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Ausgabe 53 TITELTHEMA

Im Gleichschritt?

Vielleicht fragt ihr euch, warum ihr euch für eine europäische Armee interessieren solltet? Oder warum ich diesen Artikel schreibe?

Es ist ganz einfach: Ich denke, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit braucht und es euch auch alle betreffen könnte. Die EU ist, mag man sie nun oder nicht, ein Gemeinschaftsprojekt und sie wird noch Jahre bestehen. Sie macht Gesetze, die unser Leben bestimmen und sie wird als eine Regierung wahrgenommen werden. Falls es zu einer europäischen Armee kommt, wird das im Notfall unsere Soldaten sowie unsere Verteidigung betreffen. Wenn wir also für die Not gewappnet sein wollen, braucht es gute Organisation in Zeiten, in denen es den Staaten gut geht. Zudem wird die Welt immer vernetzter: Probleme kann man nicht mehr allein betrachten und in ihrem vollen Kontext werden sie oft nur größer, wobei das auch für die Verteidigung gilt. Was könnte Deutschland allein gegen die Mächte der Welt, etwas China oder Russland ausrichten, wenn es sich nur auf sich selbst verlässt? Die NATO ist dafür da, möchte man meinen, doch die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass man sich nicht mehr auf allem Vertrauten ausruhen kann. So sehr neuste Ereignisse eine Rückkehr zum Normalen versprechen, zeigen sie uns doch, wie fragil die Bündnisse sind, die wir haben. Wir sollten daraus lernen und selbst Maßnahmen für den Fall treffen, dass etwas unternommen werden muss, sollte man sich nicht mehr auf bisherige Partner verlassen können. Nahe liegt also ein Bündnis mit festeren Strukturen als der NATO,  damit eine Lösung in der Not gefunden werden kann.

Wie ist der Stand ?

Deutschland hat die NATO und wir versuchen, auf europäischer Ebene zusammenzuarbeiten, wobei die Betonung auf „versuchen“ liegt. Derzeit gibt es keine große Diskussion über eine gemeinsame Armee und auch kaum einen Vorstoß  in diese Richtung. Gab es in der Vergangenheit in der EU einen solchen Vorstoß, scheiterte er oder bewegte nur wenig. Der letzte, die Idee eines gemeinsamen Außen- und Verteidigungsministeriums, hatte Erfolg, ist aber nur ein kleiner Schritt. Dies ist natürlich verständlich, wenn man bedenkt, was für ein großer Eingriff in die Souveränität der Staaten dies wäre und dass man dann für Schlechtes oder Gutes stark an die EU gebunden wäre. Ein Brexit wäre kaum noch möglich, einfach deshalb,  weil man für die Verteidigung auf die EU angewiesen wäre.

Zurzeit gibt es mehrere Verbände von europäischen Staaten, aber nur eine 1500 Mann starke Gruppe der EU selbst. Außerhalb dessen ist auch eine Zusammenarbeit schwierig. Es gibt gemeinsame Koordinationsprojekte und auch gemeinsame Institute, aber trotzdem haben viele der Staaten eigenes Material.  Dies ist ein zentraler Punkt, denn es würde Milliarden von Euro sparen, wenn das Equipment standardisiert würde. Die EU-Staaten leisten sich 17 verschiedene Arten von Panzern, während Russland nur acht und die USA sogar nur ein Modell haben. Es gibt eine Studie aus dem März 2015 vom CEPS (Centre for European Policy Studies), die besagt, dass eine fehlende gemeinsame Armee jährlich Kosten von 130 Milliarden fordert. Auch die Effizienz der EU-Staaten gesamt ist sehr niedrig. Sie hat ungefähr 150% der Truppenstärke der USA, jedoch 15% weniger Effizienz.

Wie könnte es sich entwickeln, wenn wir alle diese Fakten nun betrachten?

Das ist schwierig zu sagen, so wie es immer mit Zukunftsprognosen ist. Es gibt auf jeden Fall Vorstöße zu mehr Zusammenarbeit, gegen die sich nicht viele Leute aussprechen. Doch einer gemeinsamen Armee steht viel im Weg. Die USA sind nicht dafür, weil die europäische Abhängigkeit ihr gegenüber geschwächt würde. Manche europäischen Staatschefs, wie Angela Merkel und Emmanuel Macron, sind dafür, doch es sind auch viele Staaten in Europa dagegen, wie der fehlende Beitritt Dänemarks zum europäischen Außen- und Verteidigungsministerium zeigt. Man könnte damit beginnen, dass man sich in Gruppen von Staaten zusammenschließt, die dazu bereit sind und das Projekt langsam auf die gesamte EU ausweiten. Zurzeit gibt es jedoch kaum Initiativen für etwas Derartiges. Es sieht also derzeit noch nicht nach einer großen europäischen Armee aus, doch es gibt Versuche zur Zusammenarbeit.

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Ausgabe 53 TITELTHEMA

„Our Twelve Points goes to“

Nach einjähriger Pause kam Europa dieses Jahr wieder zusammen. 26 Länder präsentierten sich im Finale des Eurovison Song Contests mit mal mehr und mal weniger einfallsreichen Auftritten. Doch was macht den ESC so besonders, dass sich etwa 180 Millionen Zuschauer dieses Spektakel jedes Jahr aufs Neue anschauen?

Kommen wir zunächst zu den wichtigsten Informationen. Der Eurovision Songcontest gilt als der älteste internationale Musikwettbewerb der Welt, wurde seit 1956 fast jedes Jahr ausgestrahlt und wird von der European Broadcasting Union (EBU) ausgerichtet. Wer den ESC verfolgt, weiß, dass auch einige Länder, beispielsweise Israel, Zypern und Armenien, an dem Wettbewerb teilnehmen dürfen, obwohl diese nicht zu Europa gehören, da die EBU auch für Sender außerhalb Europas zugänglich ist. Das Konzept des Wettbewerbs besteht darin, dass alle Länder, die nicht zu den sogenannten „Big Five“ (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien) gehören, sich zunächst in den Halbfinalen für das große Finale qualifizieren müssen. Die Mitglieder der „Big Five“ hingegen sind fest im Finale vertreten, da ohne diese die Zuschauerzahlen erheblich sinken würden. Generell wird im Voraus von jedem teilnehmenden Land ein Interpret ausgesucht, der dieses dann beim ESC vertritt. Während des Finales präsentiert dann jeder Künstler seinen Titel und am Ende des Abends wird abgestimmt. Bei der Abstimmung darf nicht für das eigene Land gestimmt werden und jedes der insgesamt 56 teilnahmeberechtigten Länder vergibt Punkte von eins bis zwölf, von denen jeweils eine Hälfte durch die Zuschauer und die andere von einer Expertenjury verteilt werden. Dadurch erhalten nur die jeweils ersten zwölf Künstler von einem Land Punkte. Gewonnen hat am Ende das Land mit der höchsten Gesamtpunktzahl und der im nächsten Jahr folgende Wettbewerb wird dort ausgetragen.

Doch ist es nicht nur das Punktesystem, welches den ESC so besonders macht. Neben diesem Aspekt sind da unter anderem die Vielfalt von Musikrichtungen,die von Pop und klassischen Balladen bis hin zu Rock und Heavy Metal reicht und die atemberaubenden Bühnenshows, bei denen beispielsweise künstlich Donner und Regen erzeugt werden, die Interpreten in der Luft herumschweben oder Lichtmännchen die menschlichen Tänzer ersetzen. Aber was wäre der Eurovision Song Contest ohne seine wechselnden Motti, die häufig Themen wie Toleranz oder Zusammenhalt beinhalten? So sind einige Beispiele dafür „Building Bridges“, „Celebrate Diversity“ „Dare to Dream“ und das diesjährige Motto der Veranstaltung in Rotterdam „Open Up“. Die oben genannten Werte Toleranz und Offenheit zeigen sich oft auch generell beim Auftreten oder den Liedern der Künstler. Als eines der bekanntesten Beispiele dafür dient wahrscheinlich der österreichische Auftritt im Jahr 2014, bei dem Conchita Wurst, eine Kunstfigur mit langen Haaren und Bart, in einem goldenen Kleid auftrat und ihre Ballade „Rise like a Phoenix“ präsentierte, welche Millionen von Zuschauern begeisterte und schließlich Österreich den Sieg bescherte. Zwar gelang Bilal Hassani, der geschminkt und mit einer langen blonden Perücke auftrat, mit seinem Auftritt 2019 für Frankreich nicht der Sieg, aber in seinem Lied mit dem Titel „Roi“ sang er von einer Traumwelt ohne Vorurteile gegenüber Menschen, die in den Augen vieler anders seien und deshalb Anfeindungen und Ausgrenzung erleben müssten. Dies widerfuhr Hassani auch am eigenen Leibe, aber auf der ESC-Bühne wurde er respektiert, akzeptiert und konnte seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Zusätzlich bietet die Reichweite des Musikwettbewerbs auch für die Interpreten die Möglichkeit, ihre Karieren anzukurbeln und international bekannt zu werden, was der Kultgruppe „Abba“ durch ihren Sieg 1974 mit ihrem weltweit bekannten Hit „Waterloo“ gelang, woraufhin viele weitere Erfolge im Laufe der Jahre dazukamen.

Aber welche Erfolge konnte Deutschland mit seinen Teilnahmen am ESC erzielen und welcher Interpret wird am 22. Mai dieses Jahres das Land vertreten?

So gehört Deutschland zu den schon erwähnten „Big Five“ und ist damit immer bereits im Finale vertreten. Betrachtet man jedoch die Erfolge Deutschlands beim ESC, so fällt die Bilanz, gerade die der letzten Jahre, eher mager aus. So belegte es zwei Mal hintereinander den letzten Platz, was einem Rekord entspricht. Seit dem Sieg von Lena Meyer-Landrut 2010 lassen die deutschen Erfolge somit, bis auf Michael Schulte, der 2018 sich den vierten Platz sicherte, eher zu wünschen übrig, da hauptsächlich die hinteren Plätze belegt werden. Schaut man sich auch die Zeitspanne an, die zwischen den zwei Siegen Deutschlands liegt, so beträgt diese zwischen dem Sieg von Nicole 1982 mit ihrem Lied „Ein bisschen Frieden“ und dem von Lena Meyer-Landrut mit „Satellite“ ganze 28 Jahre. Doch kann auch positiv angemerkt werden, dass der deutsche Komponist Ralph Siegel insgesamt 24 Titel, die beim ESC präsentiert wurden, geschrieben hat und er damit einen Rekord aufstellte. Gab es vor einigen Jahren noch einen Vorentscheid, bei dem Anwärter vor den Zuschauern auftreten, diese von sich überzeugen und sich somit gegen ihre Konkurrenz behaupten mussten und das Ganze live übertragen wurde, so wird der Interpret, der Deutschland beim ESC vertritt, nun im Voraus von Musikexperten ausgewählt und erst wesentlich später der Öffentlichkeit präsentiert. So war zwar schon früh bekannt, dass Ben Dolic, der eigentlich 2020 für Deutschland antreten sollte, aber der Eurovision Song Contest aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde, dieses Jahr nicht nach Rotterdam fahren wird, um Deutschland dort zu vertreten. Jedoch wurde erst kürzlich bekannt, dass Jendrik Sigwart anstelle von Dolic antreten sollte. Es bleibt abzuwarten, ob der ESC für die Zuschauer Deutschlands erneut zu einem Desaster wird oder ob diese sich bald darüber freuen können, dass die so begehrten 12 Punkte mehrmals an Deutschland vergeben werden und dies vielleicht sogar zum Sieg führen könnte.

Für viele andere Länder wie Australien, Slowenien und Malta war, im Gegensatz zu dem deutschen Interpreten, wieder der Künstler vertreten sein, der eigentlich schon 2020 beim ESC antreten sollte, wenn Corona dem nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Geplant ist nämlich, dass der Wettbewerb in diesem Jahr auf jeden Fall stattfinden wird. Ob es möglich sein wird, dass Zuschauer eingeschränkt live dabei sein können, wird erst im April entschieden und ob auch die Interpreten in die Niederlanden reisen oder deren Performances nur abgespielt werden, ist stark von dem weiteren Verlauf der Pandemie abhängig. Um dies entscheiden zu können, wurden mehrere Szenarien entwickelt.

Kommt man auf die Ausgangsfrage, ob der ESC nur eine langweilige Musikshow ist , zurück, so lässt sich diese definitiv verneinen, da der Musikwettbewerb sehr viele Aspekte unabhängig des Gesangs zu bieten hat, welche sich neben der gegebenen Unterhaltung durch die Bühnenshows auch auf die Vermittlung von Werten wie Toleranz und Offenheit  und  auch auf den Zusammenhalt sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas beziehen. Somit ist der Eurovision Song Contest die Gelegenheit, Differenzen zwischen den Ländern zumindest zeitweise zu vergessen  und sich einfach auf atemberaubende und einzigartige Auftritte konzentrieren zu können. Daher können sich zum einen die eingefleischten ESC-Fans, aber auch Neuzugänge auf das große Spektakel jedes Jahr aufs Neue freuen.

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Ausgabe 53 SCHULE

Nutz die Zeit nach dem Abi

Im Laufe des Schulalltags wird sich wohl jeder Schüler und jede Schülerin die Frage stellen, was er oder sie nach dem Schulabschluss machen soll, ob es nun der Haupt- oder Realschulabschluss ist oder das Abitur. Diese Frage kommt auf jeden zu und mögliche Antworten könnten eine Ausbildung, ein Studium, oder auch ein Freiwilligendienst sein.

Ein Freiwilligendienst bietet viele Möglichkeiten, sich zu orientieren und sich in unterschiedlichen Berufsfeldern auszuprobieren. Den meisten sollte er noch als FSJ, FKJ oder FÖJ bekannt sein, welches ein freiwilliges soziales, kulturelles oder ökologisches Jahr bedeutet, das sich aber nur auf Deutschland bezieht. Die Begriffe „Internationaler Jugendfreiwilligendienst“ (IJFD) und  „Europäischer Freiwilligendienst“ (EFD) sind weiter verbreitet. Zudem zählt der EFD zum Europäischen Solidaritätskorps, das eine Initiative ist, die unter anderem jungen Menschen die Möglichkeit bietet, Freiwilligendienste zu leisten, aber auch einen Austausch, Praktika und Jobangebote vermittelt. Sollte der Wunsch also sein, nach dem Schulabschluss nicht gleich eine Ausbildung oder ein Studium anzufangen, kann es nicht schaden, sich beim ESK einmal umzuschauen. Dabei kann man wählen, ob man gerne ins Ausland reisen, oder doch lieber in Deutschland bleiben möchte, denn ein Freiwilligendienst muss sich nicht auf ein fremdes Land beziehen.

Das FSJ, FÖJ oder FKJ ist im IJFD und EFD mit einbegriffen, denn dort gibt es viele Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten. So kann man sich über Projekte, die einen interessieren, informieren und sich eventuell bewerben, ohne in einem bestimmten Tätigkeitsbereich bleiben zu müssen.

Da die Europäische Union besonders junge Menschen und ihren Austausch untereinander fördern will, wird das Europäische Solidaritätskorps finanziell von ihr unterstützt, sodass ein Freiwilligendienst innerhalb der EU auch für Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln möglich ist. Das bedeutet, die EU unterstützt sogenannte Entsendeorganisationen, bei denen man sich für Projekte bewerben kann, wodurch der Großteil der Kosten für einen Freiwilligendienst gedeckt wird. Das restlich benötigte Geld wird meistens durch Spenden eingenommen. Dies gilt ebenso für Entsendeorganisationen, die Freiwilligendienste außerhalb Europas vermitteln und die durch die EU gefördert werden. Nicht geförderte Projekte sind oft sehr kostenintensiv, was allerding auch von dem Land abhängt, in das die Reise gehen soll.

Der Zeitraum, in dem ein Freiwilligendienst stattfindet, kann sehr unterschiedlich sein. Oft wird mindestens ein halbes Jahr vorausgesetzt, aber die meisten EFD zum Beispiel dauern zwischen neun und zwölf Monaten, je nach Projekt, während ein IJFD immer zwölf Monate anhält. Wenn man Erfahrungen im Ausland sammeln möchte, muss man nicht unbedingt mehrere Monate dort verbringen. Eine Alternative wären zum Beispiel sogenannte „Workcamps“, die oft in Ländern der Südhalbkugel stattfinden. Dort werden Freiwillige gesucht, die für einen kurzen Zeitraum, wie zwei Wochen oder einen Monat, an kurzweiligeren Projekten mitarbeiten und viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern kennen lernen und mit ihnen Zeit verbringen wollen.

Während das Europäische Solidaritätskorps sich auf Projekte innerhalb der EU beschränkt, kann man Workcamps und IJFD auch in der ganzen Welt absolvieren. Egal, welchen Weg man einschlagen möchte, man muss sich zuvor bei einer Entsendeorganisation bewerben, sofern man einen finanziell geförderten Freiwilligendienst leisten möchte, die einen an die Projekte weitervermittelt. Dabei gibt es viele unterschiedliche Organisationen, die unabhängig von einer religiösen Ausrichtung sind, zum Beispiel „Weltwärts“ oder die „Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste“ (IJGD), aber  auch Organisationen, die Freiwillige im Rahmen christlicher Werte entsenden, wie der CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen), welcher der deutsche Teil des weltweiten Verbundes YMCA/YWCA (Young Men‘s/Women’s Christians Association) ist. Je nach Interesse lässt sich also entscheiden, von welcher Organisation man entsendet werden möchte.

Falls man also Lust hat, nach der Schule etwas Anderes auszuprobieren und sogar vielleicht an anderen Sprachen und Kulturen Interesse hat, wäre ein Freiwilligendienst, ob in Deutschland, Europa oder weltweit, sicherlich eine Überlegung wert.

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Ausgabe 53 TITELTHEMA

Der BREXIT: Eine Timeline der Geschehnisse

Als Großbritannien sich durch ein Referendum (also eine Art Abstimmung) im Juni 2016 dafür entschied, nicht mehr Teil der EU sein zu wollen, hatte niemand damit gerechnet, dass sich der Austritt-Prozess in ein absolutes Chaos langer Dauer verwandeln würde. 

Unter David Cameron stimmt die Bevölkerung vor fünf Jahren mit einer knappen Mehrheit für den Austritt aus der EU. Einen Tag später tritt Cameron von seinem Amt zurück, woraufhin Theresa May im Juli 2016 die neue Premierministerin wird. Grundsätzlich ist es nun ihre Aufgabe, die Bedingungen zwischen der EU und dem vereinigten Königreich zu verhandeln. Mit dem Einreichen des offiziellen Kündigungsbriefs im März 2017 haben die Briten und das EU-Parlament nun zwei Jahre für die Verhandlungs- bzw. Austrittsfrist, zumindest ist diese Phase so geplant. Besonders wichtig dabei sind Verhandlungspunkte wie wirtschaftlicher Handel, Bürgerrechte und die finanziellen Aspekte, welche folgende Versammlungen immer wieder zum Scheitern bringen. 

Auf dem Brexit-Gipfel Ende November 2018 einigen sich beide Parteien auf ein Abkommen, was in etwa besagt, dass Großbritannien bei den Entscheidungen der EU deutlich weniger Mitspracherecht hat. Allerdings wird dieses, sowie jedes weitere Abkommen, vom Unterhaus (also ähnlich wie bei uns der Bundestag) abgelehnt. Im Juni 2019 tritt May von ihrem Amt zurück, worauf Boris Johnson die Führung bei den Verhandlungen übernimmt.

Johnson ist ganz klar für den Austritt Großbritanniens und droht, das vereinigte Königreich werde notfalls auch einfach so austreten. Das Unterhaus veranlasst ein No-Deal-Brexit-Gesetz; das heißt, der Premierminister muss den Austritt abermals verschieben, sollte man innerhalb von etwa drei Monaten nicht zu einem Ergebnis kommen. Johnson verschafft sich durch die nach zwei Wochen aufgehobene Zwangspause, welche er zuvor erwirkt hatte, etwas Zeit und beantragt ein paar Mal die Neuwahl des britischen Parlaments, welche jedoch konstant vom Unterhaus abgelehnt wird.  Ende 2019 wird das Parlament dann doch neu gewählt, wobei sich die konservative Tory-Partei von Boris Johnson als Mehrheit durchsetzt. Als sowohl der Großteil des Unterhauses als auch die Queen und andere wichtige Abgeordnete ihre Unterschrift geben, scheint der Brexit am 24. Januar 2020 zum ersten Mal seit vier Jahren in Reichweite. Ab jetzt werden nur noch gewisse Rahmenbedingungen diskutiert, ein wichtiges Ergebnis ist allerdings, dass das Vereinigte Königreich in Zukunft kein Mitbestimmungsrecht mehr hat, wenn die EU-Gremien etwas entscheiden. 

Da das Vereinigte Königreich zum 01.01.2021 offiziell ausgestiegen ist, stellt sich jetzt natürlich die Frage, welche Folgen dieser Austritt für die EU haben wird. Bereits Ende 2020 gibt es Chaos an den Grenzen, Export und Import leiden unter dem Brexit. Durch die neuen Zollvorgaben gäbe es sowieso schon Lieferengpässe, welche durch die Corona-Pandemie zusätzlich dramatisch verschlimmert werden würden. In Britannien wird es durch die Brexit-Rahmenbedingungen eine Inflation geben – alles wird teurer werden. Auch die Freiheiten von EU-Bürgern, wie z.B. überall wohnen zu können, werden deutlich erschwert werden. Zudem hofft die EU, dass nicht weitere EU-Mitglieder dem britischen Beispiel folgen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Austritt aus der EU einfacher klang, als er tatsächlich war. Das Unterhaus spielte hierbei eine wesentliche Rolle, in dem es die Abkommen ablehnte. In vielen Verhandlungspunkten waren sich die beiden Parteien einfach nicht einig, was im Nachhinein Abkommen und Premierminister kostete. Letztendlich hatte Boris Johnson einen einem Deal angepassten Brexit durchbekommen, sodass das Vereinigte Königreich seit Anfang des Jahres nicht mehr zur Europäischen Union gehört. Die dramatischen Folgen des Brexits werden momentan noch durch die Corona-Pandemie kaschiert, jedoch ist abzusehen, dass das Verlassen der EU dramatische wirtschaftliche Folgen haben wird.

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Ausgabe 53 TITELTHEMA

Am Rande der Meinungsfreiheit

Seit April 2020, also schon seit einem Jahr finden Proteste gegen die Schutzmaßnahmen aufgrund der Covid-19-Pandemie statt, auch in unserer Nähe in Oldenburg. Da sollte man sich schon einmal klar machen, wer dort alles zu finden ist.

Die ersten Demos fanden in Berlin statt, unter dem Namen „Hygienedemos“ die von der „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ veranstaltet wurden. Der Name „Querdenker“ kam von einer Demonstration namens „Querdenken 711“, die in Stuttgart im April 2020, von Michael Ballweg organisiert, stattfand. Dieser Michael Ballweg hat dann Querdenken 711, wobei 711 die Vorwahl von Stuttgart ist, als Marke auf seinen Namen eintragen lassen und das gleiche für viele andere Städte getan. Viele Demonstrationen wurden von ihm angemeldet, beginnend mit 20 Demonstranten im April bis jetzt schon über 10.000 Teilnehmern bei mehreren Demonstrationen.
 Das Problem hier ist, dass die Querdenker-Bewegung auch viele Verschwörungstheoretiker, wie Reichsbürger und und QAnon und grundsätzlich Rechtsextreme und Nazis beherbergt. Reichsbürger sind die Verschwörungstheoretiker, die glauben, Deutschland sei kein souveräner Staat und deswegen sei das Grundgesetz nichtig, was nicht stimmt. QAnon ist eine Verschwörungstheorie, die besagt, es gäbe einen „Deep State“, der alles kontrolliere, Kinder entführen würde und mehr, wobei Donald Trump der Messias wäre, der diesen „Deep State“ bekämpfe. Dies alles gründet sich nur darauf, dass eine anonyme Person in einem Forum, „4chan“, das sagte, dies niemals bewies und immer wieder Vorhersagen machte, die sich immer wieder als falsch erweisen.

Querdenker gehen immer wieder mit solchen Leuten bewusst auf die gleichen Demonstrationen oder behaupten, es gäbe keine Rechtsextremen in deren Demos. Michael Ballweg jedoch war auch schon in Gesprächen mit Peter Fitzek, welcher sich Staatsoberhaupt Deutschlands nennt, ein bedeutender Reichsbürger ist, und distanzierte sich nicht von ihm. Auch schließen sich Querdenker oft zusammen, wie z.B. in der Partei „Freie Sachsen“, deren Vizepräsident ein Neonazi ist, den Austritt Sachsen aus der Bundesrepublik fordert, deren Veranstaltungen von Querdenkern besucht werden und es gibt andere Beispiele, wo klar Rechtsextreme mit Querdenkern zusammen demonstrieren.

Das jedoch Wichtigste wurde viel zu schnell vergessen. Am 29. August 2020 haben rund 400 Rechtsextreme versucht, den Reichstag zu stürmen, worüber insgesamt viel zu wenig gesprochen wurde. Sie kamen von einer Demonstration gegen Coronamaßnahmen, einer aufgelösten Demonstration. Am Ende passierte nicht viel, außer Bilder mit Rechtsextremen auf den Treppen des Reichstages, doch es zeigt, es gibt ein Problem. Dass Querdenker dann mit solchen Leuten zusammen demonstrieren, sehe ich als äußerst problematisch.

Letztendlich gibt es auch  Querdenker, die einfach nur unsicher und unzufrieden sind, weil sie einfach wieder in einen normalen Alltag wollen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass sie mit Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern zusammen demonstrieren und dem oft nicht klar widersprechen. Laut dem Verfassungsschutz in NRW ist auf Querdenkerdemonstrationen jeder zehnte Querdenker ein Rechtsextremer oder Reichsbürger und man muss aufpassen, dass sich viele Moderate nicht weiter radikalisieren. Nicht alle Querdenker sind Radikale, doch viele sind es und wir als Gesellschaft müssen lernen, wie man damit umgeht, denn derzeit radikalisieren sich viele nur weiter.