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Ausgabe 53 Länder TITELTHEMA

Portugal: Mehr als CR7

Das heutige Portugal spielt auf der internationalen Bühne eine eher geringe Rolle. Auch in der europäischen Union steht das Land eher im Schatten der größeren Mitglieder wie Frankreich oder Deutschland. Aber das war nicht immer so. Im Zeitraum vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, dem sogenannten Zeitalter der Entdeckungen, war Portugal eine führende europäische Handels- und Seemacht. Wie kam es dazu?

Ende des 14. Jahrhunderts starb in Portugal die bis zu dem Zeitpunkt herrschende Königsdynastie aus und der nichteheliche Sohn Johann von Avis rief sich zum König aus und gründete damit die neue Königsfamilie, das Haus Avis. Unter der Herrschaft der Avis-Könige setzten portugiesische Seefahrer immer mehr auf Erkundungsfahrten per Schiff, vor allem entlang der Westküste Afrikas. Initiator vieler dieser Erkundungsfahrten war der Sohn des damaligen Königs Johann, der heute unter dem Namen Heinrich der Seefahrer bekannt ist. Ein weiterer wichtiger Vertreter der portugiesischen Entdecker ist Vasco da Gama. Dieser gilt als Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien. Die Entdeckung dieser Route ermöglichte es den Portugiesen, mit den bisher auf dem Seeweg noch unerreichten asiatischen Staaten Handel zu treiben. Der Seehandel brachte großen Reichtum in das kleine Land in Westeuropa. Auch kulturell hatte Portugal in dieser Zeit einiges zu bieten. Im 16. Jahrhundert schuf der Dichter Luís de Camões verschiedene Werke, die noch heute als die bedeutendsten Werke der portugiesischen Literatur angesehen werden. Luís de Camões gilt als Nationalheld und sein Todestag, der 10 Juni, wurde zum Nationalfeiertag gewählt.

Diese Blütezeit Portugals nahm ab, als Ende des 16. Jahrhunderts das Königshaus der Avis ausstarb und Portugal teilweise unter spanische Herrschaft geriet. Dieser Verlust der politischen Unabhängigkeit und diverse Kriege im 17. Jahrhundert sorgten dafür, dass Portugal seinen internationalen Einfluss verlor. Den Schlussstrich unter dieses Kapitel der portugiesischen Geschichte setze dann das Erdbeben von 1755, welches Lissabon, die Hauptstadt Portugals, verheerend zerstörte.

Die Portugiesen erinnern heute mit dem Denkmal der Entdeckungen an diese Zeit. Das Steinmonument mit Aussichtsplattform steht am Ufer des Flusses Tejo in Lissabon und zeigt 33 wichtige Persönlichkeiten aus dem Spätmittelalter. Unter ihnen befinden sich auch Heinrich der Seefahrer, Vasco da Gama und Luís de Camões.

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