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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Egoismus ist alltäglich


Im Supermarkt

von Jana

Wir alle kennen ihn, den Supermarkt. Schließlich besuchen wir diesen Ort regelmäßig, um Lebensmittel einzukaufen. In dem Supermarkt, wo ich arbeite, weiß ich, wo die meisten Produkte normalerweise stehen, da alles seine feste Ordnung hat. Allerdings finde ich während meiner Schicht nicht selten Gemüse, das zwischen der Schokolade liegt oder sogar komplett aufgetaute Tiefkühlprodukte, wie Eis oder Pizza, die jemand zu den Chips gelegt hat. Das Schlimme dabei ist, dass diese Produkte,  sobald sie angetaut sind, nicht mehr verkauft werden können, sondern weggeworfen werden müssen. 

Außerdem hat wahrscheinlich jeder schon mal die folgende Situation erlebt: Man läuft mit Lebensmitteln in der Hand Richtung Kasse und kurz bevor man das Kassenband erreicht, kommt ein anderer Kunde von der Seite und drängelt sich vor einem, meistens gerade dann, wenn man es sowieso schon eilig hat.


Im Straßenverkehr

von Laura P

Stelle dir vor, du bist mit dem Fahrrad, dem Auto oder zu Fuß auf dem Weg zur Schule. Du überquerst eine Kreuzung, doch plötzlich rast ein anderer Verkehrsteilnehmer an dir vorbei, verpasst dich um Haaresbreite und nimmt dir so die Vorfahrt. Du fährst erschrocken und vorsichtig weiter. Nach einigen Metern ordnet sich ein Auto hinter dir ein und sofort fährt der Fahrer des Wagens so dicht auf, dass du dich bedrängt fühlst. Diese beiden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl an Vorfällen von Egoismus im Straßenverkehr, die so jeden Tag wieder aufs Neue passieren. Durch ein solches Verhalten kommt es immer wieder zu tragischen Verkehrsunfällen und das nur, weil die  andere Person einem nicht schnell genug gefahren und man spät dran ist, da man länger schlafen wollte oder einfach nur, weil man den anderen Verkehrsteilnehmern demonstrieren wollte, was für ein schnelles Auto man fährt. Was soll dieses Verhalten?


Im Bus

von Oke

Kennst du das? Du fährst Bus und alle wollen einen Sitzplatz, doch alles ist von anderen Personen besetzt? Die meisten werden das hier jetzt wohl verneinen und sagen, dass die Plätze nicht von Menschen, sondern von Taschen besetzt wären. Ist das nicht egoistisch, zwei Plätze für sich selbst zu beanspruchen? Natürlich kann man nett fragen, ob der Platz denn frei sei, doch ist das nicht auch etwas unangenehm? Ich plädiere dafür, dass wir diese egoistische Angewohnheit ablegen und den Alltag aller erleichtern.


Auf Staatsebene

von Florian

Die deutsche Regierung ist verpflichtet, im Sinne  der deutschen Bevölkerung zu handeln. Doch Deutschland ist auch Mitglied der Europäischen Union und sollte demnach auch die Bündnispartner berücksichtigen. Leider passiert es aber öfter, dass Deutschland die Richtlinien verletzt und damit egoistisch handelt. Zum Beispiel hält Deutschland, laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, die Nitratwerte im Grundwasser nicht ein.

Das Beispiel, das ich gesucht habe, ist Nord Stream 2. Deutschland will eine Pipeline bauen, mit der wir Flüssigerdgas aus Russland importieren können. Es gibt schon eine andere Pipeline und Nord Stream 2 soll parallel zu dieser verlaufen, damit die importierte Gasmenge erhöht werden kann. Das erste offensichtliche Problem ist, dass wir laut den Klimagesetzen weniger Erdgas verbrauchen sollten, weil dies ein fossiler Brennstoff ist. Man kann dies natürlich rechtfertigen, weil Norwegen und die Niederlande nicht mehr so viel Gas nach Deutschland exportieren wollen, jedoch macht das Nord Stream 2 nicht nachhaltiger. Viele osteuropäische Staaten sind gegen das Projekt, wie auch die USA. Die USA sind dagegen, weil sie einerseits selbst mehr Gas nach Deutschland exportieren möchten und zum anderen befürchten, dass wir zu abhängig von Russland werden. Die osteuropäischen Staaten sind wegen der deswegen möglichen Abhängigkeit von Russland dagegen und weil manche Staaten Abgaben dafür bekommen, dass über andere Pipelines Gas aus Russland durch ihre Länder transportiert wird. Sie haben Angst, dass Russland weniger Gas durch die anderen Pipelines exportiert und sie damit weniger Geld bekommen. Die Europäische Union hatte auch 2015 eine gemeinsame Energiepolitik beschlossen, weil sie eine Abhängigkeit von russischem Gas verhindern wollte. Man merkt, dass Deutschland die Interessen nicht mehr so viel wert sind, wenn es um die eigenen geht.

In diesem Thema waren aber viele andere Staaten unentschlossen, wie auch Frankreich. Im Februar 2019 stimmten Frankreich und andere Europäische Staaten dann zu und im Gegenzug stimmte die Bundesregierung den neuen europäischen Gasrichtlinien zu. Dieser Kompromiss macht Nord Stream 2 wahrscheinlich unwirtschaftlich und gibt der EU mehr Kontrolle, doch ohne diesen Kompromiss hätte es noch mehr Streit gegeben und Deutschland hätte vielleicht schlimmere Konsequenzen zu spüren bekommen.

Auch wenn es so noch zu einem Kompromiss kam, ist das Projekt sehr egoistisch. Viele osteuropäische Länder sind immer noch nicht sehr glücklich. Man fragt sich auch, wieso Deutschland so ein Projekt begonnen hatte, wenn es doch klar war, dass es so vielen Bündnispartnern nicht gefällt. Natürlich ist Politik immer ein Kompromiss, doch Deutschland hätte sich vorher absprechen und nicht einfach bauen sollen. Während diesen ganzen Diskussionen war Gazprom, der Konzern, der Nord Stream 2 bauen will, schon am Verlegen der Gaspipeline.

Natürlich sollte man bei aller berechtigten Kritik am Handeln von Deutschland nicht vergessen, dass die USA und die osteuropäischen Länder auch aus egoistischen Motiven handeln. Die Politik auf Staatsebene ist leider meistens egoistisch. Selbst die Europäische Union wurde auch nur gegründet, weil die Staaten dadurch besser Handeln konnten und es ein Mittel zu Völkerverständigung ist. Letztendlich war sie damit aber auch nur das Produkt egoistischen Handelns. Doch bedeutet dies nicht, dass aus egoistischem Handeln nichts Gutes kommen kann. Die Europäische Union ist das beste Beispiel, denn auch wenn sie nicht immer das Beste tut, kommen viele gute Dinge heraus.

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Ausgabe 52 TITELTHEMA

Arbeiten während einer Pandemie

Während der Hochphase der Pandemie standen die Supermarkt-Mitarbeiter mit an der vordersten Front. Sie waren im ständigen Kontakt mit ihren Kunden, und hielten dabei unser Land am Laufen. Jana berichtet:

Normaler Weise laufe ich vor meinem Schichtbeginn einmal durch den Laden, um vor allem einen Überblick über die Obst-und Gemüsesorten und über die Brötchen aus der Werbung zu bekommen. Dann drängle ich mich an ein paar Kunden vorbei, die völlig in Gedanken versunken, mitten im Gang stehen und darüber grübeln, welches Brot sie denn mitnehmen wollen.

Allerdings ist es zur Zeit nicht ganz so einfach, sich ,,einfach“ vorbei zu drängeln, weil  ich den Mindestabstand von 1,5 zu den Kunden einhalten muss, also versuche ich so gut es geht, einen weiten Bogen um andere Menschen zu machen und erreiche schließlich den Gemeinschaftsraum, wo ich  erst meine Tasche ablege und anschließend vom Marktleiter eine Kassenlade überreicht bekomme. Doch als ich vollgepackt aus den Raum komme, stehe ich fast unmittelbar vor einen Kunden, es haben zwei von den ursprünglich vier Kassen auf, an denen zwei meiner Kollegen sitzen, um die Menge an Leuten abzukassieren, die sonst ein einziger Kassierer schafft. Alles wegen des Mindestabstands.

Als ich meine erste Kundin abkassiere, muss ich mehrmals nachfragen, was sie gerade gesagt hat, weil ich aufgrund ihres Mundschutzes und des mit Kunststoff abgedeckten Holzgestell, in dem ich sitze. Egal, wie schnell ich kassiere, die Kundenschlange scheint immer länger zu werden. Schließlich dauert alles deutlich länger: ein Kunde bezahlt und ein anderer darf erst dann seine Ware aufs Band legen. Zudem ist das Tippen auf der Kasse auch deutlich zeitintensiver, weil ich mich mit den viel zu dicken Handschuhen ständig vertippe, sie regelmäßig wechseln und das Kartenlesegerät regelmäßig desinfizieren muss. Nebenbei schaue ich, ob auch alle Kunden einen Wagen mitgenommen haben und mit einer  Maske oder einem Tuch Nase und Mund bedeckt haben und möglichst freundlich hinter ihnen herrufen, wenn sie diese neuen Regelungen nicht einhalten.

Man muss also auf deutlich mehr achten, doch die Corona-Krise fordert nicht nur meine Multitaskingfähigkeit heraus, sie sorgt  auch dafür, dass ich unsicherer im Umgang mit den Kunden bin als sonst, weil ich nicht genau weiß, wie ich mich gegenüber ihnen verhalten soll. Oft muss ich mich zurückhalten, dem oder der Kundin nicht das Kleingeld direkt in die Hand zu geben. Zudem ist es nicht so einfach, der älteren Dame mit Gehwagen so zu helfen, dass ich ihr möglichst nicht zu nahe komme. Diese Einschränkung des Zwischenmenschlichen ist für mich wohl das Schlimmste an der gesamten Situation. Ich weiß, dass all diese Maßnahmen Vorsichtsmaßnahmen sind. Trotzdem möchte ich die Menschen nicht so behandeln als hätten sie ein ansteckende Krankheit, das kommt mir falsch vor. Doch das ist die momentane Realität, vor der wir nicht fliehen können.

Also versuche ich das Beste aus der Situation zu machen und den Kunden ein Lächeln zu schenken, um sie hoffentlich für einen kurzen Moment aufmuntern zu können.