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Ausgabe 52 VOR ORT

Zwischen Katzen, Pizza und Italien

Anmerkung: Dieser Artikel entstand lange bevor Corona Thema unseres Alltages wurde. Es wurde daher auch gegen keine Abstandsregeln verstoßen.

An einem kalten Mittwochabend setzen wir uns voller Vorfreude und gespannt ins Auto. Schließlich wissen wir nicht, was uns erwartet, trotz langwieriger Planung. So machen wir uns auf den Weg nach Rastede und fahren ungefähr den Weg, den Herr Prante fast jeden Morgen vor sich hat. Wir verlassen die Autobahn bei der Abfahrt „Rastede“ und schlängeln uns durch die Stadt. Außerdem überqueren wir noch den Bahnübergang, der ungefähr jeden dritten Tag ein Hindernis für den Lehrer auf dem Weg zur Schule darstellt. Wir stellen unser Auto auf dem gegenüberliegenden Parkplatz ab, überqueren die Straße und suchen nach der richtigen Hausnummer. Endlich angekommen, werden wir bereits erwartet und in die Doppelhaushälfte hereingebeten.

Sofort beginnt unsere Führung durch das stilvoll eingerichtete Haus. Wir gehen durch den Flur, der mit einem großen Bild ausgestattet ist. Schließlich führen uns Herr Prante und seine Frau, die selber mal als Referendarin am LMG unterrichtet hat, in das wohlige Wohnzimmer mit einer offenen Küche. Diese ist sehr modern ausgestattet. Wer Herrn Prante kennt, bzw. mal von ihm unterrichtet wurde, kennt seine Liebe zu Italien. So fährt er regelmäßig in den Ferien in den Urlaub nach Italien. Diese Liebe finden wir auch immer wieder in der Einrichtung seines Hauses wieder.  Seine Kaffeemaschine stammt natürlich, wie sollte es auch anders sein, von einem italienischen Hersteller, ebenso wie die Kaffeebohnen. Selbstverständlich trinken Italiener jedoch keinen herkömmlichen Kaffee sondern Espresso aus einer Siebträgermaschine. Erfunden wurde das ganze natürlich – wie sollte es auch anders sein – im schönen Italien.

Auch das Wohnzimmer ist sehr wohnlich eingerichtet. Hier kommen auch die Katzen nicht zu kurz, schließlich wurde das Wohnzimmer mit zwei Kratzbäumen versehen. Außerdem treffen wir hier nicht die typischen Möbel eines schwedischen Möbelhauses an, sondern eher robuste, aber gleichzeitig schöne, in sich stimmende Möbel. Auf den ersten Blick in das Wohnzimmer ist uns direkt eine Holzbox aufgefallen, diese ist laut Herrn Prante sehr multifunktional. Die Holzkiste kann natürlich ihrem ursprünglichen Sinn als Sportgerät nachkommen, jedoch wird diese manchmal auch zum Füßehochlegen oder Pizza essen benutzt. Für weitere Einblicke in das Eigenheim von Herrn Prante mussten wir notgedrungen noch etwas warten, erst essen wir.

Diese Homestory wird von jetzt an etwas anders ablaufen als bisherige Homestorys. Schon vorher hat sich Herr Prante etwas Besonderes für uns ausgedacht, er will selber Pizza für uns alle machen. Da sagen wir natürlich auch nicht nein!  Eine sehr liebe und nette Idee wie wir finden. Wir setzen uns an den Tisch und bekommen Wasser und Limo angeboten, er trinke so etwas sonst überhaupt nicht. Beim Backen bekommen wir Tipps für die perfekte Pizza vom Profibäcker Prante höchstpersönlich. Die Pizza besteht nur aus wenigen Zutaten, sie sei wie in Neapel, belegt nur mit Mozzarella, Tomatensoße und Basilikum.  Die Tomatensoße wird nach italienischem Rezept in Rastede produziert. Nach der ersten Pizza übernimmt seine Frau das Handwerk, so dass wir Zeit haben, um mit dem Deutsch- und Geschichtslehrer näher ins Gespräch zu kommen. Die Pizza sei eine der gesünderen, wie wir erfahren. Erleichtert greifen wir zu. Für die richtige Konsistenz fehle ihm jedoch noch der Steinofen. Kein Grund zur Sorge, da die Pizza schon so gut ist, sie könnte glatt mit einem Restaurant mithalten, wie wir finden.

Eine Pizza nach der anderen verleiben wir uns ein. Die Sättigung, sie kommt nur schleichend. Nun kommt der Nachtisch, Eis nach – natürlich – italienischer Art. Er erzählt uns  von seinen vielen Italien-Reisen,  dem Bau und die Planung der Doppelhaushälfte und von seinem Hobby, der Fotografie. So bekommen wir auch im Wohnzimmer ein paar Einblicke in die Bilder, die Herr Prante während seiner Italienreise geschossen hat. Hierbei merken wir, dass der Lehrer Ahnung von dem hat, was er tut. Beispielsweise führt auf einem Foto vom Amphitheater in Verona direkt eine Linie zu diesem hin, wodurch der Betrachter direkt ins Bild hineingeleitet wird.

Nach dem wirklich gelungenen Essen, gehen wir mit ihm ins Obergeschoss. Auch hier treffen wir auf dem Weg auf viele Bilder, größtenteils aus Italien.  Nun wurden wir in das Arbeitszimmer des Ehepaars geführt. Dort befinden sich zwei große Schreibtische, die mit Computern ausgestattet sind. Auch hier wurde eine Schnur mit Fotos angebracht, die sich durch den Raum zieht. Zusätzlich befinden sich hier noch Schränke, Lehrbücher, ein Rudergerät (Anm. der Red: Gleiche Bauart, wie in House of Cards, auf dem Kevin Spacey seine Pläne zur Weltherrschaft ausheckt) und das Equipment zum Fotografieren. Im nächsten Raum erwarten uns sehr viele und volle Bücherregale, die sowohl mit Lehrbüchern als auch mit privaten Büchern ausgestattet sind. Wir entdecken viele Sammelbänder namenhafter Autoren. Darüber hinaus steht in diesem Raum vor einem Fenster ein kleiner Tisch mit einer Lampe, der ausschließlich zur Korrektur von Arbeiten und gelegentlich auch zur Unterrichtsvorbereitung genutzt wird. Wir fragen uns, wie viel Lebenszeit wohl schon vor diesem Schreibtisch verbracht worden ist.

„Andere hätten eine so kosten- und zeitintensive Katze schon längst im Graben versenkt“

Anschließend gehen wir wieder die Treppe runter, zurück in das Wohnzimmer, weiter in den Garten. Hier bekommen wir ein Hochbeet zu sehen, wo die Beiden beispielsweise Grünkohl anpflanzen. Außerdem können wir den legendären Gartenzaun nun einmal selber betrachten, mit dem der Hausherr Prante ungeliebte Nachbarn und Touristen von seinem Grundstück fernhält. Er ist zwar ganze 2 Meter hoch und sichert gut die Außengrenzen seines Grundstückes. Mit dem „Antifaschistischen Schutzwall“ (Offizielle Bezeichnung der Berliner Mauer) hat er dann leider doch weniger gemein als erwartet.

Ein wichtiges Element des alltäglichen Lebens im Hause Prante fehlt allerdings noch: Seine Katzen. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, mag er diese ausgesprochen gerne. Häufig erwähnt er sie auch im Unterricht. Beide sind ca. 10 Jahre alt. Kater Lukas (im Bild) litt unter Diabetes und musste täglich mit Spritzen versorgt werden. „Andere hätten eine so kosten- und zeitintensive Katze schon längst im Graben versenkt“, erklärt er uns, er jedoch hänge sehr an seinen beiden Katzen. Nach monatelanger Behandlung konnte der Kater dann aber überraschenderweise seine Krankheit besiegen und ist nun – zur Freude aller Beteiligten – auf keine Spritzen mehr angewiesen.

Die andere Katze hört auf den Namen Paula und kommt aus dem Tierheim. Ihr Fell ist weiß und sie scheint weniger zutraulich als Kater Lukas. Tagsüber verbringen die Katzen ihre Zeit draußen, nachts jedoch bleiben sie drinnen. Da sie beide nicht mehr die Jüngsten sind, würden sie sich zudem auch nicht mehr allzu weit vom Haus entfernen.

Wir erfahren noch sehr viel über italienisches Essen und Reiseziele in Italien. Ein vielseitiges Land. Herr Prante und seine Frau verbringen dort sehr gerne sehr viel Zeit. Gute Objekte zum Fotografieren finden sich quasi an jeder Ecke.

Doch so gerne wir noch weiter quatschen würden, es ist bereits spät geworden, denn den nächsten Tag müssen wir zur Schule. Und so setzten wir uns wieder ins Auto und fahren zurück nach Varel.

Vielen Dank an Herrn Prante!

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Ausgabe 52 VOR ORT

Willkommen in Klein-Berlin, Willkommen in Halle (Saale)

Was kommt euch in den Kopf, wenn ihr an Halle an der Saale denkt? Nur irgendeine Stadt im langweiligen Sachsen-Anhalt? Nein, das stimmt nicht. Ein Ghetto mit mehr hässlichen Plattenbauten als Einwohner? Nun ja, in Teilen stimmt das. Der erste Eindruck von Halle hat uns wirklich getäuscht, denn im zweiten ist die Stadt umso schöner.

Unsere Reise nach Halle beginnt wie so oft am Vareler Bahnhof. Eine etwas mehr als fünfstündige Bahnfahrt steht vor uns, hohe Erwartungen haben wir nicht, dafür haben wir von Halle bisher zu wenig gehört. So sitzen wir also in der Bahn und die Stunden vergehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir dann aber doch endlich am Hallenser Hauptbahnhof an und werden von Robert, einem Mitarbeiter der Stadt in unser Hostel gebracht. Auf die (im Nachhinein sehr peinliche) Frage, wer dieser Händel doch sei, mit dem die Stadt überall wirbt, ernten wir skeptische Blicke von Robert. Hat er die richtige Schülerzeitung abgeholt?

Dort angekommen erkunden wir unser Hostel, das, freundlich ausgedrückt, sehr spartanisch eingerichtet ist und Spuren von Sauberkeit aufweist.

Aufgrund der Verspätung der anderen Teilnehmer (der Kaktus ist immer stets pünktlich vor Ort) haben wir einen freien Aufenthalt von zwei Stunden, um die Stadt schon einmal allein zu erkunden. Leider waren wir nur noch nie in Halle und fangen an, planlos ins vermeintliche Stadtzentrum zu laufen. Wir betreten den nächsten Supermarkt, um ein paar Dinge fürs Wochenende zu kaufen, vor der Tür steht ein sichtlich betrunkener und verwirrter Mann, in nagelneuer Postjacke. Wir denken uns nicht viel dabei und kaufen ein. Beim Verlassen des Ladens scheint er verschwunden und wir laufen Richtung Fluss. Eine Straßenecke weiter sehen wir unseren alten Bekannten dann aber wieder, wie er sich an der, wie wir erkennen, Rückseite des Finanzamtes entleert. Schockiert von diesem Ereignis setzen wir uns auf eine Bank am Rande vom Mühlgraben, einem Ausläufer der Saale, jener Fluss, der die Stadt teilt. Ein Mann setzt sich zu uns und gibt zu verstehen, wir sollen sein Revier verlassen. Dann akzeptiert er uns dann aber doch, nur um im nächsten Moment seine gesamte (wahrlich traurige) Lebensgeschichte zu erzählen. Weiter geht unsere Tour, planlos laufen wir ausgerechnet Richtung Halle-Neustadt. Die Neustadt ist ein Werk sozialistischer Lebensideale wie sie im Buche stehen. Von weitem sehen wir riesige Blockbauten, ein Plattenbau ist hässlicher als der andere. Schnell kehren wir wieder um. Unser erster Eindruck ist keinesfalls positiv, wir überlegen sogar, wieder nach Hause zu fahren, entscheiden uns aber zu bleiben. Kein Fehler.

Endlich treffen wir die anderen Teilnehmer im Hostel, zwei Redakteurinnen einer Jahreszeitung (eine Zeitung, die alle Geschehnisse im Schuljahr zusammenfasst, quasi eine analoge LMG-Homepage) und zwei Redakteurinnen der Berliner Schülerzeitung „Flugblatt.“ Unser richtiges Programm beginnt mit einer Segway-Tour. Wir denken uns, man könne doch alle drei verschiedenen Typen des Plattenbaus in drei Minuten abhaken, was gibt es da schon zu sehen, doch schnell werden wir eines Besseren belehrt. Zu sehen bekommen wir vieles, es fängt an mit der Marktkirche am Hallmarkt, angeblich die einzige Kirche Europas mit vier Türmen. In der Nähe des Zentrums liegt die Universität Halle-Wittenberg und ihr Campus. Die Uni bietet über 250 Studiengänge an, viele mit dem Schwerpunkt Medien oder Wirtschaft. Den Campus umgibt eine neu angelegte Grünfläche mit Bäumen. Die multikulturellen Studenten aus den Universitäts-Flyern, die zusammen auf einer Wiese lernen, sahen wir aber seltsamerweise nicht. Könnte auch an der Uhrzeit gelegen haben.

Die Kästen, die am Gebäude angebracht wurden, sollten eins als Verbindung zwischen Alt- und Plattenbau dienen. Eine skurrile Idee.

Weiter fahren wir durch das Studentenviertel, das Paulusviertel. Viele Altbauhäuser stehen Reihe an Reihe, die meisten von ihnen sehen saniert aus. Ein Gebäude fällt dann doch auf. Es ist faszinierend heruntergekommen. Für eine Zeit lang gab es hier mal eine Kunstinstallation, die zeigen sollte, wie Altbau mit Elementen des Plattenbaus aussieht. Spoiler: Bestimmt nicht schön.

Nachdem wir die Innenstadt verlassen haben, bekommen wir nun endlich die Chance, unsere Segways an ihre Grenzen zu bringen und mit ihnen durch den sehr schönen Stadtpark zu rasen. Nach 20 km/h fängt der Segway aber leider schon an, seine Geschwindigkeit abzuriegeln. Ein Problem für die Segways sind auf jedenfalls hohe Bordsteinkannten, die z.B. einer der Berliner Redakteurinnen fast zum Verhängnis wurden. Wir bleiben stehen vor der angeblich höchsten Fontäne Europas in der angeblich grünsten Stadt Deutschlands und fahren vorbei an einer Brücke, die aussieht wie die Kaiser-Wilhelm-Brücke aus Wilhelmshaven im Kleinformat und fahren parallel zur Saale mit ihren vielzähligen Schleusen. Wirklich sehr schön und ruhig dort.

Unsere Fahrt geht wieder in Richtung Stadt durch die Café- und Kneipenmeile rund um die Ulrichstraße. Auf einer Hauswand sind viele, so sagt man uns, Wörter der Hallenser Mundart aufgemalt. Uns erscheint es eher wie eine  Zusammenstellung von Redewendungen aus allen Sprachregionen Deutschlands. Die Restaurants und Cafés heben sich aber deutlich von denen ab, die wir kannten, viele sind Start-Ups oder haben ein außergewöhnliches Geschäftskonzept. Unsere Segway-Tour endet dann aber wieder nach einer Stunde vor einem hässlichen Plattenbau, unsere Stimmung ist jedoch wieder besser und der schreckliche erste Eindruck nahezu komplett verflogen.

Danach gehen wir als ganze Gruppe essen in einer kleinen Pizzeria mit dem Namen „Rote Soße“. Der  Laden hat eine nette Einrichtung, aber komische Elektro-Musik, die wohl nicht mal im Mark4 so laut laufen würde. Die Pizza ist, dass müssen wir zugeben, einer der besten, die wir je gegessen haben. Vegane Pizzen sind übrigens auch im Angebot. Der Abend ist vorbei und wir laufen zurück ins Hostel.

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf die Suche nach den Handtüchern oder Menschen an der Rezeption. Niemand ist da. Angeblich soll es auch ein Frühstück geben, doch keiner kann uns sagen wo. Wir fangen an zu zweifel n, ob das Frühstück vielleicht nur eine Legende ist, die sich ausgedacht  jemand ausgedacht, um ahnungslose Touristen in das Hostel des Grauens zu locken. Nach einer halben Ewigkeit wird der ominöse Raum dann doch im Innenhof entdeckt und wir beschließen das bestehende und sogar unerwartet vielfältige Frühstück trotzdem mit unseren eigenen Komponenten vom Supermarkt um die Ecke zu erweitern.

Die Kammer des Schreckens vergessen wir dann aber auch wieder ganz schnell, denn unser Programm geht weiter. Wir besteigen die Türme der Marktkirche am Hallmarkt mit ihren nicht aufhörenwollenden Stufen. Früher hat oben in den  43 Meter hohen Türmen sogar der Küster mit  seiner Familie gewohnt.

Jetzt kommen wir zu unserem Highlight. Wir besuchen den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), dessen Radio-Programme aus Halle gesendet werden. Der Sender liegt mitten in der Innenstadt nett gelegen, am besagten Ausläufer der Saale. Das Sendegebäude erinnert vom Aussehen an ein Kreuzfahrtschiff, weshalb auch im MDR häufiger Anspielungen darauf gemacht werden. So wird die Führungsetage z.B. Kommandobrücke genat. Im Sender führt uns Rico herum. Er arbeitet seit über zehn Jahren als Außenreporter für MDR-Jump, vergleichbar mit NDR 2. Weitere Programme aus Halle sind MDR Kultur und MDR Sputnik (vergleichbar mit N-JOY). Von hier aus sendet der MDR in drei Bundesländer: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die meisten Mitarbeiter sind nicht direkt beim MDR angestellt, sondern Freie Mitarbeiter, wie Rico übrigens auch. Er erzählt uns von seinem Werdegang. Vor mehreren Jahren war er mal Stadionsprecher von RB Leipzig, wofür er böse Blicke von Lennart erntet (Werder Bremen verlor ein Wochenende zuvor 0:3 im Weserstadion gegen Leipzig). Als erstes zeigt er uns die Räume der Online-Redaktion, die scheinbar größtenteils damit beschäftigt sind, die leeren Stellen auf der großen Bürowand mit Photoshop-Illustrationen zu verdecken. Zwischendurch, so sagt man uns, erstellen sie sogar Posts und Ratgeber für Instagram oder Facebook.

Leider ruft keiner :„Houston, wir haben ein Problem!“

Weiter geht es in den Newsroom, der alle aktuellen Geschehnisse auf mehreren riesigen Monitoren anzeigt und mehre wichtige Menschen wie in der Kommandozentrale der NASA drumherum sitzen. Leider ruft keiner :„Houston, wir haben ein Problem!“ Enttäuschend. Nachdem wir der Verkehrsüberwachung einen Besuch abgestattet haben, kommen wir endlich zum spannendsten Teil des Besuches. Wir schauen uns die Radiostudios an. Wir vom Kaktus haben ja schon einmal Radio ffn in Hannover besucht, aber der Sender und die Studios in Halle sind nochmal eine andere Größenordnung. Der Radiomoderator steht an einem großen Tisch (der coolerweise auch noch per Elektrik absenkbar ist) und moderiert die Sendung. Für die Nachrichten gibt er an das zweite Studio ab, das direkt vor ihm liegt und mit einer Scheibe verbunden ist. Nachrichtensprecher und Moderator können sich so beim Moderieren und Verlesen gegenseitig sehen. Das komplette Programm (inklusive Musiktiteln, Werbung und Moderation) wird schon eine Woche im Voraus geplant. So unspontan und durchgeplant hört es sich auch an, denken wir uns. Ein Grund, weshalb wir wenig Radio hören. Zum Schluss besuchen wir dann auf unseren Wunsch auch die Tiefgarage in der Hoffnung, den vermeintlichen Sportwagen des Intendanten zu sehen. Leider war er nicht da.

Auf dem Marktplatz findet das ganze Wochenende über das Salinefest statt. Die Stadt erinnert dabei an die alte Tradition des Salzabbaus in Halle mit einer Art Kirmes, auf der überwiegend Essensstände zu finden sind. Die Preise waren dabei ausgesprochen moderat, so wenig haben wir noch nie für Pommes oder einen Burger bezahlt. Auf einem Seil werden indes Stücke von Hochseiltänzern aufgeführt, die sich mit einem Stuhl auf das Seil setzen oder gleich mit Motorrädern das Seil heraufrasen.

Wochenmärkte haben in Halle übrigens ihren Namen nicht verdient, denn der Markt findet jeden Tag vor der Marktkirche statt.

Die Mitteldeutsche Zeitung in Halle an der Saale

„Der Wachmann guckt laut Dokumentationen über den zweiten Weltkrieg, auch sonst scheint nicht besonders viel los zu sein.“

Und so bricht unser letzter Tag in Halle an. Einziger Programmpunkt heute: Besuch der Mitteldeutschen Zeitung (MZ), eine regionale Tageszeitung, vergleichbar mit der NWZ. Wir sprechen mit einer Redakteurin über die Vergangenheit der Zeitung in der DDR und wie man heute versucht, die Printmedien in die aktuelle Zeit zu befördern. So betreibt die MZ einen eigenen Fernsehsender im Internet, mit dem man Nachrichten für die Region rund um Halle produzieren möchte. Die Zukunft der Regional-Zeitungen sieht wohl die Beschränkung auf ihr Vertriebsgebiet vor. Eigentlich gut so, denn im Überregionalen Teil findet sich meist kaum mehr als ein paar lieblos kopierte Artikel der dpa.

Mit diesen Eindrücken verlassen wir Halle und können nun unser Fazit ziehen. Der erste Eindruck war schnell verzogen, denn so ist diese Stadt nicht. Sie ist keineswegs langweilig oder trist, wie man es von Sachsen-Anhalt denkt. Wer gerne später studieren möchte, vor allem im Schwerpunkt Medien, der sollte sich Halle einmal anschauen. Viele Altbauten im Kern der Stadt prägen das Bild. Übrigens, die nächste Großstadt ist auch nicht weit entfernt. Zwischen Halle und Leipzig fährt man unter einer Stunde. Egal ob mit Bus oder Bahn.