich vier Kassen auf, an denen zwei meiner Kollegen sitzen, um die Menge an Leuten abzukassieren, die sonst ein einziger Kassierer schafft. Alles wegen des Mindestabstands.

Als ich meine erste Kundin abkassiere, muss ich mehrmals nachfragen, was sie gerade gesagt hat, weil ich aufgrund ihres Mundschutzes und des mit Kunststoff abgedeckten Holzgestell, in dem ich sitze. Egal, wie schnell ich kassiere, die Kundenschlange scheint immer länger zu werden. Schließlich dauert alles deutlich länger: ein Kunde bezahlt und ein anderer darf erst dann seine Ware aufs Band legen. Zudem ist das Tippen auf der Kasse auch deutlich zeitintensiver, weil ich mich mit den viel zu dicken Handschuhen ständig vertippe, sie regelmäßig wechseln und das Kartenlesegerät regelmäßig desinfizieren muss. Nebenbei schaue ich, ob auch alle Kunden einen Wagen mitgenommen haben und mit einer  Maske oder einem Tuch Nase und Mund bedeckt haben und möglichst freundlich hinter ihnen herrufen, wenn sie diese neuen Regelungen nicht einhalten.

Man muss also auf deutlich mehr achten, doch die Corona-Krise fordert nicht nur meine Multitaskingfähigkeit heraus, sie sorgt  auch dafür, dass ich unsicherer im Umgang mit den Kunden bin als sonst, weil ich nicht genau weiß, wie ich mich gegenüber ihnen verhalten soll. Oft muss ich mich zurückhalten, dem oder der Kundin nicht das Kleingeld direkt in die Hand zu geben. Zudem ist es nicht so einfach, der älteren Dame mit Gehwagen so zu helfen, dass ich ihr möglichst nicht zu nahe komme. Diese Einschränkung des Zwischenmenschlichen ist für mich wohl das Schlimmste an der gesamten Situation. Ich weiß, dass all diese Maßnahmen Vorsichtsmaßnahmen sind. Trotzdem möchte ich die Menschen nicht so behandeln als hätten sie ein ansteckende Krankheit, das kommt mir falsch vor. Doch das ist die momentane Realität, vor der wir nicht fliehen können.

Also versuche ich das Beste aus der Situation zu machen und den Kunden ein Lächeln zu schenken, um sie hoffentlich für einen kurzen Moment aufmuntern zu können.

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Wo bleibt die Verantwortung?

Die Politik rund um den Globus ist muss ihrer Verantwortung auch anderen Ländern gegenüber gerecht werden, stattdessen entzieht sie sich. Es wird Zeit für Veränderungen.

Auch in der Politik kann man egoistisches Handeln beobachten. Ein recht aktuelles Beispiel dafür ist der Brexit. Alles begann bereits am 23. Juni 2016, als 52% der Briten mit einer knappen Mehrheit für den Brexit stimmten. Es folgte der Rücktritt von David Cameron, dem damaligen Premierminister, einen Tag später und schließlich trat auch seine Nachfolgerin Theresa May, nach einigen erfolglosen Versuchen, einen einigermaßen geregelten Austritt aus der EU für ihr Land zu erzielen, am 7. Juni 2019 zurück. Schließlich wurde etwa eineinhalb Monate später Boris Johnson zum Parteichef der Conservative Party, umgangssprachlich auch „Tories“ genannt, gewählt und zwei Wochen später zum Premierminister ernannt. Damit brachen komplett neue Zeiten für das Vereinigte Königreich an. Immerhin gilt Johnson als hartnäckiger Befürworter des Brexits, weshalb er Großbritannien notfalls auch ohne Deal mit der EU aus der Europäischen Union führen würde. Doch wie weit er dabei wirklich geht, konnte zu dem Zeitpunkt noch keiner ahnen. Nachdem auch der neue Premierminister sich zunächst die Zähne am Parlament ausbiss, welches gegen all seine bisherigen Vorschläge stimmte, leitete er am 28. August das Unfassbare ein: Er verordnete dem britischen Parlament eine Zwangspause. Als die Queen dieser Verordnung zustimmte, stand ausgerechtet die Demokratie des Landes am Abgrund, welches in der Hinsicht jahrelang als Vorbild galt. Doch der im geschichtlichen Sinne große politische Fortschritt, der durch die Demokratie erzielt wurde, wurde in kurzer Zeit durch einen einzigen Mann ins Wanken gebracht und das möglicherweise nur, weil er seinen Willen, nämlich einen No-Deal-Brexit zu erzielen, nicht durchsetzen und damit nicht seine Macht beweisen konnte. Dies zeigt, welches Ausmaß das egoistische Handeln eines einzigen Mannes haben kann, wenn er vermutlich nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und eine politisch machtvolle Position inne hat. Zwar war Johnsons Entscheidung rechtswidrig und dementsprechend nur von kurzer Dauer, doch er hat damit womöglich die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt. Nach weiteren Komplikationen, Verhandlungen und einen weiteren Aufschub für den Austritt war es am 31. Januar 2020 so weit: Das Vereinigte Königreich verließ mit einem zunächst ohne ein ausgehandeltes Abkommen die Europäische Union. Da das Ausmaß dieses Ereignisses noch sehr unabsehbar sind, können wir nur abwarten, was die ungewisse Zukunft für die EU und vor allem für Deutschland zum Jahresende bringt.

Im Jahr 2016 geschah jedoch noch etwas Anderes, außer dem britischen Referendum, bei dem für den Brexit gestimmt wurde: Donald Trump wurde im November zum 45. Präsidenten der USA gewählt und wurde damit zum mächtigsten Mann der Welt. Dabei schien es bereits zum Anfang des Wahlkampfes so, als hätte er kein wirkliches politisches Konzept, welches er umsetzen könnte, falls er die Wahl wirklich gewinnen würde. Das Einzige, was man diesbezüglich mitbekam, war seine Idee der Mauer an der Grenze zu Mexiko und die beiden Slogans ,,Make America great again.“ und „America first“, wobei beide schon von vorherigen Kandidaten früherer Präsidentschaftswahlen verwendet wurden. Doch trotzdem wurde der zweite eine Art Wahlkampfmotto des Multimilliardärs und bot somit schon damals genug Freiraum für Spekulationen über mögliche, eigennützige Alleingänge seitens Trumps. Doch das wirkliche Ausmaß seines Handels kann man jetzt, zum Ende seiner ersten Amtszeit, deutlich sehen.

Anfang 2018 belegte der US-Präsident  chinesische Waren, zunächst vor allem Eisen und Stahl, mit Strafzöllen von 10-25%, die also zum schon vereinbarten Zoll hinzugerechnet werden. Es folgten Hightech-Produkte, wie Industrieroboter, Telekommunikationsausrüstung und Lithium-Batterien. Anlass für diesen Protektionismus gab zum einen die Tatsache, dass die USA deutlich mehr chinesische Produkte importierte, als nach China exportiert wurden. Dies sorgte für Ärger auf Seiten des Präsidenten. Zudem wirft Trump China „Produktpiraterie“, also das Kopieren von amerikanischen Produkten vor, sodass er schließlich aktiv Protektionismus gegenüber China zum Schutz der amerikanischen Wirtschaft betreiben wollte. Das sollte vor allem die Stahl-und Aluminiumindustrie schützen, um so Arbeitsplätze in diesem Bereich aufzubauen. Protektionismus steht im starken Kontrast zur Globalisierung, da er sich statt auf den freien Handel zwischen einzelnen Ländern auf die Abschottung des Landes beruft, wodurch man sich wirtschaftliche Vorteile erhofft, so wie Trump bezüglich der Aluminium-und Stahlindustrie. Wie bei jedem egoistischen Handeln  gab es einen Benachteiligten, in diesem Fall China, da so wichtige Einnahmen im Bereich des Exports von Aluminium und Stahl wegbrachen. Doch natürlich schlug China zurück und verhängte ähnliche Strafzölle auf amerikanische Produkte, wie Schweinefleisch, Nüsse und Obst. Es folgten neue, gegenseitige Androhungen von Strafzöllen auf weitere Produkte. Fast zwei Jahre dauerte dieser Handelsstreit an, bis beide Länder Anfang dieses Jahres ein Teilabkommen unterzeichneten, womit beide Staatsoberhäupter vereinbarten, dass zwar die bereits bestehenden Strafzölle erst einmal bestehen bleiben, jedoch keine neuen folgen. Zudem verpflichten sich die Chinesen mit dem Abkommen dazu, das Erfindungseigentum der Amerikaner zukünftig zu schützen, ihre Importe der amerikanischen Produkte um hunderte Milliarden US-Dollar in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen und dass sie den Amerikanern den Zugriff auf den chinesischen Markt erleichtern. Wir dürfen also sehr gespannt sein, wie sich die Handelsbeziehungen zukünftig zwischen den beiden Ländern entwickeln werden.

Doch der Handelsstreit mit China ist nicht der einzige Konflikt an dem die USA beteiligt sind. Ein weiterer ist der Iran-Krieg. Doch wie fing dieser eigentlich an und wie kam es zu der aktuellen Eskalation?

Der Konflikt begann bereits im Jahre 1953, als Amerika mit Hilfe des CIA (Central Intelligence Agency), also dem Auslandsgeheimdienst der USA, einen Regierungswechsel im Iran organisierte. So werden Amerika und der Iran Verbündete, was einen großen Vorteil für die USA darstellte, da sie nun einen unbegrenzten Zugang zum großen Ölvorkommen des Iran hatten. Es waren also auch schon damals stark egoistische Ansätze im amerikanischen Handeln sichtbar, da die Vereinigten Staaten ein Land eroberten, um mit dessen Ressourcen Profit zu machen, während die ursprüngliche Regierung benachteiligt war. Doch 1979 kam es zur iranischen Revolution, wodurch der  amerikanische Einfluss  beendet und der Iran zu einem islamischen Gottesstaat wurde. Es kommt zu zahlreichen, weiteren Vorfällen zwischen den beiden mittlerweile verfeindeten Ländern, wodurch sich der Gesamtkonflikt immer weiter zuspitzte. Gerade das 2015 beschlossene Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA bot einen weiteren Anlass für zusätzliche Spannungen. Es entstand, da man allgemein vermutete, dass der Iran heimlich ein Atomprogramm erstellte, was dieser jedoch konsequent bestritt. Der Iran verpflichtete sich damit dazu, nicht an einem derartigen Programm zu arbeiten und die beteiligten Länder unterzeichneten, dass sie im Gegensatz  dazu jegliche Sanktionen, also ihr Mitspracherecht bei diversen iranischen Entscheidungen, bezüglich ihrer Politik und Wirtschaft, lockern werden. Doch die USA vermuteten, dass der Iran sich nicht an das Abkommen halte, weshalb man ihm nicht trauen könne. Geht es hier etwa um mehr als Misstrauen und spielt das große iranische Ölvorkommen immer noch eine entscheidende Rolle? Schließlich ist der Iran ein wesentlicher weltweiter Erdölexporteur, sowie auch Saudi-Arabien, ein wesentlicher Verbündeter der Vereinigten Staaten. Zudem exportiert mittlerweile auch Amerika Öl, welches durch Fracking gewonnen wird. Geht es vielleicht darum die Konkurrenz in dem Bereich kleinzuhalten, um so mehr Gewinn erzielen zu können? Die Vermutung liegt zumindest nahe, sodass diese Art egoistischen Handelns nicht auszuschließen ist.

Eine möglicherweise willkommene Gelegenheit dazu bot der Atomwaffenvertrag, aus dem Trump 2018 ausgestiegen ist, da sich der Iran nach Meinung der USA nicht an Abkommen halte, wodurch die eigentlich bereits 2015 aufs Eis gelegten Sanktionen wieder in Kraft traten. Zudem stellte der US-Präsident die an den Sanktionen beteiligten Länder vor die Wahl, ob sie die USA unterstützen oder einen Konflikt mit ihnen provozieren wollen. Die Folge des egoistischen Handelns der USA war, dass die Wirtschaft des Irans immer weiter abgeschwächt wurde. All diese Spannungen werden dadurch verstärkt, dass sich der Iran und die USA gegenseitig vom Anderen bedroht fühlen. Hat der Iran-Konflikt damit neue Dimension erreicht? Schließlich sieht man aktuell häufig Berichte über den Mord an dem iranischen Offizier Soleimani, der durch den von Trump erteilten Auftrag am 3. Januar dieses Jahres von den USA begangen wurde. Mit dem tödlichen Luftangriff wollte der US-Präsident die Führung des Irans schwächen, schließlich galt Soleimani als sehr angesehener und einflussreicher General. Demnach ging es dem US-Präsidenten also wieder um Macht. Doch sein Egoismus blieb nicht ungestraft, da der Iran draufhin eine US-Basis im Irak angriff. Der US-Präsident reagierte mit einer Rechtfertigung des Mordes an den iranischen General, dieser sei ein Massenmörder gewesen.

Der Mord könnte zudem auch Konsequenzen mit Nordkorea nach sich ziehen, da die USA und der ostasiatische Staat wegen des Atomstreits sowieso in einem Konflikt befinden. Schließlich entwickeln beide Staaten Massenvernichtungswaffen und haben sich möglicherweise bei der Entwicklung von Raketen unterstützt. Diese Verflechtung mit Nordkorea macht den Iran-Konflikt und dessen Folgen noch unabsehbarer, da der nordkoreanische Machthaber allgemein als unberechenbarer Diktator bekannt ist. Schließlich listeten die UN bereits vor Jahren die Verbrechen, wie Folterungen, Aushungern oder Hinrichtungen auf, die Kim Jong Un demnach gegenüber der nordkoreanischen Bevölkerung begangen haben soll. Doch es bleibt abzuwarten, wie lange das Oberhaupt von Nordkorea sich bezüglich der aktuellen Ereignisse enthält und ob es überhaupt eine Reaktion darauf geben wird. Allerdings sollte sich  vor allem Amerika in Zukunft sowohl vor  den Iran als auch vor Nordkorea in Acht nehmen.

„Allerdings scheint dieser Populismus zu funktionieren, schließlich gibt es beispielsweise in Dresden jeden Montag Proteste“

Jedoch wird auch die Richtung, die die Politik in Deutschland einschlägt, immer beängstigender. Mittlerweile ist die AFD in allen 16 Landtagen vertreten und wenn man die rechtsorientierte Partei im Internet sucht, findet man zahlreiche Skandale und rechtsextreme Äußerungen, wie der ,,Vogelschiss“ oder ,,Denkmal der Schande“. Damit macht die Partei Schlagzeilen und schürt, auch mit ihrem Wahlprogramm Ängste der deutschen Bevölkerung, um an Wählerstimmen zu gewinnen. Allerdings scheint dieser Populismus zu funktionieren, schließlich gibt es beispielsweise in Dresden jeden Montag Proteste gegen die Immigration ausländischer Flüchtlinge und auch Attentate gegen Mitbürger, die einer anderen Religion angehören, wie der Anschlag auf eine Synagoge am 9. Oktober 2019, dem höchsten jüdischen Feiertag in Halle, bei dem zwei Menschen erschossen wurden. Dieser Anschlag wurde nachweislich aus rechtsextremen Gründen verübt. Auch weltweit betrachtet,  gewinnt das Spiel mit der Angst immer mehr Anhänger, schließlich zählt auch Donald Trump, als wohl mächtigster Mann der Welt, zu den Populisten. Sowohl die AFD als auch der amerikanische Präsident vertreten besorgniserregende Theorien, sodass beide behaupten, dass es den Klimawandel nicht gebe. Die AFD plant sogar, das vorgesehene Kohleausstiegsgesetz zu stoppen. Damit wendet sie sich gegen die Allgemeinheit, auch gegen zahlreiche Wissenschaftler, sorgt aber für Aufsehen und Polarität. Ist nicht auch diese Denkweise egoistisch?

Insgesamt lässt sich sagen, dass die heutige Welt zu einem höheren Maß egoistisch ist, als man zunächst denkt, weil viele alltägliche, politische und wirtschaftliche Handlungen einen egoistischen Grundgedanken beinhalten. Auch wenn die Gesellschaft, die wir kennen, nicht ohne Egoismus existieren kann, fällt auf, dass zur Zeit viele Politiker in führenden Positionen sind, die für ihre Alleingänge bekannt sind. Zudem findet man auch Diktaturen vor. Bei ihren Handlungen scheint ihr eigener Vorteil wichtiger als das Wohl Anderer zu sein. Jedoch gibt es auch einzelne Personen und Gruppen von Menschen, die selbstlos agieren, indem sie an Bedürftige spenden, kranken oder verletzten Tieren helfen oder gegen den Klimawandel demonstrieren. Es kommt also auf die Einstellung einer Person, deren Umfeld und allgemeine Erziehung an, in welchem Maße ein Mensch altruistisch oder egoistisch handelt. Doch klar ist, dass durch jede altruistische Handlung die Welt etwas selbstloser wird, weshalb es sich für jeden einzelnen lohnt, zumindest ab und zu an andere zu denken.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Zuerst ich

Im Zuge von Corona wird er überall sichtbar: der allgegenwärtige Egoismus in unseren Köpfen. Wenn es hart auf hart kommt, denkt Jeder an sich. Das heißt aber noch lange nicht, dass dadurch an Jeden gedacht ist.

Tatort: Supermarkt, Mitte April. Die Toilettenpapierregale sind wieder leer. Der einzige Hinweis, der auf den wohl kostbarsten Rohstoff der Nation verweist,  sind Schilder: „Pro Kunde nur eine Packung Toilettenpapier!“ Doch dies scheint wirkungslos. Jeden Tag werden die Regale aufgefüllt und genauso schnell wieder geräumt.

Auch in den sozialen Medien wie Instagram, Snapchat, Facebook etc. kursieren neueste Videos, in denen die Reaktionen von Kunden diverser Drogerie- und Supermarktfilialen auf die rationsähnliche Herausgabe von Toilettenpapier gefilmt wurden. Zugegeben lustig anzusehen, wäre es nicht Realität.

Schnell merken wir also auch schon direkt vor unserer Haustür die starke Differenz zwischen Egoismus und Altruismus. Doch nicht nur im Kleinen, sondern auch auf der großen internationalen Bühne spüren wir Spannungen zwischen Nächstenliebe und Eigennutz.

„Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem.

Marie von Ebner-Eschenbach (1813-1916)

Wenige Zitate bringen die derzeitige Situation so gut auf den Punkt wie dieses. Denn die Frage, welche wir uns in Deutschland zum Glück nie praktisch stellen mussten, ob man einen Corona-Patienten noch beatmen solle, sorgte immer wieder für Diskussionen. Besonders in dem krisengebeutelten Italien, wo die Gesundheitsversorgung an die Grenzen gekommen ist, stellten sich Menschen diese Frage. Parolen wie  “Die wären doch sowieso gestorben” sorgten für hitzige Diskussion. Und schnell erkennt man, dass Egoismus oft gar nicht so leicht zu definieren ist. Denn selbst der Mediziner Matthias Thöns sagt, dass die Folgen einer Beatmung älterer Menschen oft gravierender seien und teils zu Behinderungen oder Tod führen könnten. Ist die Forderung, ältere Menschen also nicht mehr zu beatmen, doch kein Egoismus? Ist dies nur logisch? Diese Fragen bleiben weiterhin schwer zu beantworten. Was ist nun Egoismus? Wo hört das Prinzip der bedingungslosen Nächstenliebe auf, um eine vermeintliche logische Entscheidung zu treffen? Antworten werden wir darauf nicht oder nur schwer finden.  Doch es führt uns zu einem  weiteren Punkt:

“Länder, unter ihnen auch Deutschland, nehmen Patienten aus Italien und Frankreich auf.” Eine Meldung, die in der Corona-Zeit die Solidarität der Länder zeigt. Genau diese Solidarität zwischen Ländern ist oftmals schneller verloren gegangen als je zuvor. Doch sie hat anscheinend auch Grenzen, wenn man das überfüllte Flüchtlingslager von Moria beachtet.

In der Politik ist es zwar nicht immer leicht, den ständig wechselnden Wertevorstellungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Und doch haben sich gerade in der Coronakrise Politiker und Staaten offen egoistisch gezeigt.

Donald Trump hat seinen Wahlslogan „America First“ erst recht nicht in der größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg aufgegeben, wobei hier noch anzumerken ist, dass der amerikanische Präsident nur wenige Wochen, bevor die Infektionszahlen in den USA explodierten, auf öffentlichen Veranstaltungen von einer normalen Grippe sprach, die nur von den Demokraten aufgebauscht worden sei. Tatsächlich aber haben die Vereinigten Staaten mit  aktuell über 130.000 Toten deutlich mehr Opfer zu beklagen als bei einer Grippewelle.

Als dann aber auch der Präsident einsehen musste, dass dem nicht so ist, inszenierte er sich zum Retter. Ohne Vorankündigung oder Warnung wurden die Grenzen geschlossen, Einreisende, die aus der EU mit dem Flugzeug in den USA landeten, wurden abgewiesen und wieder nach Europa geschickt. Toronto, die kanadische Metropole an der amerikanischen Grenze, musste auf einen Großteil ihrer medizinischen Kräfte aus den USA verzichten, da diese nicht mehr ausreisen durften – in der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten. Da bleibt die Frage offen, ob die spontanen Grenzschließungen überhaupt geholfen haben, da die Infektionszahlen weiter unaufhörlich gestiegen sind.

Doch auch der Versuch von US-Präsident Donald Trump, einen möglichen Corona-Impfstoff des Tübinger Biotechunternehmens „Curevac“ exklusiv für die USA zu kaufen, verdeutlicht den Egoismus in der Krise. Auch wenn dieser Kauf gescheitert ist, er zeigt den Kampf um die vermeintliche Rettung der eigenen Nation. America first auf Kosten anderer.

Die schlussendliche Niederlage gegen die Pandemie des einst mächtigsten Land der Welt wurde deutlich, als das gigantische Lazarett-Schiff “Comfort” in den Hafen von New York City einlief, um die örtlichen Krankenhäuser zu entlasten. Ein Bild mit starker Symbolkraft.

„Das Geld zieht nur den Eigennutz an und verführt stets unwiderstehlich zum Missbrauch.“

Albert Einstein (1879-1955)

 Doch auch einige Unternehmen versuchen sich selbst in der Krise zu bereichern. So schossen die Preise für Masken, meist in Fernost genäht, in die Höhe. So berichtet Sabine Harmsen, Geschäftsführerin der Firma Harmsen Trading in Troisdorf in einem Spiegel-Interview,  dass die Preise für eine Maske vor der Corona-Krise bei fünf Cent lagen und teilweise auf über 50 Cent, also mehr als das zehnfache gestiegen sind. Natürlich bestimme die hohe Nachfrage den Preis, solche starken Erhöhungen sind jedoch mindestens infrage zu stellen, besonders in einer so großen Bedrohung für die gesamte Bevölkerung.

Doch nicht nur Unternehmen, die Qualitätsmasken anbieten, erhöhen drastisch ihre Preise, sondern es bilden sich auch neue Produzenten von Masken, ohne geprüfte Qualität, welche nun vom erhofften Geldregen ebenso profitieren wollen.

Doch trotzdem bilden einzelne Fälle eine Gegenseite ab. So schickte Deutschland Schutzkleidung zum Beispiel nach Italien und China. Wenige Wochen später erhielt aber auch Deutschland Spenden von Schutzkleidung aus China oder auch der Türkei. Egoismus und Solidarität sind also überall zu finden, man muss nur richtig suchen.

Die europäische Solidarität hat in der Corona-Krise aber auch ihre Grenzen gefunden. Aus einer EU, welche schon vor Corona stark gespalten war, ist ein Flickenteppich verschiedener staatlicher Regelungen geworden.  Früh, jedoch teils trotzdem zu spät, wie viele meinen, wurden Grenzen zu bestimmten Nachbarländern geschlossen, Quarantäneregelungen je nach Land unterschiedlich angewandt und teils grundverschiedene Umgangsformen mit dem Virus präsentiert. Man beachte Schweden:

Ein Land, welches in der EU lange einen sehr hohen Stellenwert für gute Umwelt-, Bildungs- und Sozialpolitik hatte und immer wieder als Vorbild genutzt wurde. Und nun? Das Land kämpft mit einer hohen Anzahl an  Coronatoten. Die Strategie, nur kleiner Maßnahmen zu ergreifen und das öffentliche Leben zum großen Teil kaum einzuschränken, bleibt zweifelhaft.  Denn trotz geringer Besiedlungsdichte steigen die Zahlen immer weiter an. Ganz anders handelten Länder wie Spanien oder Italien, welche stark betroffen durch das Corona-Virus einen Lockdown festsetzten, um so die Krise zu überstehen. Welche Wege nun erfolgreicher sind, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass in der Krise die einzelnen Länder anscheinend ihren eigenen Weg gehen, was natürlich auch an unterschiedlichen Gesundheitssystemen und dem Verlauf von Covid-19 liegt, und sich nicht, wie von der EU gewünscht, absprechen und Informationen austauschen.

Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es neue Wege, die gegangen werden. So berichtet Zeit Online, dass in Berlin und anderen Großstädten Deutschlands “temporäre Spielstraßen” errichtet werden oder sogar ganze Straßen für den Autoverkehr gesperrt werden. Nachbarn kommen zusammen, Kinder können trotz geschlossener Kindergärten zusammen spielen und es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Ein Gefühl, das lange kaum merklich zu erkennen war und durch Wände nahezu gestoppt wurde. Neuer Freiraum schafft ein also Gemeinschaftsgefühl. Doch nicht nur Freiraum, sondern auch die Einschränkungen der Risikogruppen sorgen für eine neue Gemeinschaft, eine nicht egoistische. Angestoßen von “Kaktus”-Chefredakteur Lennart Busch entwickelte der zwölfte Jahrgang des Lothar-Meyer-Gymnasiums ein Konzept, wie man älteren Menschen helfe kann, indem man sie in der Krise im Alltag unterstützt, etwa durch einen Einkaufsservice. Eine Aktion mit Erfolg, welche auch in zahlreichen anderen Orten durch diverse Schulen, Vereine oder andere Einrichtungen durchgeführt wurde. Eine Aktion, die vor Corona kaum vorstellbar gewesen wäre.

Was ist also das Fazit?

Egoismus ist ein Thema, bei dem sich jeder von uns auch mal an seine eigene Nase fassen kann. Handeln wir moralisch richtig? Was sind denn die Wertmaßstäbe, mit denen wir nicht egoistisch handeln?

Doch die Werte, welche den Egoismus definieren, sind nicht starr, sie sind wandelbar und müssen ständig neu definiert werden. Im diesem neuen Kaktus berichten wir über aktuelle Egoismus-Themen, welche darstellen, wie umfangreich dieses Thema ist.  

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

„Du Ego“

Egoismus im Sport kennt jeder Schüler aus dem Sportunterricht oder von den alljährlichen Sporttunieren der Schule. Sei es, weil jemand den Ball nicht abgibt, damit er selber einen Punkt erzielen kann, oder weil die gegnerische Mannschaft unfair und aggressiv spielt, nur damit sie gewinnt. Im Rahmen unseres Titelthemas hat sich Malte mit diesem Problem beschäftigt.

Ein Kommentar von Malte

Egoismus ist ein großes Thema in der heutigen Gesellschaft. Sei es für manche, dass der Mitschüler einen nicht abschreiben lässt, aber auch und besonders im Sport spielt der Egoismus eine große Rolle. Denn immer wieder hört man Sportler rufen „Du Ego“ oder „Du Egogänger“, man höre nur einmal genauer bei unseren jährlichen Schulturnieren oder im Schulsport hin. Doch nicht nur im Schul-  oder  Amateurbereich, sondern auch im Spitzensport hat das eigene Ego einen hohen Stellenwert. Eine Kolumne (2013) von Zeit Online  geht sogar noch weiter und verallgemeinert: „Sport ist etwas sehr Egoistisches.“ Doch wo fängt der Egoismus an? Denn eigentlich werden doch die meisten Sportarten als großer Teamsport, zum Beispiele Fußball, Handball, etc., dargestellt.

Viele Profisportler haben den Ruf, meist egoistisch zu handeln und teilweise auch mit Recht. Ein Punkt wird jedoch oft verwechselt oder ist auch schwer zu definieren, nämlich dass, wer erfolgreich werden will, auch ein gesundes Selbstwertgefühl haben sollte, was im Übrigen nicht nur im Sport gilt, und auch keinen Konkurrenzkampf scheuen sollte. Allgemein wird dies oft als Leistungsmotivation bezeichnet, denn nur so entsteht ein Wettbewerb. Dieser Wettbewerb fängt auch schon früh an, denn bereits auf Sichtungsturnieren der besten Spieler (Beispiel Ballsportarten) wird den Spielern gesagt, dass die Scouts kaum auf ein gutes Zusammenspielachten achten, sondern auf die Stärke des Einzelnen. Natürlich wird auch auf die Körpersprache innerhalb der Mannschaft geachtet, doch nur als Nebenaspekt.

Das merkt man auch besonders an der aktuellen Transferpolitik vieler Fußballvereine. Passen die Spieler überhaupt alle zusammen oder haben wir zu viele starke Charaktere in einer Mannschaft?

Neymar wechselte zum Beispiel unter anderem vom FC Barcelona zu Paris Saint Germain, weil er nicht weiter im Schatten von Lionel Messi stehen wollte. Verständlich? Ein Stück, denn für eine erfolgreiche Karriere sollte man positiv (bei Neymar wichtig zu erwähnen) auffallen. Doch dieser „gesunde Egoismus eines Sportlers“ hat auch Grenzen, besonders dann, wenn sein eigener Egoismus dem Team schadet. Bleiben wir bei Neymar. Schadet sein Wechseltheater der Mannschaft? JA. Schadet es der Mannschaft, den Ball vor dem Tor nicht noch einmal quer zu legen, wenn der Mitspieler besser steht? JA. Es ist also ein Abwägen, inwieweit mein Egoismus wirklich nützlich ist. Denn verliert man dadurch ein Spiel oder gar Turnier, hat sich dieser nicht gelohnt und auch meine Karriere wird durch solche Aktionen nicht besser.

Hat man an richtiger Stelle jedoch das richtige Selbstbewusstsein und übernimmt Verantwortung, muss dies auch nicht immer totaler Egoismus sein. Wie zum Beispiel Toni Kroos, der ein Tor durch den Freistoß erzielte und so Deutschland Hoffnung auf ein Weiterkommen machte. Dies war kein Egoismus, sondern Verantwortung, die er für eine Mannschaft, die stark unter Druck stand, übernahm. Solche Entscheidungsspieler benötigt eine Mannschaft.

Ein anderes Beispiel ist die aktuelle Debatte um Völkerball. Auch hier erkennt man des Öfteren Egoismus. Der beste Werfer und Fänger bekommt alle Bälle und wirft dann die Schwächsten ab. Manche argumentieren, wo ist dort der Egoismus? Er übernimmt die Verantwortung für sein Team, um zu gewinnen. Der beste Werfer versucht lieber die letzte Person aus dem gegnerischen Team abzuwerfen, als den Ball zu seinen „gefallenen“ Teamkameraden zu geben, um sie „wieder zu erwecken“. Er will doch nur mit ihnen gewinnen.

Das ist in den meisten Fällen Egoismus, denn sind auch die Teammitglieder glücklich über den Sieg? Eher weniger, denn sie durften nur dabei sein, ohne selbst zu wirken.

“Dieser gesunde Egoismus eines Sportlers hat auch Grenzen”

Auch erklärt der Kolumnist von ZEIT ONLINE, dass Menschen, die ins Fitnessstudio gingen, egoistisch geprägt seien, da sie nur darauf achteten, wie der eigene Körper aussehe.

Aber neben den wahrscheinlich besseren Leistungen hat Egoismus auch weitere Vorteile. Denn wann bin ich denn egoistisch? Oftmals dann, wenn ich für etwas eine Leidenschaft entwickelt habe. Und diese Leidenschaft treibt uns an und lässt uns besser werden.

Man sieht also, Egoismus im Sport ist weit verbreitet und je nach Standpunkt unterschiedlich. Es ist aber auch ein schmaler Grat, auf dem man wandert.

So sollte sich also jeder, der sich zu den Besten zählt, überlegen, was sein eigener Anspruch an sich selbst ist. Bin ich der Beste, wenn ich nur die vermeintlich Schwächeren treffe? Nein. Denn der Beste ist der, der auch die sehr guten trifft und auch zusammen mit schwächeren gewinnt. Und eins sollte man sich merken: Keiner ist überall der Beste, irgendwann kommt alles wieder zurück.