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Ausgabe 52 TITELTHEMA

„Du Ego“

Egoismus im Sport kennt jeder Schüler aus dem Sportunterricht oder von den alljährlichen Sporttunieren der Schule. Sei es, weil jemand den Ball nicht abgibt, damit er selber einen Punkt erzielen kann, oder weil die gegnerische Mannschaft unfair und aggressiv spielt, nur damit sie gewinnt. Im Rahmen unseres Titelthemas hat sich Malte mit diesem Problem beschäftigt.

Ein Kommentar von Malte

Egoismus ist ein großes Thema in der heutigen Gesellschaft. Sei es für manche, dass der Mitschüler einen nicht abschreiben lässt, aber auch und besonders im Sport spielt der Egoismus eine große Rolle. Denn immer wieder hört man Sportler rufen „Du Ego“ oder „Du Egogänger“, man höre nur einmal genauer bei unseren jährlichen Schulturnieren oder im Schulsport hin. Doch nicht nur im Schul-  oder  Amateurbereich, sondern auch im Spitzensport hat das eigene Ego einen hohen Stellenwert. Eine Kolumne (2013) von Zeit Online  geht sogar noch weiter und verallgemeinert: „Sport ist etwas sehr Egoistisches.“ Doch wo fängt der Egoismus an? Denn eigentlich werden doch die meisten Sportarten als großer Teamsport, zum Beispiele Fußball, Handball, etc., dargestellt.

Viele Profisportler haben den Ruf, meist egoistisch zu handeln und teilweise auch mit Recht. Ein Punkt wird jedoch oft verwechselt oder ist auch schwer zu definieren, nämlich dass, wer erfolgreich werden will, auch ein gesundes Selbstwertgefühl haben sollte, was im Übrigen nicht nur im Sport gilt, und auch keinen Konkurrenzkampf scheuen sollte. Allgemein wird dies oft als Leistungsmotivation bezeichnet, denn nur so entsteht ein Wettbewerb. Dieser Wettbewerb fängt auch schon früh an, denn bereits auf Sichtungsturnieren der besten Spieler (Beispiel Ballsportarten) wird den Spielern gesagt, dass die Scouts kaum auf ein gutes Zusammenspielachten achten, sondern auf die Stärke des Einzelnen. Natürlich wird auch auf die Körpersprache innerhalb der Mannschaft geachtet, doch nur als Nebenaspekt.

Das merkt man auch besonders an der aktuellen Transferpolitik vieler Fußballvereine. Passen die Spieler überhaupt alle zusammen oder haben wir zu viele starke Charaktere in einer Mannschaft?

Neymar wechselte zum Beispiel unter anderem vom FC Barcelona zu Paris Saint Germain, weil er nicht weiter im Schatten von Lionel Messi stehen wollte. Verständlich? Ein Stück, denn für eine erfolgreiche Karriere sollte man positiv (bei Neymar wichtig zu erwähnen) auffallen. Doch dieser „gesunde Egoismus eines Sportlers“ hat auch Grenzen, besonders dann, wenn sein eigener Egoismus dem Team schadet. Bleiben wir bei Neymar. Schadet sein Wechseltheater der Mannschaft? JA. Schadet es der Mannschaft, den Ball vor dem Tor nicht noch einmal quer zu legen, wenn der Mitspieler besser steht? JA. Es ist also ein Abwägen, inwieweit mein Egoismus wirklich nützlich ist. Denn verliert man dadurch ein Spiel oder gar Turnier, hat sich dieser nicht gelohnt und auch meine Karriere wird durch solche Aktionen nicht besser.

Hat man an richtiger Stelle jedoch das richtige Selbstbewusstsein und übernimmt Verantwortung, muss dies auch nicht immer totaler Egoismus sein. Wie zum Beispiel Toni Kroos, der ein Tor durch den Freistoß erzielte und so Deutschland Hoffnung auf ein Weiterkommen machte. Dies war kein Egoismus, sondern Verantwortung, die er für eine Mannschaft, die stark unter Druck stand, übernahm. Solche Entscheidungsspieler benötigt eine Mannschaft.

Ein anderes Beispiel ist die aktuelle Debatte um Völkerball. Auch hier erkennt man des Öfteren Egoismus. Der beste Werfer und Fänger bekommt alle Bälle und wirft dann die Schwächsten ab. Manche argumentieren, wo ist dort der Egoismus? Er übernimmt die Verantwortung für sein Team, um zu gewinnen. Der beste Werfer versucht lieber die letzte Person aus dem gegnerischen Team abzuwerfen, als den Ball zu seinen „gefallenen“ Teamkameraden zu geben, um sie „wieder zu erwecken“. Er will doch nur mit ihnen gewinnen.

Das ist in den meisten Fällen Egoismus, denn sind auch die Teammitglieder glücklich über den Sieg? Eher weniger, denn sie durften nur dabei sein, ohne selbst zu wirken.

“Dieser gesunde Egoismus eines Sportlers hat auch Grenzen”

Auch erklärt der Kolumnist von ZEIT ONLINE, dass Menschen, die ins Fitnessstudio gingen, egoistisch geprägt seien, da sie nur darauf achteten, wie der eigene Körper aussehe.

Aber neben den wahrscheinlich besseren Leistungen hat Egoismus auch weitere Vorteile. Denn wann bin ich denn egoistisch? Oftmals dann, wenn ich für etwas eine Leidenschaft entwickelt habe. Und diese Leidenschaft treibt uns an und lässt uns besser werden.

Man sieht also, Egoismus im Sport ist weit verbreitet und je nach Standpunkt unterschiedlich. Es ist aber auch ein schmaler Grat, auf dem man wandert.

So sollte sich also jeder, der sich zu den Besten zählt, überlegen, was sein eigener Anspruch an sich selbst ist. Bin ich der Beste, wenn ich nur die vermeintlich Schwächeren treffe? Nein. Denn der Beste ist der, der auch die sehr guten trifft und auch zusammen mit schwächeren gewinnt. Und eins sollte man sich merken: Keiner ist überall der Beste, irgendwann kommt alles wieder zurück.

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Ausgabe 52 SPORT

Das Risiko tragen die Sportler

Keine andere Marke im Sport steht so für „Höher, schneller, weiter“, wie Red Bull. Als der Österreicher Felix Baumgartner aus einer Kapsel in der Stratosphäre in 40km Höhe sprang, stand ein Markenname ganz groß auf der Kapsel: Red Bull. Doch die Risiken eines misslungenen Starts waren groß – und von Red Bull mit einkalkuliert.

Wenn man Egoismus liest, so denkt man oft an Egoismus im „kleinen Stil“, wie zum Beispiel in der Schule oder auch beim Sport. Doch findet man Egoismus auch im großen Stil? Ja. Sei es in der Politik, wo sich der Egoismus um den eigenen Machterhalt dreht, aber auch in der Wirtschaft. Denn auch hier geht es oft um das Wohl des Unternehmens zu Lasten von Verbrauchern oder Umwelt. Aber es lässt sich streiten, ob Egoismus oder auch Eigennutz negativ sind, denn sie sind Bestandteile der Wirtschafts- und Marktordnung in Deutschland, der freien Marktwirtschaft. Diese Ordnung benötigt aber eine gewisse Eigennützigkeit, denn ohne die kann es keinen Wettbewerb geben. Schwierig wird es jedoch, wenn dieser Eigennutz andere Menschen in Gefahr bringt, wie es zum Beispiel in bestimmten Fällen beim Marketing geschieht. Marketing gibt es nur durch den großen Konkurrenzkampf auf dem Markt.

Besonders auffällig ist hier Red Bull, denn Red Bull gibt für Marketing mehrere Milliarden Euro aus.  Dieses Geld wird hier besonders gerne für Extremsportarten ausgegeben, von denen Gründer Mateschitz ein großer Fan ist, um ihren Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel“ nur weiter zu untermauern. In den Werbevideos werden Stunts gezeigt, die nur so vor Energie sprühen, immer nach dem Motto „höher, schneller, weiter“.

Die Unternehmensgeschichte begann damit, dass Gründer Dietrich Mateschitz 1982 eine Reise nach Thailand antrat und dort seinen Jetlag überwinden wollte. In Fernost war schon seit dem Zweitem Weltkrieg bekannt, dass japanische Piloten taurinhaltige Getränke, heute würde man sie Energy-drinks nennen, zu sich nahmen, um ihre Leistung zu steigern. Mit der Hilfe eines Thailänders kopierte Mateschitz diese Art des Getränks, aber so, dass der Geschmack besser auf den europäischen Markt angepasst wurde. 1987 gingen die beiden mit Red Bull auf den Markt und überzeugten damals schon durch geschicktes Marketing. Zu Beginn gab es viele gesundheitliche Bedenken und sogar Verbote. So durfte das taurinhaltige Originalgetränk von Red Bull bis 2008 in Frankreich nicht verkauft werden.                         

Doch trotzdem war die Euphorie in ganz Europa groß und vor allem junge Leute waren überzeugt von dem Getränk, einerseits durch den Geschmack, aber auch durch das geschickte Marketing.

Denn selbst das Verbot oder die Warnungen gaben Red Bull das gewünschte Image eines Getränks für „Grenzgänger“, wie es auch in den zahlreichen Werbevideos gezeigt wird, wenn Extremsportler an die Grenzen dessen gehen, was möglich ist. 

Auffällig ist, dass die Red Bull GmbH gar keine eigenen Produktionsstandorte besitzt, stattdessen produziert die Firma „Rauch Fruchtsäfte“ exklusiv in Vorarlberg, Österreich, das Getränk und füllt es direkt vor Ort in die bekannten Dosen. Dass die Getränke direkt vor Ort in die Dosen abgefüllt werden, ist sehr klimafreundlich, womit die Red Bull GmbH auch öffentlich stark wirbt, also wieder starkes Marketing. Deshalb ist der Hauptsitz von Red Bull, in Fuschl am See, auch kein Produktionssitz, sondern eine große Marketingmaschine. Denn ca. ein Drittel des gesamten Umsatzes wird nur für das Marketing verwendet. Das ist mehr als für die Produktion ausgegeben wird.

So kommt es auch, dass viele Ereignisse, die weltbekannt sind, ohne Red Bull nie zustande gekommen wären: zum Beispiel der bekannte Stratosphären-Sprung von Felix Baumgartner. Baumgartner ist zwar nicht verunglückt, doch das Risiko, welches Red Bull in Kauf genommen hat, war sehr groß. Denn dieser Sprung hat große Aufmerksamkeit erreicht und wurde sogar im Fernsehen übertragen und das alles für Red Bull als Werbung. Dieses so genannte Content Marketing macht RedBull so einzigartig. Sie zwingen dem Kunden nicht ihre Werbung auf, sondern der Kunde schaut sich seine Interessen an und im Hintergrund ist immer Red Bull zusehen.

Um das Content Marketing perfekt zu nutzen, hat Red Bull viele unterschiedliche Sportler unter Vertrag und fördert verschiedene Events.

So ist für viele internationale Topathleten das Marketingprojekt von Red Bull eine einzigartige Chance. Es bringt ihnen zum einen Geld und Aufmerksamkeit, aber auch Anerkennung. Besonders werden schon frühe junge Talente gefördert, wie z.B. Luc Ackermann, 21 und Freestyle-Motorcrosser, der bereits seit dem Alter von 16 Jahren von Red Bull unterstützt wird.

Aber auch Niklas Kaul. Er gewann überraschend den Zehnkampf bei der Leichtathletik WM -2019 in Katar. Schaut man auf sein Instagram Profil, erkennt man sogar in seiner „Bio“, dass er RedBull-Athlet ist. Red Bull ist es also auch zu verdanken, dass wir zukünftig eine neue Medaillenhoffnung für Deutschland haben. Ein ähnliches Beispiel ist auch bei Konstanze Klosterhalfen, die in Doha Bronze gewann und ebenfalls von Red Bull gesponsert wird.

Zu den genannten Athleten kommen noch sehr viele einzelne hinzu und es werden stetig mehr. Außerdem gehören bzw. sponsert Red Bull noch zahlreiche andere Sportarten. So stehen zahlreiche Eishockeyvereine, wie München, Fußballvereine, u.a. Leipzig, aber auch das Red Bull Racing Team in der Formel 1 in enger Verbindung zur Red Bull GmbH.

Besonders von Fußball soll Mateschitz kein Fan sein, doch er erkannte früh, dass man durch das Sponsoring von Fußball eine sehr große Bühne erreichen kann, und man so unter den Zuschauern bewusst noch mehr neue Kunden gewinnen kann, weil sie zeitgleich Fans von den jeweiligen Vereinen sind, die Red Bull unterstützt.

Es gibt bei dem Marketing von Red Bull also große Unterschiede und unterschiedliche Ansätze. Zwar wird Athleten geholfen, die stark auf Geld angewiesen sind, da ihre Sportarten größtenteils noch nicht so von Kommerz und hohen Gewinnen geprägt sind, doch es gibt auch die anderen Beispiele. Zum Beispiel beim Fußball, wo es genügend andere Möglichkeiten gibt, Vereine zu unterstützen, ohne diese zu übernehmen.

Doch  immer wieder ist die große Marketingmaschine Red Bull ein Problem, denn es kam zu Todesfällen, wenn die Extremsportler im Red Bull-Anzug von Dächern gesprungen sind, einen steilen Hang auf Skiern hinunterfuhren oder bei einem Red Bull-Event mit dem Motorrad verunglückten, wie es bei einem 14 -jährigen Topathleten geschehen ist, der bei Red Bull unter Vertrag stand.

Keine Frage, diese Unglücke hätten auch ohne Red Bull passieren können, doch sind sie besonders durch deren Marketing passiert. Der Spiegel schrieb zu der Frage, was die richtige Formulierung sei: „Dass sie [die Athleten] für Red Bull starben“. Auch die ARD wollte mit Hilfe einer Dokumentation klären, ob man Red Bull eine Mitschuld vorwerfen könne, es blieb jedoch nur bei dem Versuch.

So lässt sich weiter streiten, ob das Marketing von Red Bull positive oder negative Wirkungen hat.

Doch besonders die Todesfälle haben einen bitteren Geschmack bei all dem Sponsoring, das doch eigentlich positiv sein soll. Denn Red Bull strebt immer weiter nach neuen Bestwerten im Verkauf und dadurch auch im Gewinn. Um diese zu erreichen, wandert Red Bull mit dem Marketing auf einem schmalen Grat.

Die Strategie des Konzerns ist also teilweise Egoismus, unser Hauptthema in diesem Kaktus, denn es wird mit dem Leben anderer gespielt, um Aufmerksamkeit zu bekommen und noch mehr Dosen zu verkaufen. Beim Marketing geht es zwar immer darum, noch mehr von seinen Produkten zu verkaufen, doch bei keiner Marke ist das Marketing so gefährlich wie bei Red Bull. 

So lässt sich das Getränk Red Bull also nicht nur wegen seiner gesundheitlichen Risiken hinterfragen, sondern auch wegen des riskanten Marketings. Denn es vermittelt die nur positive Wirkung von Red Bull und die Normalität von waghalsigen Aktionen.  

Doch trotzdem ist Red Bull für die jeweiligen Sportler und Zuschauer eine Bereicherung, die ohne Red Bull nicht existieren könnten.