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Ausgabe 52 SCHULE

„Hilfe, die Konfirmanden sind da!“

Schule bedeutet nicht nur Unterricht. Ab und zu ergibt sich auch die Möglichkeit, mal über den Tellerrand zu schauen. Das Management Information Game ist eine solche Möglichkeit. Ein Erfahrungsbericht von Steen.

Montags morgens, kurz vor acht. Ich stehe mit einigen Mitschülern vor dem Tor der Premium Aerotec GmbH in Varel. „Wo geht’s denn hier zur Konfirmation?“, fragt jemand, der gerade dazukommt. Seltsame Frage, allerdings mit Hintergrund. Denn: Wir haben uns alle schick gemacht. Anzüge, Blusen, Krawatten. Das ist unsere Interpretation von Geschäftskleidung. „Das Erscheinen in Geschäftskleidung ist erwünscht.“ So stand es in den Vorabinformationen. Später an diesem Morgen werden wir erfahren, dass wir völlig overdressed sind. Auch ist dieser Montagmorgen keineswegs ein normaler Schul-Montagmorgen. Wir, 17 Schüler des LMG aus dem elften und zwölften Jahrgang, nehmen in der kommenden Woche am MIG teil. Das steht für Management Information Game, auf deutsch Management-Informationsspiel. Herr Roberg und Frau Walther, die uns die Woche über begleiten werden, sind mittlerweile auch eingetroffen und wir gehen zusammen zur Wache am Eingangstor des Firmengeländes. Uns werden Besucherausweise ausgehändigt, damit wir überhaupt auf das Gelände gelangen. Der Ausbildungsleiter bei Premium Aerotec, Henning Fellensiek, empfängt uns und begleitet uns zu unseren Tagungsräumen. Diese werden für die kommende Woche zu unserem zweiten Zuhause. Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Fellensiek und Andreas Mätzold, unseren Spielleiter , denken wir, kann es ja jetzt losgehen mit diesem Spiel. Genau genommen weiß eigentlich keiner von uns Schülern, was uns in der Woche erwartet. Die Informationen, die wir vorab zum Ablauf erhalten haben, ließen uns nur ungefähr vermuten, was auf uns zukommt. „MIG funktioniert nach dem Prinzip der Überforderung“, hat uns Herr Roberg vorher mitgeteilt. Diese aufmunternden Worte steigerten natürlich unsere Neugier, was genau denn jetzt bei MIG passiert. Allerdings folgt auf die Begrüßung der erste Informationsblock, eine nette Formulierung für Vortrag. Die gibt es zu verschiedenen Themen, über die Woche verteilt. Einige davon sind spannender, einige sind  weniger spannend.

Diese Vorträge werden jeweils von verschiedenen Mitarbeitern aus den beteiligten Unternehmen (also Premium Aerotec und Popken Fashion Group) gehalten. Die einzelnen Referenten erzählen uns immer etwas über ihren Beruf, wie sich ihr beruflicher Weg gestaltet hat und vermitteln uns etwas betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen. Der erste Informationsblock handelt von Unternehmenszielen und Unternehmensorganisation.

Nach einer kurzen Pause folgt dann die lang ersehnte Erklärung, was genau wir bei dem Spiel eigentlich machen müssen. Andreas Mätzold verrät uns das Spielprinzp. Die Teilnehmer werden in drei Gruppen aufgeteilt. Die Gruppenmitglieder sind jeweils Führungspersonen in drei verschiedenen Unternehmen, jeder hat seinen eigenen Fachbereich. Zu den Fachbereichen zählen beispielsweise Personal oder Finanzen. Diese drei Unternehmen verkaufen jeweils die gleichen drei Produkte auf den gleichen vier Märkten, stehen also in Konkurrenz miteinander. Aufgabe des Spiels ist es, dass man als Team Entscheidungen fällt, die dazu führen, dass sich das Unternehmen wirtschaftlich verbessert. Im Grunde genommen kann man sagen, dass die Gruppen dafür sorgen müssen, dass ihr Unternehmen mehr Geld verdient. Das Treffen der Entscheidungen erfolgt jeweils in einzelnen Spielrunden. Als Grundlage erhält jedes Unternehmen einen Bericht über den Zustand ihres Unternehmens aus der vorangegangenen Spielrunde. Nun muss jedes Team an den einzelnen Stellschrauben, wie etwa Produktionsmengen, Preis oder Werbebudget, drehen, mit dem Ziel, etwas zum Positiven zu verändern. Diese Entscheidungen übertragen die einzelnen Teams in ein Computerprogramm, welches dann die Auswirkungen berechnet.

„Hier kam es darauf an, Missgeschicke und nicht ganz durchdachte Entscheidungen als kalkulierte Unternehmensstrategie zu verkaufen. “

Als „Spielanleitung“ haben wir im Vorhinein ein Handbuch bekommen, das uns aber ohne Erklärung begrenzt weitergeholfen hat. Nun verstehen wir so langsam die Ausmaße des Spiels und sind heiß darauf, die ersten Entscheidungen zu treffen. Vorher allerdings gibt es noch Mittagessen. Wir werden die Woche über mit ausgezeichnetem Essen aus der Kantine von Premium Aerotec versorgt. Nach dem Mittag werden noch ein paar Einzelheiten geklärt und es kann endlich losgehen. Jedes Team geht in einen eigenen Raum und beginnt zu diskutieren. Wie viel Personal soll man einstellen, braucht man neue Maschinen, wie viel Geld investiert man in Forschung und was sollen die Kunden am Ende für die Produkte zahlen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen muss sich jedes Team auseinandersetzen. Nach einigen Stunden mehr oder weniger konzentriertem Arbeiten sind alle offenen Fragen geklärt und die Entscheidungen im Programm eingetragen. Erschöpft, aber auch stolz auf das Getane gehen wir gegen 18:30 nach Hause.

Dieser Stolz sollte aber schon am nächsten Tag wieder verfliegen. Nach einem weiteren Informationsblock erwartet uns die Besprechung der ersten Spielrunde. Herr Mätzhold erklärt uns, wie sich die Unternehmen entwickelt haben. Außerdem bespricht er mit uns, welche Entscheidungen wir getroffen haben und mit welchem Ziel. Ist es wirklich so sinnvoll, die Werbung für ein Produkt zu steigern, aber gleichzeitig weniger davon zu produzieren? Die Antwort lautet natürlich nein, das ist uns allen klar. Die Frage ist hingegen, wieso wir uns am Vortag dazu entschieden haben, genau das zu tun. Aber wie heißt es doch so schön: Aus Fehlern lernt man! Mit unserem neuen Wissen, was funktioniert und was nicht, stürzen wir uns in die nächste Spielrunde. Am zweiten Tag der Woche ist das Spiel allerdings nicht das Einzige, womit wir uns beschäftigen. Mittwochabend steht eine fiktive Verkaufspräsentation an. Wir sollen eines unserer Produkte vor einem Publikum vorstellen und erklären, warum die Kunden ausgerechnet unser Produkt und nicht das der anderen kaufen sollten. Deswegen reiht sich in Liste der Aufgaben noch die Entwicklung des Produkts, die Erstellung einer Präsentation samt PowerPoint und das Kreieren eines Flyers ein. Es gibt also reichlich zu tun.

Am Mittwoch arbeiten wir weiter an diesen Aufgaben, zusätzlich gibt es noch zwei Informationsblöcke, sowie die Auswertung der vorangegangenen Spielrunde und eine weitere Spielrunde. Abends ist dann der große Moment gekommen. Jedes Unternehmen präsentiert das jeweilige Produkt und die Gäste stimmen daraufhin ab, welches der drei sie am meisten überzeugt hat. Anschließend gibt es noch einen kleinen Imbiss und man kann sich miteinander und den Gästen unterhalten.

Nicht jedermanns Sache: Excel-Tabellen mit viel zu vielen Zahlen

Der Donnerstag sollte laut Planung eigentlich etwas stressfreier werden. Neben einem Vortrag zu Aktien und der Börse sind zwei Spielrunden geplant. Diese laufen diesmal allerdings nicht so ab wie gewohnt. Durch Eilmeldungen greift der Spielleiter ins Geschehen ein und bringt die gesamte Planung der Unternehmen durcheinander. Beispielsweise ist die Lieferung von Produkten zum amerikanischen Markt aufgrund von Terroranschlägen begrenzt. Für ein Unternehmen, welches sich ausgerechnet auf diesem Markt spezialisiert hat, kommt das natürlich etwas ungelegen. So muss die eigentliche, bereits abgeschlossene Planung nochmal von Grund auf geändert werden.

Am Freitag, dem fünften und letzten Tag der MIG-Woche, besprechen wir nochmals die Ergebnisse des Vortags und die allgemeine Strategie der Unternehmen. Anschließend erstellen wir eine weitere Präsentation mit unseren Unternehmenszahlen und Ergebnissen, die wir daraufhin möglichen Investoren vorstellen. Hier kommt es darauf an, Missgeschicke und nicht ganz durchdachte Entscheidungen als kalkulierte Unternehmensstrategie zu verkaufen.

Nach einer abschließenden Feedback-Runde endet dann diese ereignisreiche Woche und man fragt sich, was davon bleibt. Neben den lustigen Geschichten, die wir erlebt haben, und dem vielen Spaß, den wir trotz des Stresses hatten, kann ich die Frage damit beantworten, dass wir als Gruppe viele Erfahrungen gesammelt haben. Erfahrungen, die der Schulalltag sonst nicht hergibt. Wir haben gelernt, dass die Wirtschaft sehr komplex ist und dass es wichtig ist, im Team zu arbeiten. Wir haben selbst erfahren, dass man beim Treffen von Entscheidungen immer abwägen muss, aber auch, dass man am Ende dafür die Verantwortung tragen muss – auch wenns mal nicht so läuft, wie gedacht. Ich kann jedem nur empfehlen, ebenfalls bei MIG teilzunehmen, auch wenn sich dabei herausstellt, dass die Karriere in der Wirtschaft nichts für einen ist.

Viele Dank an die Popken Fashion Group, Premium-Aerotec sowie Frau Walther und Herrn Roberg, dass sie diese Erfahrung möglich gemacht haben.


„Nicht nur für Möchtegern-
Kapitalisten hilfreich“

von Lennart

Es war eine anstrengende Woche. Fünf Tage lang verbrachten wir fast den kompletten Tag in einem mal mehr, mal weniger großen Konferenzraum.

Ich hatte mich eigentlich angemeldet, um den schulischen Pflichten für etwa eine Woche zu entkommen und mal etwas anderes kennen zu lernen. Doch da hatte ich mich, wie einige andere auch zu früh gefreut. Dieses Spiel ist aufs Scheitern ausgelegt, um seine Teilnehmer maximal zu fordern. Und das gelingt ihm recht gut. Sofort wird man ins Geschehen geworfen und muss den virtuellen Konzern aus der Patsche helfen. Verkaufen tut dieser Kopfhörer, Zahnbürsten und Wandkalender. Dabei wirft das Spiel mit Begriffen um sich, von denen der Normalsterbliche nur selten etwas zu hören bekommt. Innerhalb kürzester Zeit muss man diese draufhaben und mit ihnen umgehen können, um die Konkurrenz zu schlagen.
Beim Spielen fällt auch auf, dass hinter dem Spiel das „Bildungswerk Niedersächsischer Wirtschaft“ steht, ein Synonym für Arbeitgeberverbände als Gesellschafter.

Jeder der schon immer wollte, kann hier den „inneren Justus“ so richtig rauslassen. Mitarbeiter sind in diesem Spiel nur ein paar Zahlen, an denen scheinbar kaum Existenzen hängen. Also schnell mal die Sozialleistungen für die Mitarbeiter senken und die Hälfte der Belegschaft nach Hause schicken. Für ein bisschen mehr Profit, macht man ja bekanntlich vieles.

Ich für mich, habe durch dieses Spiel gelernt, dass die Arbeit als Führungskraft wohl eher weniger etwas für mich ist. Doch diese Erkenntnis schätze ich, denn auch ich hatte meinen Spaß an diesem Spiel, auch wenn ich es vielleicht nicht ganz so ernst genommen habe, wie andere.

Auch hoffe ich, dass die Arbeitnehmer in der Realität für die Führungskräfte mehr als nur ein paar Zahlen sind.

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Ausgabe 52 SCHULE

Mein Praktikum bei der Volksbank Oldenburg

Erste Erfahrungen im späteren Berufsleben haben Viele schon beim Zukunftstag gemacht. Doch die richtige Erfahrungen sammelt man erst beim Betriebspraktikum. Von ihren Erfahrungen berichet Sarah.

Werde ich an meinem Praktikum Spaß haben? Bekomme ich einen guten Einblick in die Arbeitswelt? Bietet dieser Bereich für mich später eine Perspektive? Genau diese Fragen und viele weitere gingen mir durch den Kopf, als ich nervös an meinem ersten Praktikumstag bei der Volksbank Oldenburg am Bahngleis stand und auf meinen Zug zum Oldenburger Bahnhof wartete. Schließlich hatte ich viele Fragen und Erwartungen an mein Praktikum und ich war gespannt, ob diese beantwortet und erfüllt werden können.

 Ich wurde direkt am Anfang sehr gut aufgenommen, so dass ich mich gleich wohl gefühlt habe und mich komplett auf meine Aufgaben einlassen konnte. So war ich die meiste Zeit der drei Wochen im direkten Kundenkontakt und bin auf sehr verschiedene Persönlichkeiten getroffen. Schließlich gehörte zu meinen typischen Aufgaben  neben dem Durchführen von Ein- und Auszahlung, dem Zählen und Sortieren von Geld und dem Scannen von Überweisungen, Schecks und Pfändungen  auch das Zuhören: Die einzelnen Kunden, die oft alleine sind, erzählen  Geschichten und Probleme  und  suchen nach einem offenen Ohr. Während meines Praktikums bin ich auch auf Lob der Kunden gestoßen, was mich sehr gefreut und bestärkt hat. So hat sich beispielsweise eine Kundin gefreut, dass ich am darauffolgenden Tag wieder in der Bank zur Kundenberatung war. Außerdem bin ich in dieser Zeit in Berührung mit sehr viel Geld gekommen, da ich an zwei Tagen auch einen Blick in die Kasse und den Tresor werfen durfte. Zusätzlich war ich an einem Tag dabei, als die Bank mit Geld beliefert wurde und war erstaunt über die Sicherheitseinrichtungen, die bei der Überlieferung getroffen wurden. Dazu hatte ich einen kleinen Schockmoment während des Praktikums, als ich mit den Pfändungen in Kontakt kam. Ich war förmlich geschockt, wie viele Pfändungen nur in einer Filiale ankommen.  Außerdem habe ich mich gewundert, dass sehr viele Probleme mit dem Online-Banking aufkamen, sowohl bei jung und alt.

Abschließend kann ich festhalten, dass mir das Praktikum einen guten Einblick in den Arbeitsalltag gegeben und mir viel Spaß bereitet hat. Ich konnte viele praktische Erfahrungen sammeln, aus denen  ich auch etwas für die Zukunft mitnehmen kann. Schließlich kann ich es mir aber nicht vorstellen, in einer Bank zu arbeiten, da mir der Alltag zu monoton ist und ich lieber einen sozialen Beruf ausüben möchte.

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Ausgabe 52 SCHULE

Wie raus, aus dem tristen Schulalltag?

Jedes Kind in Deutschland muss nach der Schulpflicht zwölf Jahre zur Schule gehen oder nach neun oder zehn Jahren eine Ausbildung beginnen. Zur Schule gehen zu dürfen und Bildung zu genießen ist ein Privileg. Als Kindergartenkind freut man sich auf die Schule. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, man lernt richtig zu lesen, zu schreiben, zu rechnen und viele andere spannende Dinge. Bei jüngeren Schülern wird viel durch Spiele und Spaß beigebracht. So haben die Kinder Freude am Lernen und gehen gerne zur Schule. Dabei spielt auch Freizeit eine wichtige Rolle, denn je mehr Stunden man am Tag in der Schule verbringt, desto weniger Lust hat man am Nachmittag, sich an die noch ausstehenden Hausaufgaben zu setzen. Viele Grundschulen unterrichten höchstens sechs Stunden pro Tag. Spätestens, wenn man auf die weiterführende Schule versetzt wird, ändert sich das. Dann bekommt man das erste Mal Nachmittagsunterricht und isst in der Schule zu Mittag. Je älter man wird, desto mehr Zeit verbringt man in der Schule. Von den Kindern, die sonst gerne zur Schule gegangen sind, hört man jetzt auch leider oft, dass sie gar keine Lust mehr haben hinzugehen und dort ihre Zeit zu verbringen. Wenn ein Schüler in Deutschland an einem Gymnasium Abitur machen möchte, muss er vorher insgesamt 13 Jahre zur Schule gehen. Das ist schon eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass es in vielen Länder gar keine Schulpflicht gibt. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Schüler gerne zur Schule gehen und die Zeit nicht einfach nur absitzen. Die Schule sollte nicht nur ein Ort zum Lernen sein, sondern auch ein Ort mit schönen Räumen, gemütlichen Ecken und Bereichen zum Spielen, damit man als Schüler in den Pausen auch kurz den Gedanken an den Unterricht fallen und die Seele baumeln lassen kann. Schule sollte ein Ort zum Mitgestalten sein, denn wer weiß besser, was ihnen gefällt, als die Schüler selbst. Dabei spreche ich nicht von zahllosen Graffitis an den Schulwänden, sondern von mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung der Unterrichtsräume zum Beispiel. Viele der Räume könnten in schöneren Farben gestrichen werden, ein bisschen abwechslungsreicher sein als weiß und gelb. Da sind der T-Trakt und der M2-Trakt schon mal ein guter Anfang. Man könnte allerdings auch die kargen Wände mit mehr Bildern ausstatten oder den Schülern die Möglichkeit geben, selbst kreativ zu sein und etwas außerhalb der Pinnwand aufzuhängen. Auch Bereiche wie der hinter der Mensa könnten gerne umgestaltet werden. Es möchte doch keiner wirklich beim Essen gelben Stein und grauen Beton sehen, wenn er aus dem Fenster guckt. Mit Projekten ließe sich vieles gestalten. Eine Möglichkeit für Klassen und Kurse, zusammen mit ihren Lehrern etwas auf die Beine zu stellen und auch etwas anderes gemeinsam zu machen als Unterricht. Es würden sicherlich viele Schüler aus unterschiedlichen Stufen engagiert mithelfen und sich damit beschäftigen, wenn es darum geht, eigene Ideen zu entwickeln, umzusetzen und so die Schule zu verschönern.         

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Ausgabe 52 SCHULE

Schulleiter im Gespräch

Seit fast einem Jahr haben wir einen Neuen im Verwaltungstrakt. Es wird also Zeit, um sich einmal bei den Schülern vorzustellen.

Das Interview führten Lennart und Tomko.

Kaktus: Vielen Dank für die Möglichkeit eines Interviews. Könnten Sie sich zu Beginn einmal selbst den Schülern vorstellen?

Müller: Mein Name ist Christian Müller, ich bin 46 Jahre alt. Ich wohne in Rastede und bin verheiratet, meine Frau ist ebenfalls Gymnasiallehrerin und selbst komme ich hier auch aus der Gegend: Geboren bin ich in Sande, also schon mal im Landkreis Friesland! Aufgewachsen aber bin ich in Wiesmoor im Landkreis Aurich. In Aurich habe ich mein Abitur am Gymnasium Ulricianum gemacht, übrigens das größte Gymnasium in Niedersachsen. Nach dem Abitur, 1992, habe ich für das gymnasiale Lehramt in den Fächern Deutsch und Biologie studiert, die ersten zwei Jahre in Osnabrück und nach der Zwischenprüfung, die man ablegen musste, in Oldenburg. In Oldenburg habe ich mein erstes Staatsexamen in Deutsch und Biologie gemacht.

Danach habe ich eine Zeit „herumgedoktert.“ Ich habe dafür ein ordentliches Stipendium bekommen und es war eine Arbeit zu dem Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann, den ich verglichen habe mit Dichtern der Romantik, also um 1800 herum, und mit Autoren der sogenannten Postmoderne, also Gegenwärtiges. Die Doktorarbeit ist nur leider bis heute nicht fertig geworden. Mein Stipendium dafür lief drei Jahre und die Doktorarbeit war leider noch nicht fertig, als es auslief. Meine damalige Freundin sagte mir, ich solle was „Bodenständiges“ machen und Lehrer werden. Vielleicht schreibe ich an dem Projekt später einmal weiter…

Danach bin ich sozusagen in die zweite Phase eingetreten und habe mein Referendariat in Stadthagen gemacht. Meine Schule, an der ich unterrichtet habe, war dabei an der Weser in der Stadt Stolzenau, in der Nähe von Minden.

Nach dem Refendariat, das ich 2004 abgeschlossen habe, konnte ich gleich anfangen zu  arbeiten, an einem Sekundarstufe 1 – Gymnasium (Anm. d. Red.: Gymnasium bis zur 10. Klasse), dem Gymnasium Langen im Kreis Cuxhaven. An dieser Schule wurde ich dann sehr schnell Fachobmann für Deutsch und habe auch die Koordination für die Jahrgänge 5 und 6 gemacht.

2009 habe ich mich mit einer gewissen Stundenanzahl versetzten lassen an das Niedersächsische Internatsgymnasium in Bad Bederkesa. Dort habe ich nur in der Oberstufe unterrichtet, war aber zugleich auch an dem Gymnasium in Langen und habe da weiter meine bisherige Tätigkeit ausgeübt. Ich wollte aber gerne auf die andere Weserseite zurück und Oberstufe unterrichten, um für andere Schulen attraktiv zu bleiben. 2012 habe ich mich am Gymnasium Brake als Koordinator der Mittelstufe und des Vertretungsplanes beworben und wurde dort angenommen. Diese Stelle habe ich sehr gerne ausgeübt, doch dann wurde die Stelle des Schulleiters am Jade-Gymnasium in Jaderberg ausgeschrieben und ich konnte mich dort durchsetzen. Für das Amt dort bin ich vom Land Niedersachsen für drei Jahre beurlaubt worden. Nach den drei Jahren musste ich mich entscheiden, ob ich mich weiter beurlauben lassen möchte, habe dies aber nicht getan, weil ich gerne nochmal eine andere Herausforderung in Angriff nehmen wollte und ich wusste, dass hier in Varel, aber auch in Jever die Schulleiterstellen frei wurden. Deshalb habe ich mich auf beide Stellen beworben, weil man sich auch nicht sicher sein kann, dass man tatsächlich auch die Stelle bekommt, weil die Konkurrenz in der Regel recht groß ist. Am Ende lief es auf Varel hinaus, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Kaktus: Was sind denn ihre persönlichen Interessen?

Müller: Ich interessiere mich fürs Boßeln und Klootschießen, muss aber hier ein bisschen vorsichtig sein, Herr Frels ist ja im Schleuderball sogar deutscher Meister, so gut bin ich da längst nicht, aber ich boßle seit meiner Kindheit, das aber eben in Ostfriesland.

Dann interessiere ich mich sehr stark für die Region, auch weil ich Biologie-Lehrer bin. Also für alles, was hier an Pflanzen und Tieren beheimatet ist und ich bin deshalb auch häufiger mal auf dem Deich anzutreffen, einsamerweise mit meinem Fernglas und einem Spektiv. Das ist alles was, ich erst einmal zu meinen Hobbys sagen kann. Wenn ich Zeit habe, lese ich gerne, im Moment aber weniger. Hoffentlich ändert sich das wieder.

Kaktus: Kommen wir mal wieder zurück auf Ihre Schulzeit. Wie würden Sie die beschreiben? Waren Sie der Musterschüler oder mehr der Klassenclown?

Müller: Klassenclown war ich wahrlich nicht, ich gehörte wahrscheinlich schon zu den guten Schülern. Ich muss dazu auch sagen, dass ich mich von Schuljahr zu Schuljahr gesteigert habe, wenn man sich mal den Notendurchschnitt anschaut. Am Ende habe ich dann mein Abitur mit einem Schnitt von 1,7 gemacht. Mir hat meine Schulzeit aber sehr viel Spaß gemacht, also insbesondere die Schulzeit in Aurich in der Oberstufe. Ich hätte damals als Schüler sogar ans Lothar-Meyer-Gymnasium wechseln können, da die Schule in Wiesmoor keine gymnasiale Oberstufe führte, habe mich aber für Aurich entschieden. Die Zeit dort war für mich auch einer der Gründe, Lehrer zu werden. Wenn man also keinen Spaß an seiner Schulzeit hatte, sollte man vielleicht nicht Lehrer werden, es sei denn, es liegt an uninspirierenden Lehren und man selbst will es besser machen.

Kaktus: Sie sagten ja bereits, dass sie Deutsch und Biologie unterrichten, warum haben sie sich für diese Fächer entschieden?

Müller: Deutsch und Biologie sind auch meine Leistungskurse gewesen, als ich Abi gemacht habe. Für mich ist das eine schöne Mischung gewesen, weil auf der einen Seite eine Naturwissenschaft steht und auf der anderen Seite eben Deutsch als Sprach- und Geisteswissenschaft. Ich wusste über meinen Oberstufenunterricht in Deutsch, worauf das hinauslaufen wird, da dort mit einem gewissen Unicharakter unterrichtet wurde. Durch die Größe der Schule konnte man nicht nur Lehrer, sondern auch Leistungskurse mit unterschiedlichen Schwerpunkten wählen. Der eine Kurs zum Beispiel hat zu Thomas Mann gearbeitet, der andere zu Goethe, da war also früher mehr Freiheit drin. Das hatte mich so gepackt, in Bio als auch in Deutsch, dass ich mir vorstellen konnte, diese Fächer auch zu studieren.

Ich hatte mich aber auch damals für etwas ganz anderes beworben, für ein Forstwirtschaftsstudium und da hatte ich aus Göttingen auch schon eine Zusage. Ich entschied mich aber dagegen, da zu diesem Zeitpunkt viele Förster gar nicht mehr im Wald arbeiten sollten, sondern in Amtsstuben.

„Von Stärken und Schwächen redet man ja nicht so gerne.“

Kaktus: Sie selbst stellen ja auch neue Lehrer ein. Gibt es denn Stärken oder Schwächen, mit denen Ihre Schüler rechnen können?

Müller: Darüber muss ich erst einmal genauer nachdenken, was ich da sage, von Stärken und Schwächen redet man ja nicht so gerne. Das habe ich jetzt auch gemerkt, als wir hier gerade Bewerbungsgespräche geführt haben und ich derjenige bin, der solche Fragen stellt. Was früher noch nicht so ausgeprägt war, aber was ich jetzt als Stärke ans LMG mitbringe, ist ein größeres Maß an Gelassenheit. Wenn sich Probleme auftun, ist es meine Stärke, dass ich letztendlich doch gelassen bleibe, weil ich denke, es gehört irgendwie zu meiner Aufgabe als Schulleiter dazu, bestimmte Probleme zu lösen und dabei auch dafür zu sorgen, dass dies möglichst in Ruhe geschieht, damit alle am Ende mit erhobenem Haupte wieder aus der Problemlage heraustreten können.

Eine Schwäche, da muss ich mal genauer nachdenken. Manchmal ist es so, dass ich diese Gelassenheit brauche, wenn mir selbst Ideen kommen, weil ich manchmal vergesse, die Leute auch dann mitzunehmen. Also, das ist sicher eine Schwäche, dass ich weiß, dass ich in dem, was ich für die Schule plane, auch alle irgendwie mitnehmen muss, aber in bestimmten Situationen vergesse ich das auch mal und da muss ich deshalb noch an mir arbeiten. Ich versuche immer Lehrer, Schüler und Eltern mitzunehmen.

Kaktus: Haben Sie schon konkrete Ideen, in welche Richtung sich unsere Schule in den nächsten Jahren bewegen kann, hinsichtlich Schülern und Lernkonzepten?

Müller: Im Grunde gehört da alles zusammen, was ihr da gerade angesprochen habt. Es geht im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen auch darum, die Schule technisch so aufzustellen, dass moderner Unterricht möglich ist. Wir haben jetzt größtenteils Smartboards schon aufgestellt, Dokumentenkameras, alle neuen oder sanierten Räume sind schon mit PC’s eingerichtet. Das ist ein Weg, den die Schule weitergehen muss. Das ist technisch gesehen erstmal eine ganz wichtige Voraussetzung für modernen Unterricht. Das gilt aber nicht nur für allgemeine Unterrichtsräume, sondern eben auch für Fachunterrichtsräume und wir sind ja jetzt gerade dabei, die Absprachen mit dem Schulträger, dem LK Friesland zu treffen, wie zukünftig der N-Trakt aussehen wird und da haben wir uns auch ein paar „Bonbons“ überlegt, die experimentellen naturwissenschaftlichen Unterricht noch attraktiver für Schüler machen werden. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, über den ich an dieser Stelle noch nicht mehr sagen kann, aber da wird sich das LMG auch von Nachbarschulen unterscheiden können, da werden wir gut aufgestellt sein.

Kaktus: Sie sprachen ja schon von neuen Lernkonzepten, gibt es da vielleicht auch andere Dinge, die dem Schulunterricht fehlen, z.B. wird häufig darüber gespottet, man lerne in Mathe alles Mögliche, nur, wie man eine Steuererklärung macht, wisse man nicht?

Müller: Ich würde nicht sagen, im Schulsystem fehlt das, also im Bereich des Pflichtunterrichts. Natürlich könnte man sich darüber Gedanken machen, ob man nicht im freiwilligen Bereich, also im Ganztag, bzw. hier dann wohl eher im AG-Bereich, Angebote macht, die einen auf diese Alltagspflichten vorbereiten. Ich würde auf der anderen Seite immer entgegenhalten, dass Schule Grundlagen schafft. Mit den Grundlagen sollte es einem leicht möglich sein, eine Steuererklärung abzugeben. Ich glaube, dass man sich so etwas ein Stück weit selbst erarbeiten muss, und das kann man, wenn man hier die Schule verlassen hat mit einem Abitur in der Tasche.

„Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Schüler tatsächlich auch bei der Digitalisierung mitgenommen werden.“

Kaktus: Gibt es Ideen, die sie persönlich unbedingt einbringen oder realisieren möchten an unser Schule?

Müller: Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Schüler tatsächlich auch mit der Digitalisierung mitgenommen werden. Meistens können die Schüler ja viel mehr mit digitalen Geräten anfangen als die Lehrer. Was wir, vor allem aber in den unteren Klassen, immer wieder sehen, ist, dass die Schüler nicht verantwortungsvoll genug damit umgehen und es immer wieder, Stichwort Cybermobbing, zu Problemen kommt und darin würde ich auch eine wesentliche Aufgabe sehen. Mit unterschiedlichen Instrumenten, sei es Fachunterricht oder Sozialpädagogik, sei es das Krisenteam oder Präventionskonzepte, mit diesen Instrumenten sollten wir alle versuchen, überzeugend auf die Schüler einzuwirken. Sie nehmen dann hoffentlich diese fürsorgliche Hilfe an. Die Schüler sollen wissen, dass wir von Problemen wissen, die sich durch die Nutzung digitaler Endgeräte ergeben, also von sozialen Problemen, die sie in dem Moment vielleicht so nicht sehen, aber spätestens in zwei Jahren sehr bedauern würden. In diesem Bereich sehen Schüler häufig, dass sie technisch in der Handhabung weiter sind als die Lehrer. Nicht immer, es gibt auch viele besondere Ausnahmen,  aber mir wird das ja  als Schulleiter auch ab und zu mal zurückgemeldet. Auf der anderen Seite ist es so, dass den Schülern das Reflektieren über das, was sie da gerade im Internet tun, fehlt. Das ist ein heikler Punkt, mit Schülern da zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen, das dann auch nachhaltig ist und so viel Wirkung zeigt, dass alle einigermaßen vernünftig mit dem Internet umgehen.

Kaktus: Was macht Ihnen am meisten Spaß an ihrer Arbeit als Schulleiter?

Müller: Was mir sehr viel Spaß macht, ist tatsächlich Unterricht. Ich gebe ja nicht mehr so viel Unterricht und für mich ist das eigentlich immer ganz entspannend, wenn ich eine Doppelstunde am Tag geben kann. Das erlebe ich immer als ganz angenehm, weil ich dann sozusagen mit meiner „Kundschaft“ zu tun habe, mit den Schülern. Ich kann nur ein paar Stunden unterrichten, das hilft nichts, weil ich sonst zu wenig Zeit zum Arbeiten in meinem Büro bekomme, aber prinzipiell macht mir das immer noch am meisten Spaß. Genauso macht mir auch die Arbeit mit den Kollegen Spaß, zum Beispiel das Personalmanagement , also z.B. neue Lehrkräfte einzustellen. Das ist momentan auch ein großes Thema und ist sicherlich auch ein Grund, warum ich Schulleiter werden wollte.

Kaktus: Vielen Dank für das Interview!

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Ausgabe 52 SCHULE

Und was macht Unsere Schule für die Umwelt?

 In der letzten Zeit werden wir immer häufiger vom Thema Klimawandel, und wie wir diesem entgegen wirken können, konfrontiert. Da denkt man wahrscheinlich über sein privates Umfeld nach, aber denken wir auch an den Ort, an dem wir Schüler einen Großteil unserer Zeit verbringen? Unsere Schule und wie sie beim Thema Klimawandel aufgestellt ist ? Beim Nachdenken darüber fallen einem sicherlich recht schnell nicht zugedrehte Wasserhähne oder der ständige Informations-Zettelkrieg ein. Aber auch schlecht anpassbare Heizungen und Flugreisen bei Klassenfahrten oder Austauschfahrten fallen in diesen Bereich.

Für einige dieser Probleme gibt es schon Lösungen: Gegen die vielen Infozettel wurde das I-serv Netzwerk ausgeweitet, sodass nun auch die Eltern einen Zugang dafür haben. Bei Flugreisen, die unvermeidlich sind, wie zum Beispiel bei dem Austausch mit der Partnerschule in den USA wird der CO2 Beitrag kompensiert, d.h., dass man einen Geldbeitrag leistet und mit diesem Beitrag dann Projekte unterstützt werden, die CO2 einsparen. Wer gute Ideen zur Verbesserung des Umweltschutzes an der Schule hat oder Probleme aufzeigen möchte, kann sich beim Umweltausschuss melden. Der Ausschuss wurde als Ideenbecken zum Thema Umwelt und Naturschutz gegründet und trifft sich regelmäßig, um über Möglichkeiten, den Schülern diese Themen nahe zu bringen, zu diskutieren.

Zum Schluss lässt sich sagen , das, sich unsere Schule auf einem (recht ) guten Weg befindet, hierbei helfen sicherlich auch der Umbau und die Sanierung der Schulgebäude, was dazu beiträgt, dass die Gebäude besser gedämmt und ausgestattet sind .

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Ausgabe 52 SCHULE

„Man wundert sich halt, wo die ganzen Schmetterlinge hin sind“

Die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind äußerst wichtig für die Zukunft unseres Planeten. Auch unsere Schule setzt sich für diese Ziele ein. Eine der treibenden Kräfte dahinter ist Herr Sluiter. Wir haben mit ihm über Umweltschutz, das Fliegen und den Umweltauschuss der Schule gesprochen.

Herr Sluiter im Interview mit Florian.

Kaktus: Aus welchem Grund ist ihnen das Thema Umwelt so wichtig?

Sluiter: Ich bin da gar nicht so direkt daran gekommen, ich bin da eher so rein gestolpert, könnte man sagen. Als Mathe und Chemie Lehrer muss man sich ja für vieles interessieren und dadurch läuft man dann ja, sage ich immer, mit offeneren Augen durch die Welt und beobachtet und hinterfragt viel. Und so bin ich dann vor ein paar Jahren an das Thema Biodiversität geraten, was ja eigentlich die Krise der Artenvielfalt bezeichnet, wo man 2016 bei einer Krefelder Entomologie Studie festgestellt hat, das die Masse an Insekten stark zurück gegangen ist. Und da habe ich damals gedacht, dass das ja ein Skandal ist und habe das auch selber ein bisschen so beobachten können. Man wundert sich halt zum Beispiel Wo sind die ganzen Schmetterlinge hin, da gab es ja früher viel mehr von, als du noch ein Kind warst. Und ich hab halt selber zwei Kinder und, zumindest der Ältere, ist auch in einem Alter, wo der auch gerne durch den Garten geht und selber Beobachtungen machen kann und ist dann regelmäßig enttäuscht, wenn es kaum was zu beobachten gibt. Und das hat mich dann etwas nachdenklich gemacht und ich bin dann dem Nabu beigetreten und so kommt man halt mit Leuten ins Gespräch. Derjenige, der den Nabu hier in Varel leitet, das ist Martin Heinze, war früher auch Lehrer hier. Herr Heinze hat sich damals schon sehr stark für Klimaschutzthemen eingesetzt, das ist nur damals nie so richtig angekommen, weil es damals nicht so en vogue war. Er war auch der erste der die Sache mit der Fliegerei hier an der Schule kritisiert hat. Was ich auch nicht wusste ist, dass Herrn Heinze damals schon einen Antrag gestellt hat, dass bei Schul-Fliegerei kompensiert werden soll. Das ist, so zu sagen, damals total gebombt, das hat nicht funktioniert. Die haben dass dann eingeschränkt. Die haben gesagt kompensieren ja, aber freiwillig. Und heute stellen wir fest, es hat keiner gemacht, dass ist einfach so untergegangen und verschwunden im Schul-Nirwana irgendwie und das ist natürlich eine traurige Geschichte. Na jedenfalls komme ich jetzt zum Punkt zurück, also Stichwort Umweltschutz. Mir liegt natürlich sehr viel daran, dass es die Welt in fünfzig oder hundert Jahren noch gibt. Viele Leute die Umweltschutz betreiben sprechen von der Enkel-kompabilität, also dass man nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch an die, die nach einem noch kommen und das kann ich ja jetzt als Kinder-kompabilität bezeichnen. Also ich möchte gerne, dass in fünfzig Jahren, wenn meine Kinder dann erwachsen sind, also richtig erwachsen, dann möchte ich, dass Varel nicht irgendwie Atlantis gleicht, oder so, sondern dann möchte ich, dass die noch ganz normal leben können, glücklich sein können, dass einfach noch normales Leben möglich ist. Und deswegen meine ich, jeder einzelne ist aufgefordert zu handeln, um zu denken und deswegen will ich auch mein Beitrag leisten.

Kaktus: Wie ist es zu der Entscheidung bezüglich der Flugreisen gekommen?

Sluiter: Da hab ich mir natürlich Gedanken gemacht, was kannst du machen? Was kannst du hier in der Schule machen? Und dann kam halt die Sache mit der Fliegerei wieder auf den Tisch. Ich habe da, glaube ich einen Artikel drüber gelesen, das muss irgendwann im Dezember oder November letzten Jahres gewesen sein. Ein großer Zeitungsartikel auch zur Fliegerei und dann hab ich mir gedacht, dass ist ja eine Schweinerei, ein so ein Flug verballert ohne ende Kohlenstoffdioxid und ich fahre das ganze Jahr mit dem Fahrrad um irgendwie was zu sparen und dann muss da nur so ein Hansel ins Flugzeug steigen und dann kann ich mich da Jahrelang abstrampeln, dass bringt gar nichts, weil das Fliegen so Klimaschädlich ist. Und das war dann der Punkt an dem ich dachte, jetzt musst du irgendwas machen. Ich bin dann Anfang Februar, da war das hier an der Schule auch noch gar kein so großes Thema, bin ich zu Herrn Pauer gegangen, hab ihm gesagt hier,ich hab da eine Idee, können wir nicht so was machen, irgendwie als Beschluss weniger zu Fliegen und wenn man Fliegen muss, dass man dann Kompensiert. Die Idee ist ja kurz gesagt, dass man einen Geldbetrag leistet und mit diesem Geldbetrag werden eben Projekte unterstützt, die überall auf der Welt CO2 einsparen. Idealerweise noch mehr, als durch den Flug verursacht wird. […] Herr Pauer war ganz begeistert davon, meinte schreiben sie doch einen Antrag und das habe ich dann auch gemacht. Das habe ich dann bei der Dienstbesprechung dem Kollegium vorgestellt und war selber ganz überrascht, weil das Feedback war ganz gut. Die Lehrer durften abstimmen und es war eine überwältigende Mehrheit, die gesagt haben eigentlich ist es an der Zeit, wir müssen da was machen und so ging das dann ganz glatt mit den Kollegen durch.Ein paar wochen später war dann eine Schulvorstandssitzung, da hat der Schulvorstand dann beschlossen, dass jetzt wirklich alles was mit Fliegerei zu tun hat kompensiert werden muss.

Kaktus: Was läuft ihrer Meinung nach schon gut?

Sluiter: Die Seminar fahrt China ist so weit ich weiß schon abgeschafft, weil es unter den Schülern keine nachfrage mehr gab und s auch Probleme gab Leute zu finden, die mitfahren wollen. So weit ich weiß ist das vom Tischs und die andere problematische Geschichte war ja der Austausch mit Frankreich, La Réunion, der ist ja, so traurig das auch ist für die Französisch-Fachgruppe, beendet. Aber das ist ja auch gut, denn die Fliegerei ist so vom Tisch. Es war ja auch so, die Flugstrecke auf diese Insel war ja sogar noch weiter als nach China, dass hat sich damals ja auch in meinem Antrag herausgestellt.

Kaktus: Was sehen sie als die besten Alternativen zum Fliegen?

Sluiter: Beim Fliegen, im Zusammenhang mit Schule, da wäre ich dafür, dass man das völlig untersagt. Da ist die Politik eigentlich gefordert, meiner Meinung nach, das deutlich einzuschränken. Jetzt ist es ja so, es gibt bestimmte Austausche, wie zum Beispiel in die USA, da geht es gar nicht anders. Da müsste man Ausnahmen festlegen, dass man sagt so Ziele wie die USA sind noch in Ordnung, vielleicht auch verpflichtet mit Kompensation, das wäre so mein Wunsch. Für alles andere, vor allem natürlich Ziele in Deutschland, aber auch für die Ziele in Europa, wäre der Bus eigentlich das Beste und das ist so weit ich weiß auch der Wissenschaftliche Standpunkt. Das der Bus eigentlich das CO2 sparsamste Verkehrsmittel für viele Personen ist. Das muss eigentlich auch mehr passieren, eigentlich ist es ja traurig, dass wir in Deutschland so einen miesen ÖPNV haben. Ich kann auch alle Leute, die in Bockhorn oder Steinhausen wohnen verstehen, das die angenervt sind, dass die Busverbindungen nicht da sind. Warum wird da nicht mehr gemacht? Wenn man sich da mal umguckt Tagsüber, einzelne Personen, die mit sehr großen Autos irgendwo hinfahren. Als Alternative, kurz gesagt: Bus. Das wäre so mein Wunsch.

„Eigentlich ist es ja traurig, dass wir in Deutschland so einen miesen ÖPNV haben.“

Kaktus: Wie entstand der Umweltausschuss und womit beschäftigt er sich?

Sluiter: Das ist eine Sache, die kam eigentlich Zeitgleich mit meinem Vortrag zustande. Frau Ehrich-Bulow hatte ganz Spontan nach der Dienstbesprechung vorgeschlagen, dass wir so einen Ausschuss gründen und da verstand sich ja von selbst, dass ich da mitmache. Ja, was macht der Ausschuss? Im Prinzip ist das so einer Art Ideenbecken für alles was irgendwie in diesen Bereich Umwelt und Naturschutz mit rein geht. Das ist nicht nur die CO2 Problematik, da sind jetzt auch noch andere Dinge mit reingelandet, zum Beispiel die Sache mit dem Plastikmüll. Plastik ist ja jetzt nicht so der Auslöser für die Klimakrise, trotzdem nehmen wir das alles so mit. Wir treffen uns ja regelmäßig mit Schülern und ein paar Eltern und Sammeln im Prinzip Möglichkeiten, wie wir hier an der Schule so ein bisschen fahrt aufnehmen können, wie wir da den Schülern solche Inhalte nahe Bringen können, wie können wir das in den Unterricht einbringen, wie können wir hier Baulich was verändern, wie können wir Gewohnheiten anpassen. All diese Dinge haben wir Gesammelt und sind natürlich offen für neue Vorschläge. Ganz aktuell arbeiten wir an der Projektwoche, die ja nächstes Jahr wieder Stattfindet. Das Thema soll ja so in Richtung Nachhaltigkeit gehen und da haben wir uns schon Projektvorschläge überlegt, also was in den verschiedenen Fachbereichen so laufen kann.

Kaktus: Hat sich der Umweltausschuss auch bei der neuen Mensa beteiligt?

Sluiter: Ja genau, das wurde mal erwähnt, da ging es aber eher so um Feinheiten. Wir haben zum Beispiel gesagt, was gut wäre, wären Wasserspender im Bereich der Mensa. Aber so in die Richtung Ernährung sind wir noch nicht gegangen, obwohl das für mich auch ein ganz heißes Thema ist. Ich ärgere mich eigentlich Tagtäglich, wenn ich Schüler mit diesen Plastik Eiskaffebechern sehe oder PET Flaschen, so einfach könnte man da Dinge ändern, aber ja gut. Bis vor ein paar Jahren hab ich auch immer PET Flaschen mitgeschleppt, bis ich auf die Idee gekommen bin, dass man auch mal eine Glasflasche nehmen könnte. Das sind aber auch Dinge die angesprochen werden. Aber jetzt so die Mensaplanung an sich nicht so sehr, dass sind eher Dinge die werden auf Schuleiterebene gemacht, also da ging es um diese Ausschreibung, wer geht da als Betreiber rein, da haben wir jetzt nicht so viel mit zu tun. Ist ja auch eher eine Betriebswirtschaftliche Fragestellung.

Kaktus: Wo kann man sich eigentlich Melden, wenn man Ideen bezüglich des Ausschusses hat?

Sluiter: Das wäre bei Frau Ehrich-Bulow am besten, sie ist ja die Leiterin dieser Arbeitsgruppe und sie kann man ja per I-Serv erreichen. Sie wird gerne auch ein Termin bekanntgeben und da kann man sich vielleicht mal dazusetzten zu so einer Sitzung oder Leute die gute Ideen haben, die sich engagieren wollen sind immer herzlich willkommen, das gilt auch für Eltern. Da haben wir auch schon ein paar sehr kompetente Eltern dabei, da bin ich auch froh drum und ja, das wäre eine schöne Sache.

Kaktus: Was würden sie persönlich als erstes in der Schule ändern wollen?

Sluiter: Da muss man natürlich gucken was geht, was kann man machen, was nicht. Also was schon echt gut ist und wo wir viel machen, dass sind die baulichen Veränderungen. Alle wissen zum Beispiel wie undicht der N-Trakt ist, dieses Treppenhaus, da kann man eigentlich die Fensterscheiben raus nehmen, das wäre genauso effizient. Da bin ich froh, dass Baulich momentan so viel gemacht wird und wir sehen es ja auch am neuen M-Trakt und am T-Trakt. Der nächst Posten wäre ja Mobilität, da würde ich mir wünschen, dass die Schüler vielleicht so ein bisschen in die Richtung gehen würden, so den Schulweg, dass zur Schule kommen zu hinterfragen, ob das eigentlich immer mit dem Auto sein muss, ob man sich da bei jedem Wetter bringen lassen muss, kann man nicht einfach mal Regenklamotten anziehen und sich aufs Fahrrad schwingen, ist das nicht möglich? Sicherlich spart das nicht so schrecklich viel CO2 , aber das würde ich mir einfach so von der Überzeugung her, würde ich mir das einfach wünschen. Das fände ich gut, wenn das mehr Schüler tun würden, ein bisschen weg von der Bequemlichkeit In dem Zusammenhang auch mehr Fahrradplätze, vielleicht k ann man ja auch die Lehrer dazu kriegen häufiger aufs Fahrrad zurück zu greifen, das wäre auch eine schöne Geschichte. Das finde ich eigentlich auch traurig, dass PKW Parkplätze immer noch vor rang haben, vor Fahrradplätzen. Wenn es nach mir gehen würde, wenn ich hier Chef wäre, würde ich erst mal außen fünf PKW Parkplätze entwerten und da Fahrradplätze für die Schüler und Lehrer hinmachen, das kann auch gerne da drin stehen, da steh ich voll zu. Ist ja eben meine Persönliche Meinung. Ein letztes hätte ich noch, weil das Thema Naturschutz mir auch wichtig ist, ich würde mir wünschen, dass man die Schule vielleicht ein bisschen begrünt. Ich finde mit so einem Mauerseglerkasten und drei Nistkästen für Kohlmeisen ist das Thema nicht getan, da geht mehr und ich glaube da sind auch Schüler die gute Ideen haben und sich da einbringen würden, das wäre auch noch ein Wunsch.

Kaktus: Vielen Dank für das Interview!