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Ausgabe 53 PANORAMA

Die Lieblingsrezepte deiner Lehrer

Pfannkuchen

brown bread on white ceramic plate

VON HERRN POHLSCHNEIDER

Was essen Sie am liebsten und warum?

Pohlschneider: Am liebsten esse ich Pfannkuchen mit verschiedenen Füllungen. Dabei mache ich mir gerne erst herzhafte Pfannkuchen mit Tomaten und Mozzarella oder Feta und Spinat. Als Nachtisch gibt es dann süße Pfannkuchen mit Zimt und Zucker und gebratenen Äpfeln oder mit Nuss-Nougat-Creme und Bananenscheiben.
Ich esse Pfannkuchen am liebsten, weil sie so schnell und einfach zuzubereiten sind und Sie das erste Gericht waren, das ich als Kind kochen konnte.

Zubereitung:

Die Eier mit dem Mehl, dem Salz und etwas Milch in einer Rührschüssel mit einem Handmixer vermengen. Nach und nach mehr Milch hinzugeben bis der Teig so flüssig ist, dass er sich gut gießen lässt.
Die Äpfel in dünne Scheiben schneiden und mit in den Teig geben. Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und ein wenig Teig in die Pfanne gießen, bis der Boden bedeckt ist. Den Pfannkuchen bis zur gewünschten Bräunung braten und umdrehen. Durch die Äpfel im Teig kann das etwas schwierig sein.
Den fertigen Pfannkuchen mit Zimt und Zucker versüßen und genießen.

Zutaten (für 6 Pfannkuchen):
Teig:
• 2 Eier
• 6-7 gehäufte EL Mehl
• 1 Prise Salz
• Milch
Süßer Belag:
• Zimt und Zucker
• 2-3 Äpfel
• Bratöl

Erbsen-Vanille-Pannacotta
Mit Rindertatiki

VON HERRN KOLLSTEDE

Zubereitung:
Erbsen-Vanille-Pannacotta:

Die Zwiebeln würfeln und in Olivenöl glasig dünsten. Das ausgekratzte Mark der Vanilleschote hinzufügen und anschließend mit Weißwein ablöschen. Die Sahne angießen und kurz aufkochen lassen. Anschließend die Erbsen hinzufügen und alles mit einem Pürierstab glatt mixen. Alles mit Vanillezucker, Salz und Pfeffer abschmecken. Die Gelatine in Eiswasser einweichen und in die noch warme Erbsenmasse einrühren. Nach dem auskühlen in kleine, ausgefettete Förmchen geben und mindestens 4 Stunden kühl stellen.
Wasabi-Frischkäsemouse:
Alle Zutaten miteinander vermischen und zum späteren Anrichten in einen Spritzbeutel füllen.


Rindertataki:
Das Rinderfilet längs dünn aufschneiden. Sesamöl mit Sojasoße mischen. Das Rinderfilet damit marinieren, dann in schwarzem Sesam und grob gestoßenem Pfeffer wenden. In einer heißen beschichteten Pfanne in wenig Öl auf allen Seiten kurz anbraten. Das Fleisch soll innen roh bleiben. Nun in Plastikfolie eng einwickeln und für ca. 2 Stunden kühl stellen.

Zutaten:
Erbsen-Vanille-Pannacotta

• 3EL Olivenöl
• 1 Zwiebel
• 100g Erbsen
• 100ml Weißwein
• 200ml Sahne
• 1 Päckchen Vanillezucker
• 4 Blatt Gelatine
• Salz/Pfeffer

Wasabi-Frischkäsemouse:
• 200g Frischkäse
• ½ Tube Wasabi
• 1EL Honig
• Salz/Pfeffer

Rindertataki:
• 400g Rinderfilet
• 3EL Sojasoße
• 3EL Sesamöl
• 2EL Olivenöl
• Pfeffer Geschrotet
• schwarzer Sesam

Das Pragmatische Landbrot
Für die Familie

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VON HERRN SLUITER

Was essen Sie am liebsten und warum?

Sluiter: Jetzt, in der kalten Jahreszeit, natürlich Grünkohl. Nicht die Hipster-Zubereitungsformen, sondern ganz klassisch und schwer, mit Mettwurst, Pinkel und Kassler. Obwohl ich gar nicht mehr so viel Fleisch esse, muss ich sagen, dass ich mich jedes Jahr auf den ersten Frost und damit das Einläuten der Grünkohlsaison freue. Herrlich!
Zu Hause koche ich kaum (Ausnahme: Grünkohl), backe aber sehr viel. Daher habe ich ein Brotrezept für euch!


Zubereitung:
Zuckersirup und Hefe in einem kleinen Messbecher in 20 ml Wasser (lauwarm) auflösen und 30 min ruhen lassen.
360 g Wasser, die Mehle, ggf. Backmalz, ggf. Brotgewürz, Leinsamen, Honig, Olivenöl, Salz und die Hefemischung in der Küchenmaschine ca. 8  Minuten auf niedrigster Stufe zu einem elastischen Teig verkneten. Man kann es aber auch mit einer Teigkarte als Handverlängerung vermengen und kneten. Abgedeckt für eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen, bis der Teig sein Volumen etwa verdoppelt hat.


Den Brotteig mit den Händen nochmal kräftig durchkneten – nicht durch etwaige Klebrigkeit beirren lassen – und ganz leicht bemehlt zu einem Laib falten. In der Kastenbackform nochmals abgedeckt 40 Minuten gehen lassen. Den Backofen auf 220 °C vorheizen und eine kleine Auflaufform mit heißem Wasser in den Ofen stellen, damit die Feuchtigkeit im Ofen erhöht wird. Wer (so wie ich) ein Kind hat, das eine unknusprige Kruste haben möchte, lässt die Wasserschale einfach weg. Den Laib einschneiden und das Brot auf der untersten Schiene ca. 40 Minuten backen.

Zutaten:
• ½ Würfel Frischhefe (oder 1 Päckchen Trockenhefe)
• 10 g Rohrzuckersirup (oder ähnlicher Zuckersirup)
• 375 g Weizenmehl Typ 550
• 190 g Roggenmehl Typ 1150 (Dinkelmehl geht auch ganz gut)
• ½ TL Brotgewürz (wenn man es mag)
• 5 g Backmalz (wenn man es hat)
• 1 EL Leinsamen
• 10 g Honig
• 1 EL Olivenöl
• 15 g Salz

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Ausgabe 53 PANORAMA

Varel im Nationalsozialismus

Die Ereignisse rund um die Machtergreifung der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik sind heute weitläufig bekannt (Frerichs, 2007) (Brahms, 2006). Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt – trotz fehlender Mehrheit im Reichstag. Die Nationalsozialisten atmeten auf. Hitler überzeugte schließlich Hindenburg, den nicht einmal ein Jahr alten Reichstag neu zu wählen und erhoffte sich damit die absolute Mehrheit für die NSDAP.

Am Tag der Ernennung Hitlers wehten vom Vareler Rathaus die Hakenkreuz-Flagge, NSDAP-Anhänger zogen auf die Vareler Straßen. Das Hissen der Flagge war nach der zu dieser Zeit noch geltenden Verfassung eigentlich gar nicht möglich, das Hissen der Flagge wurde nachträglich durch das Oldenburger Staatsministerium legalisiert.

Große Gegenproteste der Varelerinnen und Vareler blieben aus. Lediglich 75 Anhängerinnen und Anhänger der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gingen auf die Straße, die für ihren Protest gegen die Nationalsozialisten bekannte SPD ging in Varel nicht auf die Straße.

Für ihr weiteres Vorgehen hatten die Nationalsozialisten im Nordwesten die besten Vorrausetzungen, dank ihrer Mehrheiten konnten sie sämtliche Hilfen des Staatsapparates ausnutzen, um die vollständige Machtergreifung zu organisieren.

Nur wenig später, am 4. Februar 1933, verkündete Hans Flügel, der Kreisleiter der NSDAP in Varel:

[…] „Das Ziel […] sei erreicht, jenes Ziel, wofür die Nationalsozialisten seit 14 Jahren kämpften, dass Adolf Hitler der Führer des erwachenden Deutschlands werde. (…) Adolf Hitler wird seinen Posten als Reichskanzler nie wieder freiwillig verlassen. (Bravo!). Was wir uns in den 14 Jahren erkämpft haben, werden wir festhalten. Wir halten die Macht und wir werden es verstehen, sie zu halten. (Bravo!).“

Der Reichstagsbrand in Berlin und seine Folgen

Der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 hatte auch in Varel Folgen. Mit der am 28. Februar verabschiedeten „Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat“, auch als Reichstagsbrandverordnung bekannt, war die Machtergreifung komplett, die Nationalsozialisten hatten nun alle Möglichkeiten, gegen ihre Gegner vorzugehen. Ab dem 1. März begannen Razzien bei KPD-Mitgliedern in Varel.

„Der Gemeinnützige“ (heute Beilage der Nordwest-Zeitung) schreibt am 1. März:

„Razzia bei den Vareler Kommunisten – Auf Grund der Vorgänge in Berlin und in verschiedenen anderen Großstädten, die überaus belastendes Material gegen die Kommunisten zutage förderten, sah sich auch die Staatsregierung veranlaßt, der kommunistischen Bewegung in Oldenburg erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.

Sie hatte daher in letzter Nacht an alle Polizeibehörden die Weisung ergeben lassen, bei den kommunistischen Führern Haussuchungen durchzuführen, evtl. Waffen zu beschlagnahmen und die geeigneten Maßnahmen zur Sicherung der Ruhe und der Ordnung zu ergreifen.

Um diese Durchsuchungen durchführen zu können, entsandte die Schutzpolizei Oldenburg ein Kommando nach Varel, die, zusammen mit der hiesigen Polizei, heute Morgen um 15 Uhr eine Haussuchung bei den der Polizei bekannten Leitern und Funktionären der KPD vornahm. Die Wohnungen wurden durchsucht und an verschiedenen Stellen gefundene Waffen beschlagnahmt. Die eingeleitete Untersuchung ist noch nicht zum Abschluß gekommen. Bisher hat die Polizei 10 Vareler Kommunisten, darunter die Führer und Leiter der hiesigen Ortsgruppe verhaftet, da der Verdacht der Verbundelungsgefahr besteht.“

Vareler Ergebnisse der Reichstagswahl des 5. März 1933

Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erreichte die NSDAP in Varel 48,4% der Stimmen und verfehlte damit die absolute Mehrheit. Holger Frerichs, der sich intensiv mit der Vareler Vergangenheit beschäftigt, bewertet dieses Ergebnis in seinem Buch als weniger überwältigend als die Nationalsozialisten es in der Presse darstellten. Dennoch kam die „Nationale Kampffront“, ein Zusammenschluss der deutschnationalen Parteien inklusive NSDAP, auf 60%.  Eine Mehrheit der Vareler sprach sich also indirekt und auch direkt für die Politik der Nationalsozialisten aus.

Anhängerinnen und Anhänger der Nationalsozialisten zeigten sich verbittert über das gesamtdeutsche Abschneiden der NSDAP: Im ganzen Reich beschimpften Sie jüdische Geschäftsinhaber und beschmierten und beklebten deren Läden mit Plakaten, die zum Boykott dieser aufriefen. Zu lesen war dort z.B. „Deutsche kauft nicht bei Juden! Boykottiert alle jüdischen Geschäfte!“ oder „Wer seinen Freund beim Juden sucht, der sei verachtet und verflucht!“

Der Judenboykott des 1. Aprils 1933

Weniger als einen Monat nach der erfolgten Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde am Morgen des 1. April reichsweit zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen. Uniformierte postierten sich vor Geschäften mit jüdischen Inhabern und trugen Boykottbanner.

Im „Gemeinnützigen“ vom 31. März 1933 teilten Anhänger der SA und SS mit:

„Verräter am Volk ist, wer bei Juden kauft. Rächt eure deutschen Brüder, die im Ausland von Juden mißhandelt wurden. Jeder, der beim Juden kauft, wird in der Zeitung namentlich an den Pranger gestellt. Der deutsche Bauer meidet den jüdischen Rechtsanwalt. Zieht keine jüdischen Ärzte zu Rate. Als jüdische Geschäfte in Varel kommen in Frage:

Franz Schwabe Lederfabrik

Sally Herzberg Färberei

Ludwig Weiß Warenhaus

Bukofzer (fr. Schickler) Schuhwaren, Herrenbekleidung

Leo Neumann Schuhwaren

Gebr. de Levie Fleischwaren

Kurt Schwabe Manufakturwaren

Ed. Visser Textilgroßhandlung

Pinto Viehhandel

Wolff Viehhandel

Weinberg Produktenhandel“

Strittig für die Vareler Nationalsozialisten war die angebliche jüdische Abstammung der Familie de Levie. Obwohl die Inhaberinenn und Inhaber des Fleischwaren-Betriebs seit Jahrzehnten der christlichen Kirche angehörten und der Sohn des Geschäftsinhabers bei der Marine gedient hatte, wurde die Familie dem Judentum zugeordnet.

Im Gemeinnützigen vom 1. April 1933 hieß es hierzu:

„Der Schlachtereibetrieb de Levie ist ein jüdisches Geschäft die Inhaber Anhänger der jüdischen Rasse. Unter dem Deckmantel einer christlichen Religion glaubt der Jude bessere Geschäfte machen zu können. Der Jude bleibt ewig ein Fremdrassiger und kann nie ein Deutscher werden. Wir warnen nochmals jeden Deutschen, jüdische Geschäfte zu betreten.“

1935 beklagte sich der „Verein der Ladeninhaber Varel“ über mangelnde Kundschaft in Folge des Boykotts. Man sei auf jeden Kunden angewiesen, „Die Folge von dieser Aktion“ würde „natürlich sein, dass die hiesigen Juden nach auswärts zum Einkaufen fahren.“ Unterzeichnet wird der Brief mit der damals üblichen Grußformel „Heil Hitler!“

Im Verlauf der Jahre eskaliert die Lage weiter: Die Nationalsozialisten schränkten die Rechte der jüdischen Bevölkerung weiter ein, Anfeindungen und Terror nehmen weiter zu und vermeintliche Juden mussten sich öffentlich kennzeichnen. Große Teile der verbliebenen Juden flohen ins Ausland. Ihre Ziele waren u.a. die Schweiz, die Niederlande, England, die Vereinigten Staaten oder sogar Australien.

Die Reichsprogromnacht in Varel und der Beginn der Deportationen

Zu Beginn der Progrome im November 1938 lebten noch siebzehn jüdische Mitbürger in Varel. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannte auch in Varel die Synagoge in der Osterstraße (der Grundschule gegenüberliegend). Der genaue Hergang konnte nie geklärt werden. Der Kreisleiter der NSDAP in Friesland erhielt am Abend des 9. Novembers aus Oldenburg die Anweisung, die Synagogen in Varel und Jever in Brand zu setzen. Er fuhr daraufhin nach Jever, um dort die Anweisung zu geben, die dortige Synagoge in Brand zu setzen. Als er nach Varel zurückkehrte, brannte die Synagoge in der Osterstraße bereits.

Am Morgen des 10. September, noch während die Synagoge in Flammen stand, verhafteten SA und SS in Varel jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger und transportierten Sie ins Polizeigefängnis im Vareler Amtsgericht. Danach wurden sie ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Die SA in Varel erhielt den Auftrag, das Eigentum der Juden zu demolieren und sie in „Schutzhaft“ zu nehmen. Unter diesem Vorwand nahmen die Täter der SA Wertsachen in Form von Bargeld, Schmuck oder Sparbüchern gleich mit.

Der Gemeinnützige berichtet am 11. November:

„Die berechtigte und verständliche Empörung des deutschen Volkes über den feigen jüdischen Meuchelmord an einem deutschen Diplomaten in Paris hat sich in der vergangenen Nacht in umfangreichem Maße Luft verschafft. In zahlreichen Städten und Orten des Reiches wurden Vergeltungsaktionen gegen jüdische Geschäfte und Gebäude vorgenommen. Es ergeht nunmehr an die gesamte Bevölkerung die strenge Aufforderung, von allen weiteren Demonstrationen und Aktionen gegen das Judentum, gleichgültig welcher Art, sofort abzusehen. Die endgültige Antwort auf das jüdische Attentat in Paris wird auf dem Wege der Gesetzgebung bzw. der Verordnung dem Judentum erteilt werden.“

Am 3. Dezember 1938 trat die von den Nationalsozialisten angekündigte Gesetzgebung in Kraft. Die „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ zwang die mutmaßlich jüdischen Geschäftsinhaber, ihr Geschäft abzuwickeln und aufzugeben. Die oft lukrativen Geschäfte wurden schnell von „Ariern“ übernommen. Der Andrang der Vareler Bevölkerung um die ehemalige Einrichtung (auch der Wohnungen) war so groß, dass die SA sich dazu entschied, die Möbel nach „politischer Zuverlässigkeit“ also Gehörigkeit zum NS-Apperat auszugeben. Am 11. November 1940 war die Arisierung dann auch in Varel abgeschlossen, der Vareler Bürgermeister meldete dem Landrat:

„Die Entjudung der gewerblichen Wirtschaft in der Stadt Varel ist durchgeführt. Jüdische Gewerbetreibende existieren in der Stadt Varel nicht mehr.“

Da schon vor Beginn der Verbrechen des 9. November 1938 viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger ins Ausland geflohen waren, verblieben nur noch wenige in Varel. Eine konkrete Zahl gibt es hier nicht, da viele Daten im Ende des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurden. Die Geschwister Weinberg, damals wohnhaft in der Schüttingstraße, mussten hinnehmen, dass die Gestapo weitere Juden von außerhalb in ihrem Haus einquartierte, zum Beispiel 28 ältere Jüdinnen und Juden aus Emden, die 1941 nach Varel überführt wurden und in dem Haus interniert wurden. Die Gestapo deklarierte es fortan als „Jüdisches Alten- und Siechenhein.“ Die Hygienebedingungen waren fatal. Am 23. Juli 1942 wurden sie in Viehwagen ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Jene, die bei der Ankunft dort noch nicht verstorben waren, wurden weitertransportiert in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Trostenenz bei Minsk. Ein interner Bericht der Gestapo schreibt:

„Am 23.7.194 wurden die Insassen des jüdischen Siechenheimes in Varel nach Theresienstadt evakuiert. Damit ist der Bereich der Stapo [Staatspolizei] Wilhelmshaven von kennzeichnungspflichtigen Juden gesäubert. Es sind nur noch einige Juden vorhanden, die in privilegierter Mischehe leben und zur Kennzeichnung nicht verpflichtet sind (siehe Anlage).“

Zerstörung des jüdischen Friedhofs in Hohenberge

Besonders grausam war die Schändung des jüdischen Friedhofs in Hohenberge (in der Neuwangerooger Straße). Johannes Moritz Büppelmann, von den Nationalsozialisten als besonders hörig eingestuft und für jede Gräueltat bereit, drängte dazu, den jüdischen Friedhof zu zerstören, da unter ihm schätzungsweise 20.000 Kubikmeter Sand lagen und man diesen gewinnbringend verkaufen könne. Ihm war von den Vareler Nationalsozialisten die Aufgabe übertragen worden, für die „Verwertung des jüdischen Grundbesitzes im hiesigen Gebiet“ zu sorgen. Schon früh im Krieg waren die eisernen Tore und Zäune des Friedhofs abgebaut worden, um sie für Kriegsgeräte einzuschmelzen.

Fachleute errechneten sogar, ob das Abtragen des Friedhofs lukrativ sein würde und kamen zu dem Entschluss, dass sich die Schändung auch für Büppelmann finanziell gut auswirken würde. Deshalb drängte er von nun an Stadt und Kreis, ihm die Erlaubnis zu erteilen, den Friedhof abzutragen, bzw. zu zerstören. Zuvor wurde aber festgelegt, dass noch etwas 15 bis 20 Jahre gewartet werden solle, da in jüngster Zeit dort noch Leute bestattet wurden. Die letzte Bestattung fand dort 1942 statt. Dies hinderte den Antisemiten Büppelmann nicht, wiederholt bei Stadt und Kreis vorstellig zu werden und auf einen Verkauf an ihn zu drängen. Eine Versteigerung des Friedhofs lehnte er mit der Begründung ab, „was ja nur zu dem Ergebnis führt, einen höheren Preis zu erzielen, der dann den Juden zugutekommen würde.“

1944 konnte Büppelmann dann fast den Verkauf erwirken. Die Stadt Varel kaufte den Friedhof der Reichsfinanzverwaltung für 5.000 Reichsmark ab. Der Verkauf wurde nicht wirksam, da es Pläne gab, die erhöhte Lage für das Militär zu nutzen. Das Abtragen des Sandes hätten diesen „Vorteil“ zerstört.

Die zunehmenden Luftangriffe der Amerikaner führten dann letztendlich genau dazu. Auf dem Friedhofshügel wurden Flugabwehrgeschütze kleineren und größeren errichtet. In den heutigen Unterlagen ist bis auf eine Abschussmeldung vom 24.5.1944 nur wenig über die neue Nutzung zu finden. Nach Kriegsende wurden die Waffen vernichet.

Zerstört wurden, und das ist Fakt, eine Reihe von Grabplatten und an anderen Orten weiterverwendet. Gräbereinfassungen wurden ebenfalls weiterverwertet. Die Rekonstruktion des Friedhofs nach 1950 beruht daher auf Schätzungen. Die Belegungspläne der Gräber wurden von den Nationalsozialisten im Ende des Krieges vernichet.

Kapitulation und Kriegsende

Die Kapitulation vom 8. Mai 1945 machte sich natürlich auch in Varel bemerkbar. Die Aufarbeitung dauerte aber noch Jahrzehnte, teilweise sogar noch bis heute an.

Am 8. September erhielt Büppelmann einen Brief des Vareler Bürgermeisters: „Sie werden hiermit auf die Anordnung des Staatsministeriums für die sofortige Instandsetzung des Judenfriedhofes in Hohenberge eingesetzt und ersucht, sich am Montag und Dienstag, 10. Und 11. September d. Js., um 7 Uhr in Hohenberge beim Friedhof einzufinden. Spaten und Schaufeln sind mitzubringen. Dieser Einsatz geht jedem anderen Arbeitseinsatz vor.“ Ob Büppelmann dieser Aufforderung nachgekommen ist, konnte ich nicht herausfinden.

Im heutigen Stadtbild Varels lässt sich bis auf ein paar Hinweistafeln kaum noch erahnen, wie jüdische Mitmenschen am Leben vor 100 Jahren teilgenommen haben. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern und zu seiner Verantwortung zu stehen. Alljährlich treffen am 9. November Menschen am Standort der ehemaligen Synagoge und gedenken der Opfer der Verbrechen. Autoren wie Rudolf Brahms oder Holger Frerichs machen in ihrer Freizeit auf das Thema aufmerksam und recherchierten intensiv und verfassten dabei einige Bücher. Großteile dieses Artikels beruhen auf eben diesen Büchern. Zu empfehlen sind hier:

  • Holger Frerichs – Varel unter dem Hakenkreuz
  • Rudolf Brahms – Geschichte einer ungeliebten Minderheit
  • Holger Frerichs – Geschichte der jüdischen Familie Schwabe-Barlewin
  • Holger Frerichs – Der Jüdische Friedhof in Varel-Hohenberge
  • Holger Frerichs – Spurensuche: Das jüdische Altenheim in Varel 1937-1942
  • Holger Frerichs – Die Leder- und Treibriemenfabrik Schwabe in Varel

Alle Bücher können in der Stadtbibliothek Varel oder in der Landesbibliothek Oldenburg ausgeliehen werden.

Deportationen & Morde

NameGeboren amErmordet am
Rosalie Bernheim*16.06.1872 in Mönchengladbach☨29.09.1942 im KZ Maly trostenez
Ludwig Weiß*08.02.1881 in Sulmierzyn (Posen)☨11.11.1938 im KZ Sachsenhausen
Rosa Weiß*26.01.1884 in Brätz (Warthe)☨28.07.1942 im KZ Minsk-Bloga-
Wschtchina
Ludwig Frank*04.08.1885 in Bramsche☨08.10.1942 im KZ Auschwitz
Emelie Frank*25.01.1888 in Halle (Westfalen)☨08.10.1942 im KZ Auschwitz
Hans-Jakob Frank*14.07.1913 in Varel☨31.08.1943 im KZ Auschwitz
Henriette Weinberg*03.07.1896 in Detern☨23.07.1942 im KZ Theresienstadt-
Auschwitz
Ernst Sally Weinberg*29.01.1899 in Detern☨23.07.1942 im KZ Theresienstadt-
Auschwitz
Eduard Visser*15.01.1879 in Leer☨1941 im KZ Sachsenhausen
Käthe Visser*24.12.1896 in Dornum☨08.05.1945 im KZ Minsk-Bloga-
Wschtchina
Ingeborg Visser*22.11.1923 in Varel☨28.07.1942 im KZ Minsk-Bloga-
Wschtchina
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Durch Friesland im Stundentakt

Kein komplett kostenloses Busticket auch über die 11. Klasse hinaus

Der Landkreis Friesland übernimmt weiterhin unter bestimmten Bedingungen für Schülerinnen und Schüler der ersten bis zur zehnten Klasse alle Kosten für die Schülerbeförderung. Landrat Ambrosy kündigte im Interview mit dem Kaktus 2019 an, die kostenlose Schülerbeförderung über die 11. Klasse hinaus zu ermöglichen, wenn das Land Niedersachsen die Kosten dafür übernehmen würde. Diese eigentlich im rot-schwarzen Koalitionsvertrag festgelegte Maßnahme wurde bisher durch die niedersächsische Landesregierung nicht umgesetzt. Der Landkreis beteiligt sich aber ab dem Schuljahr 2020/2021 zu 50% an den entstehenden Kosten.

Aber: Mit dem Friesland-Jugend-Ticket gibt es nun die Möglichkeit für 12-20-Jährige, montags bis freitags am Nachmittag sowie ganztägig an Wochenenden und Feiertagen den Friesländer ÖPNV kostenlos zu nutzen. Dies gilt auch für Linien nach Wilhelmshaven und könnte für einige junge Kinobesucherinnen und -besucher interessant sein. Der Antrag kann über die Schule gestellt werden.

Ausbau der Breitbandiniative

Der Landrat sprach im Interview 2019 von weißen Flecken in der Internet-Versorgung. Diese liegen vor, wenn Geschwindigkeiten nur unter 50mbit/s erreicht werden können. Die weißen Flecken mögen weniger geworden sein, doch aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sie nicht gänzlich verschwunden sind. Gerade in der Pandemie haben sich die Probleme mit langsamem Internet auf dem Land offenbart.

Die Deutsche Glasfaser kündigte in diesem Frühjahr an, flächendeckend Glasfaser in Varel auszubauen, sofern 40% der Anschlüsse zu ihr wechseln würden. Der Ausbau ist ambitioniert, doch ihm fehlt der fehlende Rückenwind aus dem Vareler Rathaus und der Kreisverwaltung. Denn der Landkreis Friesland ist am Konkurrenten EWE beteiligt. Kurz nach der Ankündigung der Deutschen Glasfaser zog die EWE nach und kündigte an, den (eigentlich bereits gut versorgten) Vareler Stadtkern mit Glasfaser auszustatten und begann direkt mit den Baumaßnahmen. Kundinnen und Kunden der Deutschen Glasfaser sprangen ab, die EWE jedoch vernachlässigt anders als die Deutsche Glasfaser die äußeren Stadtteile und dementierte Gerüchte, in den nächsten Jahren weitere Ausbauten zu planen. 

Abstimmung von Bus- und Zugverkehr

Die Anbindung der Gemeinden Zetel, Bockhorn, Neuenburg und weiterer Gemeinden an den Vareler Bahnhof wurde verbessert. Die Linien 251 Wilhelmshaven – Schortens – Sande – Zetel – Bockhorn – Varel verkehren stündlich mit 11 Minuten Umstiegszeit am Vareler Bahnhof zu den Zügen nach Oldenburg/Osnabrück/Bremen und Wilhelmshaven. In der Gegenrichtung ist diese Relation mit 5 Minuten Umstiegszeit am Vareler Bahnhof und einer vertretbaren Reisezeit möglich. Die Linie 253 fährt nun stündlich vom Vareler Bahnhof nach Dangast und zurück, die Abfahrtszeiten wurden hier ebenfalls an die des Zugverkehrs angepasst. In Friesländer Bussen sind nun auch Niedersachsen-Tickets gültig. Der Landrat hat hier seine Versprechen eingehalten, die ÖPNV-Nutzerinnen und Nutzer profitieren von klaren Verbesserungen, aufgrund der Pandemie fahren die Busse leider momentan sehr leer durch den Landkreis.

Digitalisierung von Friesländer Schulen

Durch die fortschreitende Renovierung des LMG haben auch in immer mehr Räumen Whiteboard, Beamer und Dokumentenkameras Einzug gehalten. Dokumentenkameras und Beamer können als echter Gewinn angesehen werden: In großen Teilen der Schule sind die quietschenden Reifen von Videowagen mit Technik aus dem 20. Jahrhundert verstummt und auch ein Großteil der lärmenden Overhead-Projektoren wurde entsorgt. Folienstifte sind nur noch selten von Nöten. Dafür aber sind heute Board-Marker wichtiger denn je, die anders als bei Kreide das Ende ihrer Lebenszeit durch schlechte Leserlichkeit ankündigen. Außerdem entsteht durch den Verschleiß zusätzlicher Plastikmüll. Hier gibt es jedoch auch nachhaltigere Alternativen, die bei einigen Lehrerinnen und Lehrern zum Einsatz kommen: Nachfüllbare oder wachsstiftartige Boardmarker.

In einer Hau-Ruck-Aktion im vergangen Frühjahr wurde das LMG kurzfristig per Glasfaser mit schneller Bandbreite versorgt, da das Netzwerk iServ über Wochen lang aufgrund einer lachhaften Leitung kaum bis gar nicht zu erreichen war. Dass eine 16-Mbit/s-Leitung nicht für über 1000 Schülerinnen und Schüler auf lange Sicht reichen würde, hätte man aber auch 2019 wissen können. Die Pandemie zwang die Verantwortlichen letztendlich schneller zu handeln.

Die Digitalisierung bei uns am LMG wird weiter fortschreiten, die meisten anderen Friesländer Schulen sind schon vor einigen Jahren digitalisiert worden, wie z.B. die Oberschule und die Berufsbildenden Schulen in Varel. Wir begrüßen, dass sich auch seit ein paar Jahren am LMG etwas tut.

Baufortschritt am LMG

Mit der Digitalisierung der Friesländer Schulen einher geht die generelle Sanierung und Renovierung bei uns am LMG. Der Landrat erklärte 2019, die Finanzierung sei bis 2023 gesichert. Einige Bauvorhaben (z.B. bei der Renovierung des M-Traktes) haben sich erheblich länger als geplant gezogen. Es bleibt daher abzuwarten, ob auch der K-Trakt, der A-Trakt und der N-Trakt bis 2023 fertig saniert werden.

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Ausgabe 53 PANORAMA

Wie man mit einem Mord davonkommt

Gerade jetzt, wenn wir alle sehr viel Zeit zu Hause verbringen, schauen wohl viele von uns vermehrt Serien auf Netflix und Co. Daher habe ich zuletzt eine Krimi-Serie,  „How to Get Away with Murder“, neu für mich entdeckt. Diese Serie hat mich über die Weihnachtsferien gefesselt und mitgerissen, so sehr, dass ich sie im Folgenden gerne näher vorstellen möchte.

Die Hauptperson stellt die Anwältin und Professorin Annalise Keating dar, die an einer Universität in Philadelphia in ihrem Kurs ,,How to Get Away with Murder“ ihren jungen Studenten und Studentinnen die Grundlagen des Strafgesetzes näherbringt. Aus diesem Kurs werden die fünf Besten, nämlich Wes, Laurel, Connor, Michaela und Asher,ausgewählt, die zusammen mit Keatings Assistenten, Bonnie und Frank, Mrs. Keating bei der Verteidigung ihrer Klienten helfen. In jeder Folge beschäftigt sich das Team mit einem neuen Fall und versucht einen Freispruch für Keatings Mandanten zu erzielen. Dies scheint für den Zuschauer in den meisten Fällen unmöglich zu sein, weil die Beweise oftmals gegen den Angeklagten sprechen. Allerdings finden Annalise Keating und ihr Team fast immer einen Weg oder decken kriminelle Machenschaften auf, die im Zusammenhang mit einem Fall stehen, wobei ihr Vorgehen nicht immer ganz legal ist. Doch so schaffen sie es unter anderem, das Schicksal eines zum Tode verurteilten Mannes, der bereits 21 Jahre unschuldig in Haft gesessen hat, oder das einer Frau, die zusammen mit ihrem Mann zwei junge Frauen in ihrem Keller festhält, zu beeinflussen. Keating muss sich als afroamerikanische Frau bei ihrer Arbeit auch zahlreichen Vorurteilen entgegenstellen und setzt sich oftmals vor Gericht auch für Minderheiten ein.

Allerdings wird das Team selbst in einen Mord verwickelt und die privaten Probleme der Anwältin spitzen sich zu, sodass die sonst so toughe und unnahbare Annalise Keating droht, unter all den Druck zusammenzubrechen.

Insgesamt gibt es sechs Staffeln der Serie, wovon fünf bereits auf Netflix verfügbar sind, wobei die letzte spätestens im nächsten Jahr folgen müsste.

Meiner Meinung nach spielt Viola Davis die Rolle der  Rechtsanwältin Annalise Keating sehr eindrucksvoll und überzeugend, weshalb sie verdient für diese Rolle einen Emmy bekommen hat. Die Serie lebt sowohl von dem skrupellosen Handeln der Anwältin als auch von ihrem unermüdlichen Einsatz für ihre Klienten, sodass ich als Zuschauerin zunächst hin und hergerissen war, ob ich nun Abneigung oder Sympathie für sie empfinden soll. Doch genau diese Zerrissenheit trägt dazu bei, dass man bei den spannenden Fällen der Kanzlei von Keating mitdenkt und verzweifelt versucht, einen Weg zu finden, um für den betreffenden Mandanten einen Freispruch erzielen zu können. Man wird also sozusagen zum sechsten Studenten, der zum Team von Annalise Keating gehört.

Gerade das macht diese Serie so spannend und sehenswert. „How to Get Away with Murder“ hat ein sehr großes Suchtpotenzial, sodass ich gar nicht mehr aufhören konnte, mir neue Folgen der Serie anzuschauen. Ich kann diese Serie jedem empfehlen, der sich für Krimiserien voller Nervenkitzel und Drama interessiert oder der einfach eine Serie sucht, bei der man mitdenken muss. Dieser Serientipp ist also perfekt, wenn es draußen mal wieder in Strömen regnet oder man am Wochenende vom stressigen Schulalltag abschalten möchte.

Die Serie „How to get away wit murder“ findest du auf NETFLIX.