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Ausgabe 55 PANORAMA

Eine Säule der Deutschen Politik-Satire

Die heute-show ist öffentlich-rechtliches Fernsehen richtig gemacht. Sie ist eine Institution des Freitagabends.

Die heute-show existiert nun seit 2009, läuft im ZDF und begleitet von Oliver Welke moderiert wöchentlich durch die Untiefen der deutschen Politik. Sie richtet sich an alle Altersgruppen und geht selbstkritisch damit um, dass sie sich nicht allen Trends der Jugend bewusst ist. Deswegen ist diese Rezension eher eine Ermutigung an alle, sich sie anzuschauen.

Die heute-show ist die aus den USA kommende Idee von einer Late-Night-Show gut ins Deutsche umgesetzt. Die heute-show war die Umsetzung der „The Daily Show“, welche schon in den USA ein großer Erfolg war, aber auf deutsche Art. Hier besticht sie durch gute Einspieler und anders als das Vorbild auch oft wirklich von „vor Ort“. Lutz van der Horst und Fabian Köster sind vielleicht euch bekannte Personen, die oft sehr unterhaltsame Interviews mit hohen Amtsträgern führen oder auch mal gerne einen Parteitag besuchen. Dabei schaffen sie es oft, selbst den begabtesten Mandatsträger zu verschaukeln.

Auch abgesehen davon ist die heute-show sehr vielseitig und hatte zu Beginn selbst Martin Sonneborn dabei, doch auch heute besticht die heute-show immer wieder durch pointierte Auftritte von z.B. Hazel Brugger, Carolin Kebekus und Sebastian Puffpaff.

Doch die Person, die die ganze Sendung seit Beginn zusammenhält, ist Oliver Welke. Er leitet durch die Segmente und arbeitet generell sehr gut mit dem Publikum. Er versteht es, die Pointen gekonnt zu setzen, um mit diesen den besten Effekt zu erzeugen.

Der heute-show wird immer wieder vorgeworfen, sie sei „links-grün versifftes Staatsmedium“. Doch die heute-show versucht balanciert zu bleiben und macht Satire zu jeder politischen Richtung, wenn auch sie manchmal vielleicht eher auf die leichteren Ziele geht. Und eins dieser Ziele war in der Vergangenheit nun mal eine CDU geführte Bundesregierung und die FDP.  Doch heute kritisiert sie genauso die Arbeit der SPD geführten Regierung.

Letztlich, denke ich, muss ich nicht die vielen Comedy Preise erwähnen, um hoffentlich jede Person zu überzeugen, bei der heute-show wenigsten kurz einmal einzuschalten und zu sehen, wie diese einem gefällt.

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Ausgabe 55 PANORAMA

Das 9€ Ticket und Ich

Eine der besten Sachen passierte 2022. Das 9-Euro-Ticket hat den Diskurs um den öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland revolutioniert und vielen Leuten gezeigt, wenn der Staat handeln will, kann er dies auch. Doch man darf auch nicht ignorieren, dass nicht alles glatt lief.

In den Sommerferien 2022, im August, habe ich einen Urlaub mit dem Fahrrad unternommen. Mein Plan war es, mit dem Fahrrad nach Berlin in vier Tagen zu fahren. Einmal merkte ich auf der Strecke, dass ich mir zu viel vorgenommen hatte. Ein schnelles Suchen im Internet nach der passenden Bahnverbindung reichte, ich musste dann nur noch ein Fahrradticket für 6 Euro lösen und schon konnte ich in die mäßig volle Bahn einsteigen. Insgesamt war das eine ziemliche angenehme Erfahrung. Auch war es schön, während der Reise zu wissen, falls was passiert, irgendwie komme ich zum nächsten Ort.

Nach ein paar Tagen in Berlin plante ich dann wieder mit dem Nahverkehr zurück nach Varel zu kommen – mit dem 9-Euro-Ticket. Die Reise begann damit, dass ich mich in einen Zug quetschen musst, in dem jeder sich dicht an dicht drängen musste und manche Personen am Hauptbahnhof in Berlin nicht einmal einsteigen konnten. Der Zug fuhr dann bis nach Schwerin, aber mit Verspätung, sodass ich dort auf den nächsten Zug nach Hamburg eine Stunde warten musste. Hier war mir schon klar, das Ganze wird schwierig werden, denn alles war überfüllt. Die Rückreise an einem Sonntag machen zu wollen, war wohl nicht so durchdacht gewesen. Eine Stunde später war dann der Zug nach Hamburg da und der Andrang riesig. Ich kam gerade noch so rein, weil eine Schaffnerin das ganze Chaos vor allem mit den Kinderwagen von Familien irgendwie organisierte. Doch irgendwann war der Zug zum Platzen voll.

Und manche Personen waren nicht damit zufrieden. Nur als nach langer Diskussion die Schaffnerin mit der Polizei drohte, konnten wir endlich weiterfahren. Wir übersprangen sogar zwei Stationen, da wir verspätet waren und der Zug auch niemanden mehr aufnehmen konnte. Spätnachmittags war ich dann endlich in Hamburg. Doch durch die Verspätung habe ich wieder den Anschlusszug nach Bremen nicht bekommen. Und das wurde zum riesigen Problem. Denn alle weiteren Regionalbahnen nach Bremen und auch generell Verbindungen, mit denen man noch an dem Tag nach Varel hätte kommen können, vielen aus. Meine Idee, wie ich trotzdem nach Hause kommen konnte, war Fahrradfahren. Nach Hause. 167km. Nach zwei Stunden war klar, dass kann ich schaffen, aber nur, wenn ich die Nacht durchfahre, etwas, was ich gerne vermeiden wollte. Letztendlich bot dann mein Vater an, mich auf der Hälfte der Strecke mit dem Auto abzuholen.

Letztendlich war die Bahn einfach zu sehr ausgelastet. Es war halt ein Sommertag, mit vielen Bundesländern, die Sommerferien hatten, an einem Sonntag und zudem konnten sich endlich mal viele Leute eine kleine Reise leisten.

Abgesehen davon war für mich persönlich das Ticket großartig. Ich konnte endlich billig nach Oldenburg, in die nächstgrößere Stadt mit Freunden, um mal Tagestrips zu machen. Und das ist auch, was am Ende der wirkliche Erfolg des 9-Euro-Tickets war. Wie viel CO2 letztendlich gespart wurde, ist strittig. Aber unstrittig ist, dass das 9-Euro-Ticket Ermöglicher war für so viele Menschen, mal zu reisen. Viele öffentliche Persönlichkeiten mögen es vielleicht kaum glauben, aber nicht jede Person konnte es sich leisten, viel aus dem eigenen Ort herauszukommen. Das Ticket hatte hier einfach eine enorme Wirkung, indem es vor allem auch Tagestrips ermöglichte, da diese kaum was gekostet haben. Wenn dann noch ein paar Leute das Auto zuhause stehen lassen, umso besser. Darüber hinaus könnte man einen Großteil der Kritik, auch meiner, damit angehen, dass man einfach die Bahn ausbaut.

Letztendlich kann ich nur hoffen, dieses Ticket hat einen nachhaltigen Impuls gesetzt, nicht nur Bahnfahren günstiger für Pendler zu machen, sondern die Bahn mit Nachdruck auszubauen und weiterhin als Ermöglicherin tätig zu sein. Das 49-Euro-Ticket hat da kaum den Charme eines Tickets für neun Euro, es ist aber ein Anfang. Man kann nur hoffen, dass die Ampelparteien dies begreifen, vor allem die Partei, die sich Freiheit auf die Fahnen schreibt. Gerade diese könnte so viel mehr Freiheit schaffen, jedoch vor allem für die nicht so reichen Personen der Gesellschaft.

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Ausgabe 55

Lichterloher Himmel zur Jahreswende

Im letzten Jahr, 2022 im Übergang zu 2023, war ich dabei, als der Himmel lichterloh war, Rettungskräfte mit Böllern abgeworfen wurden und Polizisten in die Masse stürmten.

Ich war mit einem Freund über Silvester im Urlaub in Berlin. Zum frühen Abend hin am 31. Dezember 2022 packten wir uns Getränke ein und machten uns auf dem Weg zum Brandenburger Tor. Wir hatten geplant, dort einen weiteren Freund zu treffen. Dass die Veranstaltung beim Brandenburger Tor abgegrenzt war, war 2022 neu. Wir hatten das vorher nicht gewusst, doch hatten wir keinen besseren Plan, also hofften wir, das Feuerwerk vom Platz davor zu sehen. Während der ganzen Fahrt mit der S-Bahn und auch schon die Tage vorher hörte man das konstante Knallen. Meistens waren es verschiedene China-Böller, gezündet von Jugendlichen.

Abends angekommen auf der Straße “Unter den Linden”, liefen wir in Richtung Brandenburger Tor. Es waren schon viele Personen da, doch noch standen die Personen noch nicht eng aneinandergedrängt. Böller wurden auch hier einzeln gezündet, oft noch mit Abstand zu anderen Personen. Dies sollte leider nicht so bleiben.

Die Polizei war sehr präsent und bei der ungarischen Botschaft begann die Sperre für die Veranstaltung vor dem Tor. Dort trafen wir dann unseren Freund. 

Über den Abend hin wurde es immer voller, bis man irgendwann praktisch immer in physischem Kontakt mit anderen Personen war. Die Masse war zwar nicht homogen, doch tendenziell waren es größtenteils junge erwachsene Menschen, vor allem Männer. Das Böllern ging rege weiter. Noch bildeten sich in der Regel Kreise, in denen dann die Böller und auch Raketen gezündet wurden.

Eine Konstante seit unserem Eintreffen war der Transportwagen der Polizei, der die Menge dazu aufforderte, das Böllern sein zulassen und verkündete, die Veranstaltung am Brandenburger Tor sei ausverkauft, man könne also gehen.

Ab ca. neun Uhr wurde dann die Situation doch etwas angespannter. Personen nahe der Veranstaltung vor den Polizei-Barrieren zündeten sehr große Böller, wie auch schon zuvor. Wir haben es nicht direkt gemerkt, doch die Polizei schien nun ab und zu einzugreifen. Ein Trupp von Polizisten in Montur mit Helmen ging in die Menge, um die Personen festzunehmen. Personen kletterten auf Lampen in mehrere Meter Höhe. Lange machte die Polizei nichts. Später schickte sie einen Trupp los, um diese herunterzuholen. Dies taten sie und zogen ab. Sobald diese sich hinter die Barrieren zurückgezogen hatten, kletterten erneut Personen darauf. Ähnliches geschah mit einem Toilettendach. Hier hatte ich befürchtet, es würde die Last von 20 Personen nicht aushalten, doch irgendwie tat es dies. Währenddessen versuchten Trupps der Polizei, auch die Personen mit Böllern zum Stopp zu zwingen. Doch immer, wenn diese eine Person mitnahmen, machten zwei andere weiter. 

Während noch am Anfang Personen mit Abstand Feuerwerkskörper zündeten, passierte dies nun in der Mitte der Masse. Manche warteten ab und warfen Böller einfach zum Explodieren in den Himmel. Das war nicht immer erfolgreich. Manche schossen Raketen, festgehalten am Stil, mitten aus der Hand.

Ab und zu bildeten sich aber auch wieder freie Flächen, um die dann die Leute zum Böllern standen. Ich hatte mir vorgenommen, möglichst viel zu dokumentieren, stand also auch genau dort. Die Polizei kam wieder, um einzugreifen. Diesmal jedoch kamen sie in den Kreis und rammten dann in alle Umstehenden, wahrscheinlich, um Platz zu machen. Aber auch in mich. Ich stolperte zurück, kaum mich auf den Füßen haltend, beinahe auf den Flaschen am Boden ausrutschend. Manche wurden in mich gedrängt und ich in wiederum andere. Als ich mich gefasst hatte, hatte die Polizei mal wieder eine Person am Boden, standen um diese herum, drückten sie nieder und führten sie dann ab. Ob diese Aktion geschützt hat oder eher gefährdet hat, ich weiß es nicht. 

Danach ging das Böllern jedoch freudig weiter. Die Polizei griff noch ein paarmal ein, gab jedoch gegen 11 Uhr dann scheinbar auf. Der Transportwagen machte weiter die gleichen Aussagen über das Megaphon, dass man doch bitte das Böllern lassen sollte, doch niemanden schien das zu interessieren. 

Einmal bildete sich dann doch wieder ein Kreis, in dem geböllert wurde. Ich stellte mich an den Rand. Eine Person steckte eine Rakete in eine Flasche, um diese zu zünden. Gerade als diese gezündet wurde, kam plötzlich eine andere und kickte die Flasche um. Sie war auf mich gerichtet. Zum Glück nahm ich mein Bein hoch, denn einen Moment später flog sie darunter durch und explodierte auf einer etwas freieren Fläche, weil die Masse schnell genug ausgewichen war. Für mich war das ein ziemlicher Schock, glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Ab halb zwölf war der Himmel dann erleuchtet. Es gingen dauernd Raketen in die Luft und verbreiteten ihr Licht über Berlin. Um Mitternacht war es dann taghell.

Insgesamt war dieses Erlebnis sehr interessant und eröffnet natürlich die Frage, ob auch das nächste Silvester so laufen darf und wird.

Franziska Giffey, zum damaligen Zeitpunkt noch die regierende Bürgermeisterin der Stadt Berlin, hat am 11. Januar 2023 einen Gipfel gegen Jugendgewalt einberufen und danach eine Pressekonferenz abgehalten. Hier hat sie angekündigt, diesen Gipfel öfter halten zu wollen, mehr Jugendhilfe in Berlin zu planen, jedoch auch die derzeitigen Gesetze stärker durchsetzen zu wollen. Für das, was ich am Brandenburger Tor erlebt habe, müsste das bedeuten, dass die Polizei noch stärker durchgreifen wird. 

Die Frage ist, reicht das? Ich hatte dort vor dem Brandenburger Tor nicht viel Gewalt gegenüber Einsatzkräften erlebt. Das Maximale, das passierte, war, dass manche Personen sich hinten auf einen Rettungswagen gestellt haben, der sich mit Schrittgeschwindigkeit bewegt und dann nach ein paar Metern absprangen. Doch an anderen Orten Berlins passierte deutlich mehr. So wurde ein Rettungswagen von einer Person durch das Werfen eines Feuerlöschers angegriffen. Am Vorabend zu Silvester gab es in Berlin Schöneberg eine regelrechte Schlacht mit Böllern und Raketen, an der ca. 150 Personen teilnahmen. Insgesamt wurden in der Silvesternacht in Berlin laut Angaben der Polizei 62 Einsatzkräfte verletzt. 

Nun ergibt sich die Frage, sollte man vielleicht das Böllern verbieten? Oder sollte man nur die Böllerverbotszonen ausweiten? Man muss dazu sagen, dass zum Beispiel die Straßenschlacht in Schöneberg eigentlich auch in so einer Zone passierte. Und das Problem ist keines, das nur Berlin hat. Auch in anderen großen Städten kam es zu Ausschreitungen, wie zum Beispiel in Hamburg. 

Man könnte natürlich noch weiter auf Prävention setzten, trotzdem mehr Böllerverbotszonen einrichten und die Polizei stärker durchgreifen lassen. Doch all solche Maßnahmen würden wahrscheinlich das Problem nur mindern. Den Missbrauch von Feuerwerkskörpern könnte man, solange der private Erwerb und der Besitz dieser erlaubt ist, nicht komplett verhindern. 

Vielleicht muss man also ein Verkaufsverbot von Böllern in Erwägung ziehen. Nur dieses würde einen Missbrauch in diesem Maße ausschließen. Doch es würde auch nach sich ziehen, dass viele Personen, die allermeisten in diesem Land, die friedlich sind, auf ihre eigene Sicherheit und die der anderen achten, nicht mehr böllern können. Sollte die Freude am Böllern die potenzielle Eskalation wert sein? 

Natürlich könnten die Städte zum Beispiel als eine Alternativlösung Feuerwerke organisieren. Das würde jedenfalls auch den Schaden an der Umwelt und den Tieren begrenzen. Denn selbst bei dem freien Böllern, wenn keine Eskalation stattfindet, ist Silvester keine gute Zeit für unsere tierischen Mitbewohner. Und auch wenn es größere Umweltbelastungen gibt, wie etwa Wegwerf-E-Zigaretten, ist die Umweltbelastung relativ hoch. Neben dem Feinstaub, der dem Menschen bedingt stark schadet, wird auch sehr viel Abfall produziert, der nur allzu häufig in der Natur landet.

Es ist also nicht einfach, eine klare Entscheidung zu treffen. Vielleicht kann man einen Kompromiss treffen. Oder uns ist dann doch der Status quo gut genug. Jedenfalls wäre es angebracht von uns als Gesellschaft, uns wenigstens mit diesem Problem zu beschäftigen und wenn wir denken, dass es angebracht ist, auch etwas zu ändern. 

Für mich persönlich ist jedenfalls klar, dieses Silvester in Berlin war ein Erlebnis, eins, dass ich so davor noch nicht erlebt habe.

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Ausgabe 55 SCHULE

Was sind faire Noten?

Mündliche Noten werden von vielen Schülern und Schülerinnen nicht gemocht, doch ich denke, sie sind die beste Methode, die wir haben.

PRO:

Zuerst sind sie eine Durchschnittsnote. Wenn Lehrkräfte ihre Arbeit ordentlich machen und die meisten Stunden benoten, dann kommt am Ende eine Note heraus, die ziemlich gut die durchschnittliche Leistung repräsentiert. Eine schriftliche Arbeit hingegen zeigt nur eine Momentaufnahme. Sie lässt keine Möglichkeit, sich noch einmal im gleichen Thema oder im Sinne eines schlechten Tages zu verbessern. Schriftliche Arbeiten sind generell eine sehr schlechte Methode, Leistung festzustellen, das Lernen zu fördern oder objektive Ergebnisse zu bekommen.
Sobald mehr als angekreuzt werden muss, wird die Beurteilung immer subjektiver, je mehr die Aufgaben auch Meinung einfordern. Zwischen Lehrkräften sieht man schnell einen starken Unterschied, darauf bezogen, was diese für den wichtigeren Part erachten. Und im Mündlichen kann man sich gut darauf einstellen In einem Fach, in dem man pro Halbjahr nur eine Arbeit schreibt, ist es aber schwer, dies nochmal anders zu machen.
Letztlich sind alle Noten zu einem gewissen Grad subjektiv. Doch bei mündlichen Noten kann man sich auch mit der Lehrkraft austauschen, falls eine Person Probleme hat und in Zukunft mehr oder anders auf die Person zu achten. Wenn eine Arbeit geschrieben ist, kann man diese aber schlecht noch einmal bewerten lassen.
Und das Problem mit schüchternen Personen geht, denke ich, über nur Mündliches hinaus. Wie viele dieser Personen, die sich nicht trauen sich zu beteiligen, würden dies vielleicht machen, wäre die Klasse kleiner, es ein Kreis guter Bekannter und man würde die Lehrkraft mögen. Denn oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass, sobald die Lehrkraft wechselt, viele Personen sich anders beteiligen, oft aus Abneigung oder Zuneigung zur Lehrkraft. Auch ist mir aufgefallen, dass Personen, wenn ich mit ihnen im Jahr danach im gleichen Kurs war, wir aber von anderen Leuten umgeben waren, sie, wenn sie diese Personen mochten, sich oft deutlich mehr gemeldet haben, weil die Angst vor Blamage fehlte.
Deswegen denke ich, wären Klassen angenehmere Orte für Personen, die sich nicht so aus sich heraus trauen, wäre schon viel geschafft.
Ich würde also sagen, selbst wenn die mündliche Note nicht perfekt ist, sie dennoch eine Methode ist, Leistung und Verständnis für ein Thema einzelner Personen zu beziffern. Dennoch wäre es vielleicht einen Gedanken wert, nicht nur über mündliche oder schriftliche Noten nachzudenken, sondern vielleicht auch generell das Modell, dass alles bewertet werden muss, mit einer einzelnen Zahl, die teilweise über die Zukunft einer Person herrscht, zu hinterfragen.

Kontra:


Mündliche Noten, für die einen ein Segen, für die anderen ein wortwörtlicher Fluch: Über kein Interesse am Thema, bis hin zur Bloßstellung.
Der tägliche Wahnsinn der Schüler und Schülerinnen.
Doch warum sind sie so verhasst?
Ein wohl gut begründeter Punkt ist, dass auch Schülerinnen einen schlechten Tag haben können. Ein vielleicht privater Konflikt ist aufgetreten und sie sind schlecht gelaunt, traurig oder einfach nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen. Und Zack, schon steht die Fünf da. Bis man diese wieder ausgeglichen hat, dauert es einige Stunden, vor allem. wenn sich das nicht verstandene Thema über mehrere Stunden zieht. Besonders schlimm kann es für Schülerinnen werden, wenn die Lehrkraft „eben schnell“ die Noten vor der gesamten Klasse vorliest. Wenn ich ehrlich bin, stellt sich für mich dort die Frage: Warum? Genauso, wie andere Lehrkräfte den Raum verlassen und die Schülerinnen sich untereinander von starker Leistung bis eher schwache Leistung nebeneinander aufstellen sollen. Danach wird man mit den Worten „x/y ist besser, du musst weiter nach hinten“ oder „da ganz hinten stehst du schon richtig. Deine Leistung ist eine fünf.“ von A nach B geschoben. Für mich persönlich grenzt das an öffentliche Demütigung. Mit solch Aktionen steigert man nicht das Selbstwertgefühl der Schülerinnen, sondern verschlimmert es vielmehr.
Dazu kommt, dass viele Schülerinnen von den Lehrkräften spontan und ohne Vorwarnung drangenommen werden. Einige verharren dann aber so lange auf dem gerade bloßgestellten Schüler, dass dabei einige Minuten in peinlicher Stille verstreichen. Muss das sein? Es ist ja durch aus in Ordnung, wenn der oder die betroffenen Schülerin nicht aufgepasst und den Unterricht massiv gestört hat, doch hat er/sie das nicht und versucht einfach nur dem Unterricht zu folgen, finde ich, sind diese hinterhältigen Methoden mehr als nur kontra-produktiv.
Trotz allem:
Mündliche Noten sind wichtig und machen leider einen Großteil der eigenen Zukunft aus.
Also muss man da wohl oder übel durch. Doch auch wenn man das Thema absolut nicht versteht, kann man sich trotzdem beteiligen, zum Beispiel durch das Vorlesen von Texten,
Wiedergeben von schon bereits Gesagtem oder durch das sinnvolle Fragenstellen – auch wenn man die Antwort selbst eigentlich schon weiß.

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Ausgabe 54 PANORAMA

Jugendliche in der Demokratie

Jugendliche sind auch Menschen. Dies mag für die meisten nicht überraschend sein, dennoch haben sie nicht alle Menschenrechte, wie zum Beispiel das Wahlrecht.

Trotzdem haben sie auch Bedürfnisse und Interessen, weshalb ich in diesem Artikel die Repräsentation von Jugendlichen in der Politik und Gesellschaft erkunden möchte.
Mit Zustandekommen der frühen Demokratien kam auch das Wahlrecht zustande. Es galt jedoch oftmals nur für die gesellschaftlich dominierende Gruppe. Mit der Weiterentwicklung von Demokratien in den letzten Jahrhunderten wurde dieses auf die meisten gesellschaftlichen Gruppen in westlichen Demokratien ausgeweitet. Hinzu kamen auch weitere Möglichkeiten, sich politisch zu beteiligen, wie Parteien, Demonstrationen und Streiks.
Schülerinnen haben viele dieser Rechte nicht. Schülerinnen dürfen, sofern sie unter 18 Jahre alt sind, nicht auf Bundesebene wählen. Dies ist eine der wichtigsten Wirkungsmöglichkeiten, ihnen jedoch nicht gestattet. Auch dürfen sie an Demonstrationen nur außerhalb der Schulzeit teilnehmen. Dies wird zwar von vielen Schulen nicht stark geahndet, ist jedoch trotzdem illegal. Schülerinnen dürfen auch nicht streiken, da rechtlich gesehen die Schule nicht ihr Arbeitgeber ist, wobei dies auch relativ schwer für Schulen zu ahnden ist. Rechtlich gesehen werden ihnen also die mit stärksten Möglichkeiten verwehrt. Ihnen fehlt ein wichtiger Hebel, Druck auszuüben. Auch in den Medien sind Jugendliche oft unterrepräsentiert. Dies kommt daher, dass sie eben generell nicht hohe Positionen in der Gesellschaft haben, weshalb sie oft nicht für Interviews und Talkshows eingeladen werden. Sie haben auch keine starke Lobby, so wie viele Berufs- oder Gesellschaftsgruppen. Die Situation ist also nicht gut, aber es ist nicht so, dass es gar keine Möglichkeiten oder Repräsentation gibt. In Deutschland gibt es die Möglichkeit, sich zum Beispiel Petitionen, Bürgerbewegungen und Jugendparlamenten zu beteiligen. Diese sind in der Regel nicht so wirksam für einen so kleinen Aufwand wie beim Wählen, aber bieten dennoch die Möglichkeit, an Politik teilzunehmen und Veränderung herbeizuführen. Petitionen dürfen von jeder Person, auch von Kindern und Jugendlichen, eingebracht und unterschrieben werden. Das muss nicht unbedingt direkt zu Veränderung führen, denn die Regierung ist nicht gezwungen Bitten und Beschwerden nachzukommen, kann jedoch Aufmerksamkeit auf das Thema leiten. Vor allem erhält man eine garantierte Antwort auf die Petition. Jugendparlamente sind eine relativ neue Erscheinung, werden aber vermehrt gefördert. Auch Friesland hat vor ein paar Jahren eins gewählt. Jugendparlamente vertreten in der Regel die Interessen von Jüngeren gegenüber einzelnen Gemeinden, es gibt aber sogar einen Kinder- und Jugendrat für ganz Nordrhein-Westfalen. Jugendparlamente werden jedoch nicht überall stark eingebunden oder werden überhaupt von den Jugendlichen selbst gewollt. Zum Beispiel hatte Varel schon vor dem jetzigen Jugendparlament versucht, ein anderes zu starten, dieses sah jedoch nicht genug Beteiligung. Schülervertretungen sollten den meisten bekannt sein. Auch unsere Schule, das LMG, hat eine. Die Schülervertretungen in den einzelnen Bundesländern unterscheiden sich in den einzelnen Rechten stark. Die SV an unserer Schule darf zum Beispiel mit abstimmen bei den Schulversammlungen. Auch sind Schülerinnen in den einzelnen Fachgremien vertreten. Alle Bundesländer haben auch Landesschülerparlamente. In diesem wird Stellung zu Themen bezogen und versucht, auf die Politik einzuwirken. Die Bundeschülerkonferenz gibt es auch, sie dient aber nur zum Austausch der Landesschülerparlamente und ist nicht offiziell gesetzlich anerkannt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele Schüler*innen vor allem durch Fridays for Future auf Demonstrationen gegangen sind und deswegen unabhängig vom Klima auch auf sich selbst als Gruppe aufmerksam gemacht haben. Zudem ist in vielen Gemeinden und auch manchen Bundesländern schon länger das Wahlalter auf 16 heruntergesetzt. Die Bundesregierung plant zudem für die Europawahl das Wahlalter auf 16 zu setzten und plant zu schauen, ob das auch bundesweit möglich ist. Das würde nicht allen Jugendlichen das Stimmrecht geben, jedoch aber einem signifikanten Teil.
Generell steht also den Jugendlichen ein wesentlich kleinerer Teil von Möglichkeiten zur Verfügung, sich demokratisch zu beteiligen, jedoch gibt es immerhin Möglichkeiten wie Petitionen und Jugendparlamente. Der Trend geht auch zu mehr Möglichkeiten für Jugendliche, was Hoffnung für eine bessere Einbeziehung unserer Interessen gibt.

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Ausgabe 54 PANORAMA

Belarus und Polen – EU DO BETTER

Schon im letzten Jahr haben wir einen Artikel über Belarus geschrieben, doch dieses Jahr ist es leider wieder so relevant wie selten zuvor. Lukaschenko ist nicht nur immer noch Präsident der Diktatur, nun versucht er aktiv die EU zu sabotieren. Die EU bekleckert sich jedoch auch nicht mit Ruhm.

Die Proteste 2020 in Belarus haben zu viel Gewalt gegen diese Proteste und die Personen, die dort festgenommen wurden, geführt. Menschenrechtsorganisationen wie die „Belarus Solidarity Foundation“ wurden 2021 als illegal erklärt. Die Situation der freien Presse wird von „Reporter ohne Grenzen“ 2021 als „schwierig“ eingestuft. Insgesamt läuft es also im Land nicht gut, doch seit 2021 lässt Lukaschenko nun auch Flüchtlinge durch sein Land, welche die Grenze nach Polen nutzen wollen. Innenpolitisch hat sich also nicht viel geändert seit meinem letzten Artikel, doch außenpolitisch tut sich derzeit einiges.

2020 veranstaltete Lukaschenko eine stark manipulierte Wahl. Davor schon und danach gab es riesige Proteste. Die EU erkannte Lukaschenko nicht als Staatsoberhaupt an und verhängte Sanktionen. Die EU ist sich generell nicht in Vielem einig und besonders in Fragen rund um das Thema Immigration sehr umstritten. Obwohl damit seit Jahren Probleme bestehen, gibt es immer noch keine einheitliche gute Regelung.

Deswegen hat Lukaschenko ein Druckmittel gegen die EU. Er will natürlich seine Anerkennung als Präsident und Aufhebung der Sanktionen. Er hat es zugelassen, laut EU sogar dazu ermutigt, dass Immigranten versuchen, über die Grenze nach Polen und letztendlich auch andere EU-Staaten fliehen. Laut polnischem Grenzschutz hätte es 40.000 Versuche des Grenzübertrittes gegeben.

Man mag nun von Immigration halten, was man will, die EU hat jedoch klare Richtlinien, dass Flüchtlinge wenigstens angehört werden müssen, damit festgestellt werden kann, ob sie ein Bleiberecht haben. Derzeit jedoch versucht Polen mit allen Mitteln, diese Flüchtlinge zurückzuhalten. Sie haben jetzt sogar einen Grenzzaun errichtet. Zudem veranstalten sie illegale Pushbacks, das Zurückschicken von Flüchtlingen, ohne diese vorher anzuhören, ob sie vielleicht legale Fluchtgründe wie Krieg und Verfolgung haben.

Jetzt verharren die Personen dort im Limbo, teilweise in alten Lagern, mit einer ungewissen Zukunft und schlechten Bedingungen. Dies ist nicht menschenwürdig.

Einerseits muss man also Belarus hier kritisieren, dass es Menschen zur EU-Grenze als Druckmittel ermutigte und jetzt aber nicht ins eigene Land lässt, obwohl sie sonst nirgendwo hinkönnen. Noch viel stärker muss man jedoch in diesem Fall die EU und Polen kritisieren. Es kann nicht sein, dass die EU ihre eigenen Werte und Rechte hintergeht. Sie muss endlich klare Verteilungsregelungen schaffen und das ganze Thema Immigration regeln. Denn die Situation am Mittelmeer ist auch nicht besser. Alleine 2.026 Menschen starben im Mittelmeer 2021 laut Zahlen von Mission Lifeline und gleichzeitig machen EU-Staaten ihr Bestes, Seenotrettung von NGOs zu stoppen.

Es ist ein Menschenrecht, vor Krieg und Verfolgung zu fliehen. Solange die EU die Menschenrechte also anerkennt, muss sie Asyl für wenigstens verfolgte Personen gewähren. Dasselbe gilt auch für Polen im Speziellen, da sie die illegalen Pushbacks veranstalten. Dies ist aber eben auch nur möglich, weil die EU sich mit dem Thema nicht beschäftigen will. Was Lukaschenko also macht, ist verwerflich. Er nutzt jedoch eine Schwäche der EU aus, die sie selbst schafft und nicht beheben will. Die EU schaut zu, wie Menschenrechtsverletzungen von Polen begangen werden. Es ist eine verzwickte Situation, die letztendlich nur nachhaltig von einer grundsätzlichen verbesserten Regelung der EU über Immigration und den Umgang damit behoben werden könnte.

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Ausgabe 54 TITELTHEMA

Ab wann ist etwas normal?

Was ist normal? Und ab wann ist es normal? Ist Rassismus normal? In dieser Ausgabe des Kaktus haben wir uns mit vielen Themen auseinandergesetzt und oft stand die Rezeption in der Gesellschaft im Fokus. Was z. B. ist der „normale“ Umgang mit Flüchtlingen, Müll und vielem anderen?

Normal. Das Wort stammt von dem lateinischen Wort normalis ab. Es hat zwei Bedeutungen, die erste ist, der Norm zu entsprechen. Normal zu sein bedeutet also, subjektiven gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und/oder medizinischen Vorstellungen zu entsprechen, wenn man die Definition ausschreibt.

Aber was sind diese gesellschaftlichen Vorstellungen? Wie klar und strikt sind sie? Viele Personen besitzen kein Haus, aber ist es automatisch dann auch „normal“, es zu besitzen oder nicht? Wo ziehen die Mehrheit ihre Linie und sieht etwas nicht mehr als “normal” an?

Das hängt stark mit der Kultur einer Gesellschaft zusammen und mit dem in ihr enthaltenen Menschenbild. Zum Beispiel ändert sich die vorherrschende Meinung in westlichen Demokratien derzeit dazu, dass Homosexualität als normal angesehen wird. Andererseits wurden noch bis vor wenigen Jahren offen homosexuellen Personen verfolgt, und auch heutzutage werden sie in vielen Teilen der Welt diskriminiert und nicht akzeptiert. Auch transgender Personen werden immer noch in vielen westlichen Demokratien diskriminiert und können in einigen nicht offen leben, ganz zu schweigen vom Rest der Welt.

Das Normale ist also immer von der jeweiligen Gesellschaft und Zeit abhängig und ändert sich auch.

Und deswegen will ich nun auf eine der alten Definitionen eingehen. “Normal” als Beschreibung des Geisteszustands. Wer nicht dem Standard der Gesellschaft, nicht der sozialen Erwartung entspricht, galt und gilt für manche immer noch als abnorm. So etwas ist klare Diskriminierung. “Normal” wurde in dieser Weise vor allem diskriminierend gegen LGBTQ+ und Personen mit Benachteiligungen genutzt.

Denn nicht “normal” in diesem Kontext impliziert komisch und eben nicht richtig zu sein, weil das “Normale” eben der Standard, die Norm, letztendlich das Akzeptierte ist.

Aus diesem Grund hat auch der Duden auf seiner Webseite zum Adjektiv “normal” geschrieben, dass diese Bedeutung des Wortes veraltet ist und nicht mehr verwendet wird.

“Normal” als Beschreibung ist also ein Wort, welches die sozialen Normen und Ansichten einer Zeit ausdrückt. Es hat aber aus genau diesem Grund auch einen belasteten Hintergrund. Wörter sind nämlich nicht einfach nur Beschreibungen der Welt, sondern Ausdruck der Gedanken und sollten aus diesem Grund mit Vorsicht und Reflexion benutzt werden, ansonsten können sie zu schrecklichen Konsequenzen führen.

Genau deshalb beschäftigt sich diese Kaktus-Ausgabe so sehr mit diesem Thema, damit wir die Probleme in unserem Umgang mit dem Außen reflektieren, denn das ermöglicht uns auch die Verbesserung dieses Umganges.

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Ausgabe 53 TITELTHEMA

Appell an die EU-Bürger

Beginnen wir doch mit ein paar klassischen Fragen zum Thema. Was ist Europa? Es ist ein Kontinent.

Was ist aber die EU? Das ist eine Union von vielen Ländern auf dem europäischen Kontinent. Womit befasst sie sich?

Mit vielen Themen: Vom Umgang mit den USA, die sich in den letzten vier Jahren nicht mehr als sicherer Partner gezeigt haben, bis zu den zukünftigen Beziehungen mit Russland und China, welche die Menschenrechte nicht akzeptieren. Sie beschäftigt sich auch mit inneren Themen, wie dem Umgang mit Polen und Ungarn, welche Tendenzen zeigen, die Demokratie auszuhebeln. Es geht auch um Themen wie Großbritannien, das die EU verlassen hat. Dieses Thema kann man schwer als  alllein äußeres oder inneres Thema klassifizieren.

Was aber bei allen diesen Sachen fehlt, ist die Frage nach der Entwicklung der EU. Wie sie sich entwickeln soll, was der jetzige Stand ist und was getan werden muss, sind die Fragen, die meiner Meinung nach zu oft unter den Tisch fallen. Wie kann man sich mit den Fragen über anderes beschäftigen, wenn man sich noch nicht einmal  über die eigene Identität und die eigenen Ziele im Klaren  ist. Diese Fragen mögen auch vielleicht oft in Parteien angesprochen werden, doch ich vermisse eine große gesellschaftliche Debatte darüber. Auch darf diese nicht nur in Deutschland stattfinden, sondern muss in allen EU-Staaten besprochen werden. Nur so können wir uns gemeinsam einig werden. Die EU ist schließlich ein gemeinsames Projekt und hat sich, man könnte es meinen, zu mehr als nur einem Wirtschaftsprojekt entwickelt.

In dieser Ausgabe des Kaktus haben wir die Europa als Thema unter die Lupe genommen und viele Aspekte genannt, ob gut oder schlecht. Letztendlich soll dieser Artikel alle dazu ermutigen, über ihr Verhältnis zur EU und ihre Meinung über deren Zukunft nachzudenken, damit sie hoffentlich auch darüber mitentscheiden können, was aus der EU noch werden soll.

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Ausgabe 53 Länder TITELTHEMA

Belarus: Die letzte Diktatur Europas

Der ehemalige Sowjetstaat Belarus, früher Weißrussland genannt, ist derzeit eine Diktatur, geführt von Alexander Lukaschenko. Der Staat hat immer noch enge Beziehungen zu Russland. Nach der manipulierten Wahl haben die Menschen jedoch genug und gehen auf die Straße, um gegen das herrschende Unrecht zu protestieren.

Tausende Menschen sind es derzeit, die auf die Straße gehen, doch wie kam es dazu?           Zum Ende der Sowjetunion wurde das Land 1991 unabhängig, weshalb es sich auch Belarus nannte, um seine Unabhängigkeit von Russland zu demonstrieren. Im Jahr 1994 kam es zur ersten freien Präsidentschaftswahl im Land, welche von Alexander Lukaschenko gewonnen wurde. Dieser sicherte sich im selben Jahr die Kontrolle über das staatliche Fernsehen und löste zwei Jahre später das Parlament sowie das Verfassungsgericht auf. Darüber hinaus wollte sich Lukaschenko Russland und der Ukraine annähern, doch zwischen Russland und Belarus blieb es nur bei enger wirtschaftlicher und militärischer Zusammenarbeit und mit der Ukraine kam es zu keiner engen Kooperation. Seit dem Jahr 2000 kommt es immer wieder zu Betrugsskandalen und auch grundsätzlich ist Lukaschenko in der Praxis wie ein Diktator.

Was genau macht dann nun die Menschen so wütend, dass sie gerade jetzt auf die Straße gehen? Dafür gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe, doch klar ist, dass die manipulierte Wahl, welche auch nicht von der EU anerkannt wurde, das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Zuvor hatte schon die Coronapolitik bei vielen zu Missmut geführt, denn Lukaschenko hatte zunächst das Virus veralbert. Dazu muss man jedoch sagen, dass das Gesundheitssystem des Staates überdurchschnittlich gut vorbereitet war, weil noch viel von den ehemaligen sowjetischen Verhältnissen übrigblieb. Ein weiterer Grund für den Unmut im Land könnten auch die politischen Gefangen sein, von denen manche auch Journalisten sind. Reporter ohne Grenzen stufte die Pressefreiheit dort auf Platz 153 von 180 Ländern im Jahr 2017 ein. Außerdem ist Lukaschenko auch sehr homophob und obwohl Homosexualität dort legal ist, kommt es immer wieder zu Festnahmen. All dies und wahrscheinlich noch mehr haben dazu geführt, dass nach der Wahl am 9. August nun viele Leute auf die Straße gehen, es einen Generalstreik gab und man Lukaschenkos Rücktritt fordert.  

Die große Frage, die nun bleibt, ist: Wie geht es weiter?

Derzeit ist das noch nicht so klar. Swjetlana Zichanouskaja, die wahrscheinlich wahre Gewinnerin der Wahl, aber definitiv sehr beliebte Kandidatin, befindet sich derzeit in Litauen, weil sie ihre Festnahme in Belarus zu befürchten hat. Dennoch arbeitet sie mit einem engeren Zirkel an einer Übergabe der Macht, wofür sie auch den unabhängigen Koordinierungsrat ins Leben gerufen hat. Dennoch ist die Voraussetzung für eine friedliche Machtübergabe der Wille Lukaschenkos. Dieser rührt sich aber derzeit noch nicht. Die Proteste halten jedoch an und drängen auf Rücktritt. Ob Lukaschenko vielleicht noch nachgeben wird, wird wohl davon abhängen, wie lange die Demonstranten durchhalten und ob vielleicht ein Teil der Polizei, auf die sich Lukaschenko derzeit stützt, ihm den Rücken kehren wird. Es wird nämlich teilweise viel Gewalt auf Demonstranten von Seiten der staatlichen Kräfte ausgeübt, was dazu führen könnte, dass unter Umständen ein Teil der Kräfte das Spiel Lukaschenkos nicht mehr mitspielen will.       Als Fazit jedoch kann man keine schnellen Schlüsse ziehen und einfach nur hoffen, dass sich etwas an den Zuständen ändern wird und vielleicht das Land wieder demokratischer wird.

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Ausgabe 53 TITELTHEMA

Im Gleichschritt?

Vielleicht fragt ihr euch, warum ihr euch für eine europäische Armee interessieren solltet? Oder warum ich diesen Artikel schreibe?

Es ist ganz einfach: Ich denke, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit braucht und es euch auch alle betreffen könnte. Die EU ist, mag man sie nun oder nicht, ein Gemeinschaftsprojekt und sie wird noch Jahre bestehen. Sie macht Gesetze, die unser Leben bestimmen und sie wird als eine Regierung wahrgenommen werden. Falls es zu einer europäischen Armee kommt, wird das im Notfall unsere Soldaten sowie unsere Verteidigung betreffen. Wenn wir also für die Not gewappnet sein wollen, braucht es gute Organisation in Zeiten, in denen es den Staaten gut geht. Zudem wird die Welt immer vernetzter: Probleme kann man nicht mehr allein betrachten und in ihrem vollen Kontext werden sie oft nur größer, wobei das auch für die Verteidigung gilt. Was könnte Deutschland allein gegen die Mächte der Welt, etwas China oder Russland ausrichten, wenn es sich nur auf sich selbst verlässt? Die NATO ist dafür da, möchte man meinen, doch die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass man sich nicht mehr auf allem Vertrauten ausruhen kann. So sehr neuste Ereignisse eine Rückkehr zum Normalen versprechen, zeigen sie uns doch, wie fragil die Bündnisse sind, die wir haben. Wir sollten daraus lernen und selbst Maßnahmen für den Fall treffen, dass etwas unternommen werden muss, sollte man sich nicht mehr auf bisherige Partner verlassen können. Nahe liegt also ein Bündnis mit festeren Strukturen als der NATO,  damit eine Lösung in der Not gefunden werden kann.

Wie ist der Stand ?

Deutschland hat die NATO und wir versuchen, auf europäischer Ebene zusammenzuarbeiten, wobei die Betonung auf „versuchen“ liegt. Derzeit gibt es keine große Diskussion über eine gemeinsame Armee und auch kaum einen Vorstoß  in diese Richtung. Gab es in der Vergangenheit in der EU einen solchen Vorstoß, scheiterte er oder bewegte nur wenig. Der letzte, die Idee eines gemeinsamen Außen- und Verteidigungsministeriums, hatte Erfolg, ist aber nur ein kleiner Schritt. Dies ist natürlich verständlich, wenn man bedenkt, was für ein großer Eingriff in die Souveränität der Staaten dies wäre und dass man dann für Schlechtes oder Gutes stark an die EU gebunden wäre. Ein Brexit wäre kaum noch möglich, einfach deshalb,  weil man für die Verteidigung auf die EU angewiesen wäre.

Zurzeit gibt es mehrere Verbände von europäischen Staaten, aber nur eine 1500 Mann starke Gruppe der EU selbst. Außerhalb dessen ist auch eine Zusammenarbeit schwierig. Es gibt gemeinsame Koordinationsprojekte und auch gemeinsame Institute, aber trotzdem haben viele der Staaten eigenes Material.  Dies ist ein zentraler Punkt, denn es würde Milliarden von Euro sparen, wenn das Equipment standardisiert würde. Die EU-Staaten leisten sich 17 verschiedene Arten von Panzern, während Russland nur acht und die USA sogar nur ein Modell haben. Es gibt eine Studie aus dem März 2015 vom CEPS (Centre for European Policy Studies), die besagt, dass eine fehlende gemeinsame Armee jährlich Kosten von 130 Milliarden fordert. Auch die Effizienz der EU-Staaten gesamt ist sehr niedrig. Sie hat ungefähr 150% der Truppenstärke der USA, jedoch 15% weniger Effizienz.

Wie könnte es sich entwickeln, wenn wir alle diese Fakten nun betrachten?

Das ist schwierig zu sagen, so wie es immer mit Zukunftsprognosen ist. Es gibt auf jeden Fall Vorstöße zu mehr Zusammenarbeit, gegen die sich nicht viele Leute aussprechen. Doch einer gemeinsamen Armee steht viel im Weg. Die USA sind nicht dafür, weil die europäische Abhängigkeit ihr gegenüber geschwächt würde. Manche europäischen Staatschefs, wie Angela Merkel und Emmanuel Macron, sind dafür, doch es sind auch viele Staaten in Europa dagegen, wie der fehlende Beitritt Dänemarks zum europäischen Außen- und Verteidigungsministerium zeigt. Man könnte damit beginnen, dass man sich in Gruppen von Staaten zusammenschließt, die dazu bereit sind und das Projekt langsam auf die gesamte EU ausweiten. Zurzeit gibt es jedoch kaum Initiativen für etwas Derartiges. Es sieht also derzeit noch nicht nach einer großen europäischen Armee aus, doch es gibt Versuche zur Zusammenarbeit.